Gnade

[41] Steig nieder, liebes, heilges Wunder,

Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.

Senk dich zu mir, in mich herunter,

Und zünd in mir des Altars Kerzen an.

Sie harren dein, schon lange dir bereit;

O komm, o komm, es ist wohl an der Zeit!


Steig nieder, liebes, heilges Wunder,

Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.

Bring deinen Himmel mir herunter,

Und zünd am meinigen die Sterne an.

Sie harren dein, schon lange dir bereit,

Und sollen leuchten bis in Ewigkeit.


Steig nieder, liebes, heilges Wunder,

Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.

Dann geht zwar dein Geheimnis unter,

Doch bricht für mich der Tag des Schauens an;

Im Jubelton erschallt der Selgen Chor,

Und du trägst mich zum Wiedersehn empor.[41]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 41-42.
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