Vom Raben vnd Fuchse.

[11] Ein Rab hatte einen Kese gestolen / vnd satzte sich auff einen hohen Baum / vnd wolte zeren / Als er aber seiner art nach nicht schweigen kan / wenn er isset /höret jn ein Fuchs vber dem Kese kecken / vnd lieff zu / vnd sprach / O Rab / nu hab ich mein lebtag nicht schöner Vogel gesehen / von Feddern vnd Gestalt /denn du bist. Vnd wenn du auch so eine schöne Stimme hettest zu singen / so solt man dich zum Könige krönen / vber alle Vögel.

Den Raben kützelt solch Lob vnd Schmeicheln /fing an / wolt sein schönen Gesang hören lassen / vnd als er den Schnabel auffthet / empfiel im der Kese /den nam der Fuchs behend / fras jn / vnd lachet des thörichten Rabens.


Hüt


dich wenn der Fuchs den Raben lobt / Hüt dich für schmeichlern / so schinden vnd schaben etc.

Quelle:
Martin Luther: Etliche Fabeln aus Esopo von D. M. Luther verdeutscht , in: Fabeln. Heidelberg 1924, S. 3–11, S. 11.
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