60. Rede den leuten nicht übel nach

[146] Wer seines näh'sten glimpff vnd ehren abzuschneiden.

Bereit vnd fertig ist/ dem sey für dismal kund/

Daß jhn das fromme lamm/ als einen bösen hund/

Nach dieser sterblichkeit im himmel nicht wird weiden.

Der alle lästerung auf erden konte leiden/

Der leidt im himmel nicht einn schänd'- vnnd lästermund

Wer lästern wil/ gehört hin in der höllen schlund.

Das heisst/ wer lästern wil/ der sol den himmel meiden.

Ein solcher ehrendieb ist mehr/ als henckens werth/

Sein reden ist betrug/ die zung' ein scharffes schwerth:

Sein lügen-rachen ist des teufels mörder-grube.

Wer nu den näh'sten schmäht vnd läst davon nicht ab/[146]

Der bringet der mal eins einn höllebrand ins grab/

Erlebet als ein dieb/ vnd stirbet als ein bube.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 146-147.
Lizenz:
Kategorien: