Wie das Meer

[313] Sei still in Gott, still wie das Meer!

Nur seine Fläche streift der Wind,

Und tobt als Sturm er noch so sehr,

Wiß, daß die Tiefen ruhig sind.


Sei weit in Gott, weit wie das Meer!

Es wogt nicht blos am heim'schen Strand.

Und wird dirs auch zu glauben schwer,

Wiß, drüben giebts doch wieder Land.


Sei tief in Gott, tief wie das Meer!

Nach dort, wo dich die Welt vergißt,

Sei dein Verlangen, dein Begehr.

Wiß, daß die Tiefe Höhe ist.


Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer

In Gott so still, so tief, so weit!

Dann landest du nicht hoffnungsleer

Am Küstensaum der Ewigkeit.[313]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 313-314.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Himmelsgedanken
Himmelsgedanken. Gedichte
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May