Sechster Auftritt.


[23] Stein. Förster.


STEIN wirft die Karten hin. Hab' ich denn einen Trumpf?

FÖRSTER meldend. Zwanzig in Grün.

STEIN nimmt seine Karten wieder auf; ungeduldig. Warum nicht vierzig? Da über dem Grün fällt mir ein – Hast du's überlegt nun, das mit dem Durchforsten?

FÖRSTER. Der Kerl ist ein – Sie spielen fortwährend.

STEIN. Welcher Kerl?

FÖRSTER. Der das ausgeheckt hat.

STEIN. Ich?

FÖRSTER. Dein Buchjäger da –

STEIN wird immer hitziger; betonend. Mein Buchjäger?

FÖRSTER immer ruhiger und leichter. Na, meinetwegen meiner.

STEIN. Was du immer mit dem hast?!

FÖRSTER. So laß ihn weg.

STEIN. Als wenn ich – du – bei jeder Gelegenheit bringst[23] du den. Du kannst nicht von ihm loskommen. Wie Teig hängt er dir in den Zähnen.

FÖRSTER sehr ruhig. Wie zum Exempel jetzt.

STEIN. Du hast's einmal darauf abgesehn, mich zu ärgern.

FÖRSTER. Dummes Zeug; dir ist's nur ums Krakeelen.

STEIN. Mir? – Aber was stichst du da gleich, wenn ich mich verwerfe?

FÖRSTER. Verworfen ist verspielt.

STEIN wirft seine Karten hin. Nun; da hast du die ganze Geschichte! Springt auf.

FÖRSTER. Ich gebe. Mischt ganz ruhig und gibt.

STEIN der Schritte gemacht. Ich spiele nicht mehr mit dir.

FÖRSTER ohne sich stören zu lassen. Aber das Geben ist an mir.

STEIN setzt sich wieder. Alter Eigensinn!

FÖRSTER. Gleich oben hinaus.

STEIN nimmt seine Karten; noch heftig. Nicht nachgegeben! Und wenn sein Unrecht klar ist wie der Tag.


Quelle:
Otto Ludwig: Werke. Leipzig und Wien [1898], S. 23-24.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Erbförster
Der Erbförster: Ein Trauerspiel in Fünf Aufzügen (German Edition)