3. Verlass alles

[123] Was wegert sich ein mensch'/ vmb Christum recht zu fassen/

Sein' eltern/ weib vnd kind/ vergänglich gut vnd geld/

Der leute hold' vnd gonst/ die ehre dieser welt/

Die tumme fleisches-lust mit frewden zuverlassen?

Was wegert sich ein mensch' sein leben selbst zuhassen/

Damit er ewig leb'? ein rechter Christen-held

Achtt dieses leben nicht/ behält er nur das feld.

Die stat/ die droben ist/ mit jhren schönen gassen

Eröbert er damit. Es ist zerbrechlich glas/

Wie köstlich es auch scheint: es ist verwelckend gras

Vnd nur vergänglich ding/ was wir allhier verlassen.

Wie wolten wir denn nicht/ in Christo reich zu seyn/

(Der armuth/ schande/ spott vnd herbe todes pein

Für vns erlitten hat) dies' eitelkeiten hassen?

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 123.
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