2.

[248] Auf einer kleinen Stelle im Dorfe Elmenhorst, Guts Jersbek, an der alten Landstraße von Hamburg nach Oldesloe, wohnte ein Mann, der hatte von Geburt an die Gabe sich in einen Wolf verwandeln zu können. Die Nachbarn hatten ihn längst in Verdacht; aber erst durch Zufall kam man zur Gewißheit darüber. Denn vor Tagesanbruch, an einem Sommermorgen, kamen einmal zwei Hamburger Schlachter des Weges und bemerkten einen Wolf in der Nähe des Dorfes. Sie verfolgten ihn mit ihren großen Peitschen, konnten ihn aber nicht einholen. Als er endlich in das Haus schlüpfte und die Schlachter ihm nach in die Stube gingen, fanden sie zwar Mann und Frau im Bette liegen, doch war der Mann noch nicht ganz wieder verwandelt, sondern der Wolfsschwanz hing noch unter der Decke hervor. Wenn man einen solchen Wolf mit einer Ladung Erbsilber verwundet, muß er augenblicklich seine menschliche Gestalt annehmen.


Schriftliche Mitteilung.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 248.
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