188. Das Kloster Chorin.
Mündlich.

[202] Das Kloster Chorin hat nicht immer an der Stelle gestanden, wo man noch jetzt die schönen Ruinen desselben sieht, sondern es hat ehmals in der Nähe des großen Paarsteinschen Sees auf dem Rosmarinberge gestanden; warum man es aber von dort fortgebracht, weiß man nicht. Als nun das neue Kloster an dem Mariensee gebaut wurde, da haben sieben Baumeister lange lange Jahre daran gearbeitet, bis sie endlich das herrliche Werk vollendet haben; es war aber auch eine gar schwere Arbeit, indem sie auch noch einen weiten unterirdischen Gang nach dem Kloster zu Angermünde, in dem die Choriner Mönche zu den dortigen Nonnen gingen, sowie einen von da nach Greifenberg, bauten. So hat es denn lange Zeit gestanden in seiner Pracht, bis es endlich mit allen Gebäuden, die darum und daran sind, auf ewige Zeiten verwünscht worden ist. Von da an sind die Unterirdischen darin eingezogen, die kommen bald hier, bald da in ihrer grauen Kleidung und mit dreieckigem Hute zum Vorschein, aber nicht jeder kann sie sehen, sondern nur Sonntagskinder und andre Begabte.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 202-203.
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