Fünfter Auftritt.

[57] Vorige. Gärtner.


GÄRTNER sieht nur etwas hinter dem Tempel vor. Was nur der Herr Horfmann will? Da soll alles herum liegen; es ist ja nichts da. Geht ab.

DOMINIQUE sieht den Tempel an. Das haben wir gut gemacht, sage ich Ihnen.

MARQUIS sieht nach der andern Seite. Freund! Lieber Dominique!

DOMINIQUE. Was giebts? Was ist?

MARQUIS. Ich sehe kommen.

DOMINIQUE. Ach du lieber Gott!

MARQUIS. Sie sinds!

DOMINIQUE. Wo? wo?

MARQUIS. Dort! Sehen Sie nur da rechts![57]

DOMINIQUE. Das, das – der – dort kommt er; das ist er! – da der blaue – In freudiger Angst mit Thränen überlaut. Dominique!

MARQUIS. Pst! Er hält ihm den Mund zu. Verderben Sie den schönen Augenblick nicht!

DOMINIQUE. Nein, nein! Neben ihm das ist meine Tochter – Da Er stellt sich auf die Fußspitzen. He! Sehen Sie! Dahinten da springt was – ein Kind! mein Großkind – so sehen Sie doch! Das ist mein Großkind! –

MARQUIS. Leise, leise!

DOMINIQUE. Ach du lieber Gott! wie kann ein Großvater leise reden, der seinen Enkel zum ersten Male springen sieht. Fort, weg, hin!

MARQUIS hält ihn rasch auf. Aber Ihr Sohn –

DOMINIQUE steht vor Freuden starr. Da kommt er um die Ecke – da, da! – Laut. Domin – – ja so, stille, stille! Er sieht noch eben so aus – er ist mich noch eben so, ich weiß es gewiß. Bey meiner Seele! er hat sich nicht geändert.

MARQUIS. Die Gesellschaft bleibt stehen. Dahinten kommen noch zwey andre sehr geputzte Leute, und hinter ihnen viele Landleute.

DOMINIQUE lacht. Das ist Herr Delomer –

MARQUIS. Ja, das ist er.

DOMINIQUE. Der geht recht feyerlich und langsam. – Jetzt – jetzt kommen sie alle, alle.

MARQUIS. Nun fort von hier![58]

DOMINIQUE. Da hinten ins Gebüsche! Er geht nicht.

MARQUIS. Nur fort! Treibt ihn weg.

DOMINIQUE hält ihn fest umschlossen. Aber wenn lasse ich mich sehen?

MARQUIS. Ich will's Ihnen sagen.

DOMINIQUE. Ja, wenn's so der rechte Augenblick ist, dann schieben Sie mich heraus! Ich weiß nichts mehr; ich höre und sehe nicht mehr. Die Augen sind voll Wasser; die Kniee zittern, und ich kann – ich kann nicht mehr reden. Spricht Jemand von den Leuten meinen Namen aus, so schreye ich gleich laut: – Hier bin ich, hier!

MARQUIS zieht ihn in das Gebüsch hinter dem Tempel.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 57-59.
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