Blut und Eisen

[159] Ja, Blut und Eisen,

Die werden beweisen

Der neuen Zeit ihr altes Recht,

Es wird zerschlagen

In kurzen Tagen

Die Kerkerwand der müde Knecht.


In starken Armen

Pocht ohne Erbarmen

Der rote Saft voll Lebensmut,

Er wird ersetzen

An allen Plätzen

Das abgestandne, blaue Blut.


Amboß und Hammer,

Der alte Jammer

Wird kurz und bündig abgeschafft,

Der breite Rücken

Verlernt das Bücken,

Die Schwielenfaust merkt ihre Kraft.


Das Schlachtschwert werde

Ein Pflug für die Erde,

Kein ekles Rüstzeug für den Mord,

Es wird der Krieger

Ein Geistessieger

Und lächelt über den alten Sport.


Ein Liebesverlangen

Wird heiß umfangen

Der feindlichen Völker geisthellen Sohn,[159]

Mit offenen Armen

Wird sich umarmen

Die ungeborne Generation.


Münster, Juli 1890


Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 159-160.
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