2.

[116] Goldhelle Sonne und taufrische Luft

Und Lieder und Blütenprangen,

Des Buchweizens und der Lupine Duft

Umschmeichelt mir üppig die Wangen.


Die Welt so schön und der Arm so leer,

Und das Herz, es hungert nach Liebe –

Du qualmiger Wind, jetzt fege daher

Mit deinem Todesgestiebe!
[116]

O blutrote Sonne und eisiger Rauch

Und keuchend-engbrüstiges Sausen,

Jetzt fauche, du dörrender Todeshauch,

Ich lechze nach Schauder und Grausen.


Ich lechze nach Sturmwind und Wetterschlag,

Daß Leib und Seele erzittert –

Ich wollte, es wäre der jüngste Tag

Und die alte Erde zersplittert ...


Münster, Mai 1889


Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 116-117.
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