2.

[69] Will gi hören einen nyen Sang,

Wat de stolten Dithmerschen gedaen?


Se syn mit Schepen ut getagen,

Büssen und Krut vor vol hadden se geladen.


Runge Michel was Trummenschleger:

Boldes Johan1 was Fenikendreger.


De Trummenschleger de schloeg an,

De Fenikendreger de toeg an.


Darmit velln se int Hillge Lant:

Dar wolden se Wiben Peter af han,


De Kerkherr kam entjegen gaen:

»Wo sy gi Hillge Lant so gram?«


»Wi sind dem Hillge Lant nicht gram,

Wi willen men Wiben Peter daraf han.«


De Kerkherr als he dat vornam,

He gieng vor Wiben Peter staen.


»Wiben Peter, du most di vangen geven,

It wil di kosten din junge Leven.«


»Ik wil mi noch nicht vangen geven,

Scholde ik ok nicht ein Stunde mehr leven.


Ik wolde mi noch wol vangen geven,

Hadde ik den witten Hanenfeder2.« –


Reimer Grote sprak men ein Wort;

To allen Schöten gingen se vort.


Do se hadden vief Schöte gedaen,

Do kam dat Bloet vam Böne afgaen.


Se boden dem Buren einen Daler,

He scholde men Wiben Peter afhalen.


De Buer de dacht in sinem Mot:

»De Daler de were mi wol got.«


He nam Wiben Peter wol bi den Haren,

Und dede en van dem Böne afbören.


He nam Wiben Peter wol bi den Bart

Und warp en dar an Schepesbort.


Dat geschach up einen Pingstedag,

Dat se Wiben Peter up de Heide bracht.


Dar wart he vam dithmerschen Lant,

Mit sinem Broder tom Schwert erkant.


Neocorus II, 96. Hans Detleff a.a.O. – Auch von diesem Liede gilt das oben S. 68 bemerkte. Das erste Reimpaar ist, wie dort, gleichsam ein Präludium; dann umfaßte die Melodie wohl immer ihrer zwei.

Fußnoten

1 Neocorus auch Wollers Johann. Hans Detleff Rolves Johann.


2 Neocorus und Hans Detleff auf dem Rande: Reimer Grote.


Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 69-70.
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