Fünfter Auftritt.


[31] Schlachtfeld. Schießen. Getümmel.

Der Herzog von Danzig tritt auf mit La Coste.


HERZOG.

Zwei Bataillone sollen die Besatzung

Der Brücken, die bei Volders und bei Hall

Sich über'n Inn erstrecken, gleich verstärken.

Es gilt, um jeden Preis den Inn zu halten.

Und dort befehligt Speckbacher, nicht wahr?

LA COSTE. So ist's!

HERZOG.

Dort gilt es Vorsicht! Er versteht,

Ich hab's erfahren, gründlich sein Gewerbe.

Gehn Sie, La Coste!


La Coste ab.


FLEURY kommt.

Unsre Truppen wanken

Bei Natters und bei Mutters, und der Pater

Dringt wütend gegen unsre Schanzen vor –

HERZOG.

Sie sind doch nicht genommen?

FLEURY.

Nein, noch nicht.

Doch Gen'ral Raglovich begehrt Sukkurs,

Er könne sie nicht länger halten, sagt er.

HERZOG.

Er soll sie halten! Sagen Sie ihm das.

Ein Regiment kann durch den Sumpf bei Gallwies

Den Feinden in die linke Flanke gehn,

Und sie von Ödenhausen rückwärts fassen,

Dann schieb' er seine Front im Sturmschritt vor,

Und quetsche so die Bauern dort zusammen.[31]

FLEURY.

Daran hat auch der General gedacht,

Allein der Sumpf bei Gallwies ist zu tief,

Es wird entsetzlich Menschen kosten.

HERZOG.

Möglich –

Auch nehm' er kein französisch Regiment,

Die Sachsen oder Bayern soll er nehmen.


Fleury ab.


So steht's denn auf den Flügeln, denk' ich, gut.

Und hier im Centro werf' ich selbst den Feind.


Mehrere Soldaten und Offiziere treten auf.


Was wollen meine Tapfern?

EIN OFFIZIER.

Hoher Feldherr!

Befehl zum Stürmen auf des Isels Höh'!

Nur dünn zerstreute Haufen der Empörer

Ziehn, Füchsen gleich, durch das Gebüsch, und necken

Sich, einzeln feuernd, mit den Tirailleuren.

Wir schlagen sie mit leichter Müh', und haben

Die Stellung dann, die jeden Punkt beherrscht.

HERZOG.

Wie? Sollte grade hier so wenig stehn?

Kein Wunder wär's, denn, wie ich hab' erfahren,

Befindet ihr Prophet sich auf dem Isel,

Der, im Vertraun auf seine Engelscharen,

Verschmäht, mit ird'scher Macht sich zu umgeben.

Wohlan, zum Sturm! Ihr kamt zur rechten Zeit,

Der Tag ist unser, wenn der Berg gewonnen.

Eu'r Feldherr setzt sich selbst an eure Spitze,

Und will das Los des letzten Reiters teilen,

Denkt eures Ruhmes, ihr beherzten Braven,

Folgt mir zum Angriff auf die Pfaffensklaven!


Mit den Offizieren und Soldaten ab.


Quelle:
Karl Immermann: Andreas Hofer der Sandwirt von Passeier. Bielefeld und Leipzig 1912, S. 31-32.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Horribilicribrifax

Horribilicribrifax

Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon