[30] Die Vorigen. Knorzheimer. Schmuttler.
KNORZHEIMER. Fehlemich ihne, meine Herrn!
SCHMUTTLER. Aha! Herr Eppelmeier guten Owend! sein Sie aach schon do – Jungfer Liesi wie gewehneglich, un e Brehdge mit Umstände. Lieschen ab.
KNORZHEIMER. Sein Sie aach emohl widder do Herr Dappelius, des is recht, daß se sich widder einsinne. Ich bleiwe des ganze Johr in der Freindschaft, netwohr Herr Kabbedehn?
CAPITAIN. Des is aach recht, Herr Vetter. No was hammer Neues meine Herrn?
EPPELMEIER. De Schnuppe hawich, wolle se mer'n abkase, Herr Kabbedehn, was gewe se dervor?
CAPITAIN. Nä! was hammer Neues? Spas i ba!
SCHMUTTLER. Nix als Krieg un Dorchmersch!
MILLER. Ja, es kimmt so viel Volk, daß sich der Parrtherner bald de Othem ausbleeßt un die weiß Fahnel fengt an schworz ze wern.
SCHMUTTLER. Uff was deite awer die Dorchmersch?
KNORZHEIMER. Uff was? uff Krieg!
DAPPELIUS. Es werd jo in de Niederlande e Armee zesamme gezoge.[30]
SCHMUTTLER. In de Nidderlande? un do keme se hie dorch?
DAPPELIUS. Ei wo dann annerschter, Alles muß dorch, Frankfort, e jeder suggelt nordst an Frankfort.
EPPELMEIER indem er sich und Dappelius einschenkt. Er redt aach wie ersch versteht. Ich wärn Ihne was saage Alle hören ihm aufmerksam zu. Des is nicht eso zu verstehn, als sellt alle Last uff die Stadt alleins gewälzt wärn. Mer muß unsere hohe un weise Herrscher nicht gleich so kretensire, ohne von denjenige Sache instropirt ze sein. Ich wähs es, ich derf nordst mein Mann net nenne, Geheimnißvoll. awwer ich habs von eme Mann, dersch wisse kann. Des Volk des hie dorchkimmt, des geht zur Aperationsarmee an Rhein, die observirt nordst, damit die in de Nidderlande frei Spiel hawe. Es scheint mer nun hierherrauffer hervorzegehn, daß, bei eme ausbrechende Krieg, des Kriegstheater sich von unserm pollittische Horizont entfernen werd. Es is iwrigens aach de Zeitungsschreiwer verbotte, ebbes von dene Dorschmersch ze schreiwe, domits die Franzose net gewahr wärn.
CAPITAIN. Das is nu recht, dann wann mer dene Mensche nicht Einhalt deht, die dehte Kaiser un Reich verkafe.
DAPPELIUS. Wann se sich erinnern, wos hot so e Borsch in de Neunziger Johrn, ze Kistins Zeite angestellt!
SCHMUTTLER. Ja mit dene Messer?
MILLER. Messer? den Deiwel aach! Bankenetter warn's.
KNORZHEIMER. Es war e Klubist von Meenz – –
DAPPELIUS. Der die Stadt dorch sein Geschwetz ins Unglick gerennt hot, do derdorch, daß er gesagt hot, die Frankforter Berjer hette die Franzose mit Messern doht gestoche.
SCHMUTTLER. Nein, des wor pure Verläumdung, so wos duht en Frankforter Berjer nicht. Er is freilich Manns genung sein Feind ins Gesicht anzegreife, wie mer aus dem Uffruf der Schitzegesellschaft ersehe hot, awwer sein Feind hinner seim Ricke[31] ricklings ums Lewe ze bringe, nein, sog ich noch emohl, des duht en Frankforter Berjer nicht.
CAPITAIN. Nein gewiß nicht!
DAPPELIUS. Es hot sich awwer erwisse, daß kän Berjer Antheil genomme hot; sonnern daß es die domolige Hesse allähns geweße sin.
EPPELMEIER. Des war aach in der Ordnung! Dann die hawe ihr Schuldigkeit gethan. Der Berjer awwer muß sich in dem Soldat sein Gescheft nicht mische.
CAPITAIN. Liesi, breng mer emohl en Schoppe for mich.
EPPELMEIER. Aach gleich e Botell for uns!
CAPITAIN. Herscht de, for die Herrn noch e Botellg!
LIESCHEN. Ja. Sie geht den Wein zu holen.
SCHMUTTLER. Mein? was ich doch sage wollt, hawe se nix neheres iwer die am Sonntägige Vorfallenheit in Ginnem uff der Kerb geheert, Herr Eppelmeier?
EPPELMEIER. In Ginnem? Nä!
CAPITAIN. In Ginnem? was hots do gewe?
SCHMUTTLER. Schmiß hots gewe, awer wersche kriet hot wähs ich net, un wer se ausgedählt hot, wähs ich aach net.
MILLER. Der Ginnemer Schulthes hot se kriet un e Bollezey. Wann se erlawe, ich wähs die ganze Vorfallenheit.
CAPITAIN. Millerche verzehl, wann des wäßt.
MILLER. Iwwer den schebbe Knanzel is es angegange. Der war der Ihne draus geweßt mit dem Barickemacher Rivillié, der als dem Oschero die Hoorn geschnitte hot. Die hawe dem Bunnebart des Wort geredt, und hawe gesagt, die Franzose kemte widder.
EPPELMEIER. Meent mer dann, daß es noch solche Menscheart von Mensche gewe kennt?
MILLER. Ja, se hawe awwer ihrn Lohn! Knapp hotte se ausgeredt, so hot der Knanzel en Eppelweinkruck uff die Kapp geworfe kriet. Von wem? wähs mer net.[32]
KNORZHEIMER. Ganz recht, es wohr e Gährtner vom Kihornshof.
MILLER. Do druff is es ewens angegange, un es hot alles immer duschur uff die zwä hergeloffene Kerl druff geschmisse, so daß der Rivillié halb dohd ins Feld ennin geloffe is. Jetzt kam der Schulthes mit em Bollezey un wollt Ruh stifte. Do wollt awwer der Bollezey partu den Gährtner arretirn. Do is awwer gesagt worn, der Mann weer e Borjer, un hät Fra und Kinner, den derft mer net arretirn. Do hot awwer der Bollezey gesagt, Borjer hin, Borjer her!
DAPPELIUS. Un der Schulthes der hot noch den Herr Mähr im Kopp, der hot die Leit mit Salvevenia – Volleile gehäße.
MILLER. Ja so warsch! Nach diesem hawe se ewens den Bollezey un den Schulthes ferchterlich zugericht: dem Bollezey hawe se des Nasebähn verschmisse.
CAPITAIN. Des wor recht, hette sen doht geschmisse!
MILLER. Se hawe awwer geklagt –
EPPELMEIER. Loßt se klage, se hawe ihr Feng, die nemmt en der jung Herr Borjermäster gewiß net ab.
KNORZHEIMER. Was is dann am Parthorn ze duhn? des Parreise hot heint so voll Mensche gestanne, die enuff geguckt hawe.
DAPPELIUS. Ah, im Dumm buzze se die Fenster.
EPPELMEIER. Ich hob schond gedacht es werd e Gerist angemacht, die alte Junfern wollte de Parthorn bohne, hä, hä, hä.
MILLER. Erlawe Se, es häßt der Kaiser wollt sich frisch kreene losse.
CAPITAIN. Des kennt nix schadde. –
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro