Sechster Auftritt.

[59] Dominique Sohn; und seine Frau.


DOMINIQUE bleibt am Eingange stehen. Warum jetzt gerade daher?

MADAM DOMINIQUE führt ihn in ihren Armen vor. Habe Nachsicht!

DOMINIQUE. In dem Geleit der herzlosen Menschen an diese Stelle, die mir heilig ist.[59]

MADAM DOMINIQUE. Daß der Graf und die Gräfin uns folgen, das ist ganz gegen meines Vaters Plan. Wir wollten hier, fern von allem Geräusch und Ueberlästigen, von Vergangenheit und Zukunft vertraulich reden.

DOMINIQUE. Dieß unselige Adelsdiplom! Es nimmt mir allen Frieden der Seele.

MADAM DOMINIQUE. Heute liege das Spielwerk da zur Schau! Morgen legen wir es in den Schrank.

DOMINIQUE. Und brauchen es nie.

MADAM DOMINIQUE. Nie!

DOMINIQUE reicht ihr die Hand. Habe Dank!

MADAM DOMINIQUE. Habe Geduld mit des Vaters Schwäche, und empfinde seine Liebe!

DOMINIQUE. Das gräfliche Gut und die Herrschaft kann ich nicht besitzen wollen.

MADAM DOMINIQUE. Auch nicht als Bürger?

DOMINIQUE. Auch nicht als Bürger. Ach! ich habe dazu mehr als eine Ursach.

MADAM DOMINIQUE. Die du nicht nennen willst?

DOMINIQUE. Liebst du mich, so thust du die Frage nicht wieder.

MADAM DOMINIQUE. Nur heute Frieden! – Nur um Frieden bitte ich dich für heute![60]

DOMINIQUE. Wir werden morgen nicht weiter kommen, als heute.

MADAM DOMINIQUE. Bey dem Andenken, was hier so oft uns glücklich machte – bey deines ehrwürdigen Vaters Andenken, bitte ich dich – hoffe auf eine milde Wendung der Dinge!

DOMINIQUE reicht ihr die Hand. Ich will es.

MADAM DOMINIQUE. Bey diesem Namen hat noch Niemand etwas vergeblich von dir gebeten. Sie umarmt ihn.

DOMINIQUE. Daß er hier wäre! Daß sein gerader froher Sinn zwischen uns entschiede! Ach, er würde jeden von uns sanft auf die Stelle leiten, wohin er gehört.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 59-61.
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