XXXIX.

25WEr die Schrifft lernen sol / der kan keiner andern Erbeit warten / Vnd wen man leren sol / der mus sonst nichts zuthun haben.


26WJe kan der der Lere warten / der pflügen mus /vnd der gerne die Ochssen mit der geissel treibet / vnd mit der gleichen wercken vmbgehet / vnd weis nichts /denn von Ochssen zu reden? 27Er mus dencken / wie er ackern sol / vnd mus spat vnd früe den Küen futter geben.


28ALso auch die Tischler vnd Zimmerleute / die tag vnd nacht erbeiten / vnd schnitzen Bildwerck /vnd vleis haben / mancherley erbeit zu machen / Die müssen dencken / das es recht werde / vnd früe vnd spat dran sein / das sie es volenden.


29ALso ein Schmid / der mus bey seinem Ambos sein / vnd seiner Schmitte warten / vnd wird mat vom fewr / vnd erbeit sich müde vber der Esse / 30Das hemmern schlegt jm die Ohren vol / vnd sihet drauff /wie er das Werck recht mache / 31vnd mus dencken /wie ers fertige / vnd früe vnd spat dran sein / das ers fein auserbeite.


32ALso ein Töpffer / der mus bey seiner Erbeit sein / vnd die Scheiben mit seinen Füssen vmbtreiben / vnd mus jmer mit sorgen sein Werck machen. Vnd hat sein gewis Tagwerck. 33Er mus mit seinen armen aus dem thon sein Gefess formiren / vnd mus sich zu seinen füssen müde bücken / 34Er mus dencken / wie ers fein glasure / vnd früe vnd spat den Ofen fegen.


35DJese alle trösten sich jres Handwercks / Vnd ein jglicher vleissiget sich das er seine erbeit könne / 36Man kan jr in der Stad nicht emperen. 37Aber man kan sie nirgend hin schicken / Sie können der Ampt auch nicht gewarten / noch in der Gemeine regieren. 38Sie können den Verstand nicht haben / die Schrifft zu leren / noch das Recht vnd Gerechtigkeit zu predigen. 39Sie können die Sprüche nicht lesen / Sondern müssen der zeitlichen Narung warten / vnd dencken nicht weiter / denn was sie mit jrer erbeit gewinnen mügen.

1WEr sich aber darauff geben sol / das er das gesetz des Höhesten lerne1 / der mus die weisheit aller Alten erforschen / vnd in den Propheten studiren. 2Er mus die Geschicht der berümbten Leute mercken /vnd den selben nachdencken / was sie bedeuten vnd leren. 3Er mus die geistlichen Sprüche lernen / vnd in den tieffen Reden sich vben. 4Der kan den Fürsten dienen / vnd bey den Herrn sein. 5Er kan sich schicken lassen in frembde Land / Denn er hat versucht /was bey den Leuten taug oder nicht taug. 6Vnd denckt / wie er früe auffstehe / den HERRN zu suchen / der jn geschaffen hat / vnd betet fur dem Höhesten. 7Er thut seinen mund getrost auff / vnd betet fur des gantzen Volcks sünde.

8VND wenn denn der HERR also versünet ist / so gibt er jm den Geist der weisheit reichlich / 9das er weisen Rat vnd Lere geben kan gewaltiglich / Dafür er dem HERRN danckt in seinem Gebet. 10Vnd der HERR gibt gnade dazu / das sein Rat vnd Lere fortgehen. 11Vnd er betrachtets vor bey sich selbs / Darnach sagt er seinen Rat vnd Lere heraus / vnd beweisets mit der heiligen Schrifft. 12Vnd viel verwundern sich seiner weisheit / vnd sie wird nimer mehr vntergehen. 13Sein wird nimer mehr vergessen / vnd sein name bleibet für vnd für. 14Was er geleret hat / wird man weiter predigen / vnd die Gemeine wird jn rhümen. 15Die weil er lebt / hat er einen grössern namen / denn andere tausent / Vnd nach seinem Tod /bleibt jm der selbige name.


1 Ein Pfarrher oder Prediger sol studirn / vnd vnter allerley Bücher sich vben / So gibt jm Gott auch verstand / Aber Bauchpfaffen lesst er ledig.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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