Dank

[315] Es fiel ein Thau wohl über Nacht

Rings auf die durstig matten Auen,

Und früh war in der Sonne Pracht

Des Schöpfers Lob und Preis zu schauen.

Ein diamantnes Leuchten sprühte

Von Strauch zu Strauch, von Halm zu Halm,

Und von Milliarden Perlen glühte

Zu ihm empor ein Dankespsalm.


Nun aber sendet Tag und Nacht

Der Vater seinen Segen nieder,

Und hat der Segen Glück gebracht,

Wo bleiben dann die Dankeslieder?

Es hat der Mensch so viel zu sagen,

Doch Dank an Gott, den sagt er nicht.

O, möchte er den Thau doch fragen,

Der lehrte ihm die Dankespflicht![315]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 315-316.
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