Wohin?

[5] Ich hört' ein Bächlein rauschen

Wohl aus dem Felsenquell,

Hinab zum Thale rauschen

So frisch und wunderhell.


Ich weiß nicht, wie mir wurde,

Nicht, wer den Rath mir gab,

Ich mußte gleich hinunter

Mit meinem Wanderstab.


Hinunter und immer weiter,

Und immer dem Bache nach,

Und immer frischer rauschte,

Und immer heller der Bach.


Ist das denn meine Straße?

O Bächlein, sprich, wohin?

Du hast mit deinem Rauschen

Mir ganz berauscht den Sinn.
[5]

Was sag' ich denn von Rauschen?

Das kann kein Rauschen sein:

Es singen wohl die Nixen

Dort unten ihren Reihn.


Laß singen, Gesell, laß rauschen,

Und wandre fröhlich nach!

Es gehn ja Mühlenräder

In jedem klaren Bach.

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 5-6.
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