Dritte Scene.

[156] Adolfs Zimmer.

Adolf, Adam.


ADOLF. Mir ist der Säbel lieber als fünf Morgen Weinberg. Betrachtet den Griff, Meister, das Klingenwerk; solche Arbeit macht man hierum im Lande nicht. Die Schwertfeger von Strasburg sind bekannt, aber so wie das gearbeitet – bey Leibe! Ich will euch gleich eine Ofenschraube herunter hauen, ohne daß es der[156] Kling' eine Scharte läßt. Man muß es den Türken lassen, in der Sach' zu arbeiten verstehn sie sich gut. Aber weiter in eurer Erzählung; ihr sagt mir, drey Nächte hinter einander steigt jemand über die Schloßmauer? Um Mitternacht, sagt ihr? An der Thurmseite, da wo meine Schwester logirt?

ADAM. So haben mir's die Leute notifizirt.

ADOLF. Haben doch nichts von Mauserey seitdem gehört. Ihr seyd dessen doch gewiß, was ihr da erzählt, Meister?

ADAM. So gewiß man eben eines Dings auf andrer Leute Zeugniß seyn kann. Meine Knechte erzählen's so, hielt's für meine Schuldigkeit, es euch gleich zu notifiziren.

ADOLF. War recht, wie denn vernünftige Leute gleich von selbst wissen, was sich in einer Sache schickt und an wen man sich zu wenden hat. Manch' Andre wollen wohldienen, gehn unser einen vorbey, denken gleich,[157] Golo müsse der Mann allein seyn, um den sich einer zu bekümmern labe. Es freut mich recht an euch, Meister, daß ihr hierin wie ein Biedermann denkt. Müssen auch ein Gläschen zusammen stoßen. He! Bediente! Bediente kommen. Langt ein Fläschchen, wißt schon, von welchem. Meister, von der ganzen Sache laßt Niemand weiters wissen. Wann's dunkel wird, komm' ich in Garten zu euch hin, wollen uns dann an einen sichern Ort zusammen hin stellen und sehn, was hinter dem Ding ist.

ADAM. Es ist das Beste so. Bedienter bringt Wein, schenkt einem jeden ein Glas ein. Auf gut Wohlseyn! – Ah, trefflich!

ADOLF. Schmeckt er?

ADAM. Vor solchem muß man die Kappe abziehn.

ADOLF. Ha ha ha! Ihr macht meinem Wein ein Compliment.[158]

ADAM. Nicht dem Wein, aber dem, der ihn hat wachsen lässen.

ADOLF. Da bin ich auch dabey. Sie trinken.

ADAM. Sollt' ich etwa noch ein paar Kerls zur Hand halten im Fall?

ADOLF. Nicht nöthig, sind ja zu zwey.

ADAM. Ist wahr.

ADOLF. Ihr wißt ja den Platz genau. Nun gut, steigt er hinüber, so zieht ihr ihm die Leiter weg und er ist drüben in der Falle, ich lauf' dann geschwind als möglich voran in's Schloß, lass' überall besetzen und durchvisitiren, wollen's dann bald sehn, wo und was der Vogel ist.[159]

ADAM. Adjes. Kommt denn bald nach, wenn's euch beliebt. Ab.

ADOLF. Gleich – An der Thurmseite, wo meine Schwester logirt? Mir ahndet nichts Guts. Schwester, kenne deinen unruhigen verwegenen Sinn. Ab.


Quelle:
Friedrich Müller (Maler Müller): Werke. Heidelberg 1811, S. 156-160.
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