Morgengesang am Schöpfungsfeste

[95] »Zwei Stimmen.«


Noch komt sie nicht die Sonne, Gottes gesendete,

Noch weilt sie die Lebensgeberin:

Von Dufte schauert es ringsumher

Auf der wartenden Erde.


Heiliger! Hocherhabner! Erster!

Du hast auch unseren Sirius gemacht!

Wie wird er strahlen, wie strahlen

Der hellere Sirius der Erde!


Schon wehen sie, süuseln sie, kühlen

Die melodischen Lüste der Frühe!

Schon wallt sie einher die Morgenröthe, verkündiget

Die Auferstehung der todten Sonne.
[96]

Herr! Herr! Gott! barmherzig, und gnädig!

Wir deine Kinder, wir mehr als Sonnen

Müssen dereinst auch untergehen,

Und werden auch aufgehn!


»Alle.«


Herr! Herr! Gott! barmherzig, und gnädig!

Wir deine Kinder, wir mehr als Sonnen

Müssen dereinst auch untergehen,

Und werden auch aufgehn!


»Zwey Stimmem.«


Halleluja, seht ihr die strahlende, göttliche kommen?

Wie sie da an dem Himmel emporsteigt!

Halleluja, wie sie da, auch ein Gotteskind,

Aufersteht!


O der Sonne Gottes! Und solche Sonnen,

Wie diese, die jetzo gegen uns strahlt,

Hiess er, gleich dem Schaum auf den Wogen, tausend mal tausend

Werden in der Welten Ozeane.
[97]

Und du solltest nicht auferwecken? der auf dem ganzen

Schauplatz der unüberdenkbaren Schöpfung,

Immer, und alles wandelt,

Und herlicher macht durch die Wandlung!


»Alle.«


Halleluja, seht ihr die strahlende, göttliche kommen?

Wie sie da an dem Himmel emporsteigt!

Halleluja, wie sie da, auch ein Gotteskind,

Aufersteht!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 95-98.
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