[395] Katharina blaß und verweint. Die Vorigen.
KATHARINA.
Guten Morgen, Mädchen!
Die Fräulein küssen ihr die Hand. Sie streichelt Theresens Wange.
Wie das leichte Rot
Auf diesen Wangen scherzt und spielt! Das Blut
Der reinen Jugend kommt, und grüßt den Tag,
Indes ein schuldiges Gemüt ums Herz
Der kranken Purpur wogen Flut versammelt,
Dem Licht sie zu entziehn. – War niemand hier?
THERESE.
Nein, gnäd'ge Frau.
KATHARINA.
Dein Bruder auch nicht?
THERESE.
Nein.
KATHARINA.
Niemand!
ANNA.
Niemand, Eur' Majestät.
KATHARINA.
Nennt mich
Nicht Majestät! Die Majestät verkündet
Der Schwarm, die Anbetung. Die Königswürde
Hört auf in Wüsten. Nennt mich Martha, wie ...
St! Habt dies nicht gehört! O, ich schlief schlecht! ...
THERESE.
Matuschka, soll ich dir ein Liedchen singen?[396]
KATHARINA.
Wird mich dein Liedchen heiter machen, Kind?
Musik erhöht die Freude, schärft den Schmerz;
Ein Dämon, mächt'ger als des Menschen Geist,
Lau'rt in den Tönen. – Laßt uns sticken, Mädchen.
Anna bringt ihr eine Arbeit. Sie setzt sich.
Wir wollen Blumen schaffen mit der Nadel,
Indes das Herz von Dornen starrt. Man sieht
So einem Werk von Frauenhand nicht an,
Wie viele Tränen, Seufzer, Bangigkeiten
Hineingefädelt wurden. – Plaudert, Mädchen!
Denkt, ich wär' eure Mutter, und wir stickten
Ums liebe Brot. Vertreibt mit Stadtgeschichten
Der Mutter ihre Zeit!
Ausgewählte Ausgaben von
Alexis
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