9. General Luxemburg und der Teufel.
Mündlich aus Brodewin in d.U.M.

[280] Vor Zeiten war einmal ein großer General, der hieß Luxemburg und hatte einen Bund mit dem Teufel geschlossen, daß er ihm eine bestimmte Zeit dienen solle; das wurde aber dem Teufel gar bald leid, denn der Luxemburg quälte ihn so, daß er ihm endlich alle seine Briefschaften, mit denen er sich ihm verschrieben hatte, zurückgeben wollte, aber jener nahm es nicht an, sondern fuhr fort, den Teufel tüchtig in Athem zu setzen. So wollte Luxemburg auch einmal eine große Reise unternehmen, doch wollte er nicht die gewöhnliche Straße nehmen, sondern durch die Luft fahren, und da mußte ihm denn der Teufel eine Brücke bauen. Da es aber gar schnell ging, und er dem Teufel auch vorher nichts davon gesagt hatte, so mußte der immer die Bohlen und Balken, über die Luxemburg eben gefahren war, hinten abreißen und sie vorne wieder anbauen, damit[280] nur die Brücke nicht unterbrochen wurde, denn sonst wäre der Contract gelöst gewesen. Nur hin und wieder erlaubte ihm der General ein wenig Ruhe und dann fuhr er auf ebner Erde. Da geschah es auch einmal, daß ein Bauer auf einem Strohwagen hinter ihm herfuhr, und als der Teufel nun die Luftbrücke baute, da folgte er immer hinten nach, ohne daß er, da es Nacht war, gemerkt hätte, wo er sich befand; einmal zwar wollten seine Pferde nicht recht vorwärts, und er wußte nicht warum, allein er hieb mit der Peitsche tüchtig auf sie los, und da liefen sie wieder vorwärts, seine Peitsche jedoch blieb an einem Pfahle sitzen, so daß er sie in der Schnelligkeit im Stich lassen mußte. Endlich gings nun wieder zur Erde hinab, und als ein Kreuzweg kam, fuhr der Bauer ab; da rief ihm Luxemburg nach, diesmal seis ihm noch so hingegangen, aber er solle nicht wieder kommen. Der Bauer war ganz verwundert und wußte nicht, was jener wollte, als er aber nach einiger Zeit nach Haufe zurückkehrte und ins erste Dorf kam, sah er an der Spitze des Kirchthurms seine Peitsche hangen, und da ward ihm denn klar, daß er müsse durch die Luft gefahren sein.

So quälte denn Luxemburg den Teufel noch manches Jahr, bis endlich die Zeit des Bündnisses um war; da kam der Böse an, ihn zu holen, Luxemburg aber hatte Wachen ausgestellt, die ihn nicht hereinlassen sollten, allein die schob der Teufel den einen Mann zur Linken, den andern zur Rechten, so daß sie augenblicklich todt nieder fielen; darauf eilte er in das Zimmer[281] des Generals, und als dessen schnell nachgeeilte Dienerschaft dahin folgte, fand sie ihn nicht mehr, aber auch der General war verschwunden und nur seine hohle Haut lag am Boden.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 280-282.
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