59. Frewe dich nicht eines andern vnglücks:

[146] Des nähsten vngelücks hast du dich nicht zu frewen

Er sey freünd oder feind (Gott schicket es also)

Gleich wie man täglich sieht/ dz solch ein schaden froh'

Ob er gleich immer wil/ doch nimmer kan gedewen.

Was frewest du dich doch/ daß dich noch muss gerewen

Dein liebe-kaltes hertz ist gleich wie dürres stroh/

Welchs auch die loh verzeert/ wer weis/ wenn/ wie vnd wo/

Dir Gott dein vngelück im zorn noch ab wird meyen

Das glücke/ welches nicht dem glück' ist zu zuschreiben/

Welchs nur der glaub' erlangt/ das rechte seelen heil/

Wird keinem schaden fro/ nach dieser zeit zutheil.

Wer derowegen sich des Herren geist läst treiben

Vnd folgt dem Herren nach/ ja wer im glauben steht/

Der frewt sich dessen nicht/ wenn 's andern übel geht.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 146.
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