Deutschland

[12] Hundert Jahre sind es bald,

Als Despot Napoleon,

Weggehaun und weggeknallt,

Lief auf Leipzigs Feld davon.

Guten Schluß gemacht

Hat die Völkerschlacht,

Und er hatte seinen Lohn.


Einmal noch, nach manchem Jahr,

Will der Franzmann unsern Rhein;

Der teutonische Barbar

Jagt ihn über Stock und Stein.

Sedan, hoch! Hurra!

Und mit Gloria

Drangen wir in Welschland ein.


Deutschland einig! Nord und Süd!

Hand in Hand und Brust an Brust!

Kaiser Wilhelm, niemals müd,

Bis zum Tode pflichtbewußt.

Und des Kanzlers Kraft

Mit dem Eisenschaft,

Steht breitbeinig wie Granit.
[13]

Komm, wer will, nur jetzt heran;

Wenn die Welt uns auch umgraust,

Unser Kaiser obenan

Zeigt dem Teufel seine Faust.

Friede soll es sein!

Bricht der Feind herein,

Wird gepackt er und zerzaust.


Ruh nicht aus, mein Vaterland!

Stark zu Lande, stark zu Meer!

Duck dich nie! Paß auf am Strand!

Laß den Finger am Gewehr!

Deiner Flotte Hut

Schützt die Küste gut,

Schützt den ruhigen Verkehr.


Mächtig muß die Flotte sein,

Rings gesehn im Ozean.

Morgenrot und Mittagsschein

Glühn auf ihrer Flaggenbahn.

Vorwärts! Auf! Es gilt!

Halten wir den Schild

Über Deutschlands flüggen Schwan.


Quelle:
Detlev von Liliencron: Gute Nacht. Berlin 1909, S. 12-14.
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