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[165] Jüngst stand ich mit dem ersten Frühlicht auf
Und nahm hinaus ins Freie meinen Lauf,
Wo silbergrau die Morgendämmrung lag,
Umflorend noch den rosenroten Tag.
Mich einmal satt zu gehen auf den Feldern
Vom Morgen früh bis in die späte Nacht,
Ein bleibend Lied zu holen in den Wäldern,
Hatt ich zum festen Vorsatz mir gemacht!
Rein war der Morgen, bald zum Tag erhellt;
Der volle Liebespuls schlug durch die Welt,
Die Lüfte wehten und der Vogel sang,
Die Eichen wuchsen und die Quelle sprang,
Die Blumen blühten und die Früchte reiften,
Ein jeglich Gras tat seinen Odemzug,
Die Berge standen und die Wolken schweiften,
Und fächelnd mich des Lebens Schwinge trug.
Ich schlenderte den lieben Tag entlang,
Im Herzen schlummerte der Hochgesang;[165]
Es brach sich Bahn der Wachtel leichter Schlag,
Jedoch mein Lied – es rang umsonst zu Tag!
Es ward Mittag; ich lag an Silberflüssen
Und sucht die Sonne in der klaren Flut:
Ich durfte nicht von Angesicht sie grüßen,
Der ich allein in all dem Drang geruht!
Die Sonne sank und ließ die Welt der Ruh,
Die Abendnebel gingen ab und zu.
Ich lag auf Bergeshöhen, matt und müd,
Tief in der Brust das ungesungne Lied:
Da nickten, spottend mein, die schlanken Tannen,
Und höhnisch sah der Erde Moos empor
Mit seinen Würmern, die darüber spannen,
Und lachend brach das Firmament hervor!
Von Osten wehte rein und scharf der Wind:
»Was suchst du hier, armselig Menschenkind!
Du stumme Pfeife in dem Orgelchor,
Du Schlemihl, der da Raum und Zeit verlor?
Dir ward das Leichteste, das Lied, gegeben,
Das, selbst sich bauend, aus der Kehle bricht:
Du aber legst dein unbeholfen Leben,
Wie einen Stein, ihm auf den Weg zum Licht!«
So sprach der Wind? – O nein, so sprach der Schmerz,
Der mir wie Ketten hing ums dunkle Herz.
Ein fremder Körper, ohne Form und Schall,
So, deucht' mir, lag ich im lebend'gen All!
Und Wind und Tannen, Berge, Moos und Sterne,
Sie schlangen lächelnd ihren weiten Kranz;
Wie an der Insel in der Meeresferne
Brach sich an mir der friedlich milde Glanz.
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