30. Hüte dich für sorge der narunge:

[134] Wie deucht dich/ solte Gott das liegen vnd nicht schlafen/

Das wachen ohne ruh/ das haben ohne brauch/

Das brauchen ohne nutz/ den schädelichen rauch/

Den abschewlichen grind vnd räud' an seinen schafen

Das tödten ohne hand/ das morden ohne wafen

Das sterben ohne tod/ die todesfurcht/ vnd auch

Die lebensforcht zugleich/ das sorgen für den bauch

Die gross' abgötterey zu seiner zeit nicht strafen?

Was thut der arme mensch? jhn plagen ferne sorgen

Vnd ist doch vngewiß/ ob er den näh'sten morgen

In seiner schlaverey erlebet oder nicht?

Gott der die vögel speist/ die blumen schmückt vnd zieret/[134]

Verlässt den menschen nicht. Thu nur/ was dir gebüret/

Traw' jhm/ vnd sorge nicht/ er weiß/ was dir gebricht.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 134-135.
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