XXXIIII.

1VNweise Leute betriegen sich selbs / mit törichten hoffnungen / Vnd Narren verlassen sich auff Trewme.

2WEr auff Trewme helt / der greifft nach dem Schatten / vnd wil den Wind hasschen. 3Trewme sind nichts anders / den Bilde on wesen.

4WAs vnrein1 ist / wie kan das rein sein? Vnd was falsch ist / wie kan das war sein?

5EJgen Weissagung vnd deutung vnd trewme sind nichts / Vnd machen doch einem schwere gedancken. 6Vnd wo es nicht kompt durch eingebung des Höhesten / so halt nichts dauon / 7Denn trewme betriegen viel Leute / vnd feilet denen / die darauff bawen. [194b]

8MAn darff keiner Lügen2 dazu / das man das Gebot halte / Vnd man hat gnug am wort Gottes /wenn man recht leren wil.


9EJn wolgeübter Man verstehet viel / vnd ein wol erfarner kan von Weisheit reden. 10Wer aber nicht geübt ist / Der verstehet wenig / 11Vnd die jrrigen Geister stifften viel böses.

12DA ich noch im jrthum war / kund ich auch viel lerens / Vnd war so gelert / das ichs nicht alles sagen kund / 13Vnd bin offt in fahr des Tods drüber komen / Bis ich dauon erlöset worden bin. 14Nu sehe ich / das die Gottfürchtigen den rechten Geist haben / 15Denn jr Hoffnung stehet auff dem / der jnen helffen kan.

16WEr den HERRN fürchtet / der darff fur nichts erschrecken / noch sich entsetzen / Denn er ist seine Zuuersicht.

17WOl dem / der den HERRN fürchtet / 18Worauff verlesset er sich? Wer ist sein trotz? 19Die Augen des HERRN sehen auff die / so jn liebhaben. Er ist ein gewaltiger Schutz / eine grosse Stercke / ein Schirm wider die Hitze / eine Hütte wider den heissen mittag / eine Hut wider das straucheln /eine Hülffe wider den Fall. 20Der das hertz erfrewet /vnd das angesicht frölich macht / vnd gibt gesundheit leben vnd segen.


1 Die Trewme sind falsch vnd vnrein / Was solten sie denn heiligen / oder gut machen.

2 Darffest nicht die Trewme fragen / was gut sey zuthun / Du hast Gottes wort.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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