Erste Szene


[479] Die Galerie. Jaguschinsky. Schaphirow.


JAGUSCHINSKY.

Verhaftet Menzikof?

SCHAPHIROW.

Soeben.

JAGUSCHINSKY.

Wegen?

SCHAPHIROW.

Erpressung, Volksdruck, Lug.

JAGUSCHINSKY.

Das zielt auf uns!

An diesen Pfahl hängt er die Warnungstafel.[479]

Der Schrecken geht durch Petersburg. Zur Festung

Soll'n wir um Eilfe kommen?

SCHAPHIROW.

Alle, die

Den Zarewitsch verurteilt.

JAGUSCHINSKY.

Schaphirow,

Was soll'n wir in der Festung?

SCHAPHIROW.

Publikum

Vorstellen, oder ... Weiß ich's? – Eingepackt!

Die Post muß stets zur Abfahrt fertig sein.

Klar ist's, wir sprachen ihm zu Danke nicht,

Und selber sind wir seines Sohns Verklagte.

JAGUSCHINSKY.

Den – läßt er aus, und uns behält er dort.

SCHAPHIROW.

Und wen behält er draußen?

JAGUSCHINSKY.

Das erwägt

Sein Grimm nicht. – Ha! Gehn wir, dem Kalbe gleich,

An Schlächters Seil zur Bank?

SCHAPHIROW.

Mein Jaguschinsky,

Uns beide nährt' er wohl zu Stieren auf.

Gilt's, wollen wir, wie trutz'ge Stiere, kühn

Die Hörner weisen, daß der Schlächter merke,

Er müsse mit des Armes höchster Stärke

Den Beilschlag führen.[480]

JAGUSCHINSKY.

So erwartet' ich's.

Ihr seid ein Mann, der nicht dem Tode bleibt

Die Antwort schuldig. Fällen mag er uns,

Er soll uns nicht erniedrigen! Die Wipfel

Sie mögen liegen in dem Staub, zerquetscht;

Grün, nicht von Angst gewelkt! Kommt, Schaphirow,

Aufsuchen laßt die Freunde uns, daß wir

Durch unsern Zuspruch ihren Mut erwecken;

Dem Schreck ohn' Ende folgt ein End' mit Schrecken!


Beide ab.


Quelle:
Karl Immermann: Werke. Herausgegeben von Benno von Wiese, Band 4, Frankfurt a.M., Wiesbaden 1971–1977, S. 479-481.
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