Zweyter Auftritt.

[73] Vorige. Delomer.


DELOMER. Sie verlangen nach mir, lieber Bruder?

DOMINIQUE V. Von Herzen.

DELOMER. Mein Freund, mein Vater, mein Wohlthäter! Umarmen Sie mich doch von ganzer Seele!

DOMINIQUE V. Ja, bey Gott! von ganzer Seele. Sie umarmen sich. Er sieht noch recht wacker und ansehnlich aus, der Bruder Delomer.

DELOMER. Ihr Besuch macht mich so glücklich. Ich bin stolz darauf, Ihnen meine liebevolle Verehrung zu beweisen.

DOMINIQUE S. Das ist ein Geburtstagsgeschenk, was Ihnen der Himmel reich vergelte! Dieser Empfang meines ehrwürdigen Vaters rührt mich so, daß ich meine Freudenthränen mit dankbarem Entzücken auf Ihre liebe Hand fallen lasse. –

DELOMER droht ihm sanft. Dominique!

DOMINIQUE S. Nehmen Sie immer die Huldigung für Ihre Empfindung an, sie kommt aus dem Herzen.[74]

DELOMER. Aber, lieber Sohn, welchen andern Empfang konnten Sie erwarten? Was wäre ich ohne Ihren Vater? Verlasse mich alles Glück, wenn ich das je vergesse!

DOMINIQUE V. zu seinem Sohn. Der Mann ist brav. Seine Gutsherrlichkeit sieht unter der Herrschaft seines Herzens. Drum wird sich das Uebrige schon finden.

DELOMER. Das Uebrige – – Kinder, laßt mich einen Augenblick mit dem Vater allein!

DOMINIQUE V. Ach, warum allein?

DELOMER. Einen Augenblick nur!

DOMINIQUE S. Lange kanns nicht seyn. Mein weitester Weg ist gemacht – was noch übrig ist – das müssen wir Hand in Hand gehen. – Nun so geht; aber in der Nähe müßt ihr bleiben, daß ich euch gleich haben und rufen kann; denn – Er nimmt die Kinder bey Seite. es giebt hier noch etwas von Freude. – – Kein Geld. Mein Seele! ihr habt damals alles von mir gekriegt; – aber etwas, das dem Herzen noch besser thut, als Geld.

DOMINIQUE S. Darf ich rathen?

DOMINIQUE V. Du verfällst nicht darauf.

MAD. DOMINIQUE. Ich werde forschen –

DOMINIQUE V. Nein! Dominique, leide das nicht! Verderbt mir meinen Spaß nicht, Kinder! Du mußt mir dafür stehen.[75]

DOMINIQUE S. Wir werden unterdeß von Ihnen reden, lieber Vater! – Ach, dann vergessen wir über der gegenwärtigen Freude, daß es noch eine größere geben kann. Sie gehen Arm in Arm ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 73-76.
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