Im Entzücken schwimmen.

[112] Ist es nicht Ausgehen aus sich selbst? Uebergehen in ein Etwas, das wir nicht sind? Ruhen in einer sanften Umgebung, mit der wir eins sind?

Hebt das Entzücken nicht da erst an, wo das Gefühl der eingeschränkten Ichheit mit allen seinen Qualen aufhört, und ein höheres edleres Leben seinen Anfang nimmt?

Hat die Sprache selbst einen höhern Nahmen für das Entzücken, als den, welcher auf dieß süße Ausgehen aus uns selber deutet: wo wir die Sorgen die uns drückten, ausziehen, wie ein Kleid, und in erneuerter Jugend hervortreten, die sich selber nicht faßt, und ihre Götterkraft nicht kennt?

Aber die Stunde der Auflösung ist noch nicht da. –

Die Schildkröte zieht sich in ihr felsenfestes Haus zurück – der Igel in sein Stachelnnest.

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Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 112-113.
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