Weihnachten

[27] Nun ist das Fest der Weihenacht,

das Fest, das alle glücklich macht,

wo sich mit reichen Festgeschenken

Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,

wo aller Hader wird vergessen

beim Christbaum und beim Karpfenessen; – –[27]

und groß und klein und arm und reich –

an diesem Tag ist alles gleich.

So steht's in vielerlei Varianten

in deutschen Blättern. Alten Tanten

und Wickelkindern rollt die Zähre

ins Taschentuch ob dieser Märe.

Papa liest's der Familie vor,

und alle lauschen und sind Ohr ...

Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt

ein armer Kerl gelesen hat.

Er hob es auf aus einer Pfütze,

daß es ihm hinterm Zaune nütze.

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 27-28.
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