Siebender Auftritt.

[10] Die Vorigen.

Eurydice wird als eine Sterbende von 2. Nymphen gehalten.


ORPHEUS.

Ihr Himmel, ach! was muß ich sehen?

Ach, Eurydice, stirbest du?

EURYDICE.

Mein Orpheus, lebe wol! Ich geh zur Ruh.

ORPHEUS.

Ach, Eurydice, stirbest du?

EURYDICE.

Die Götter wollens so; drum gib dich zu![10]

ORPHEUS.

Ihr Götter, kanns nicht seyn, daß ich für sie erblasse?

Schafft, daß ich auch mein Leben lasse!

EURYDICE.

Mein Orpheus, lebe wol! Ich geh zur Ruh;

Nimm hin den letzten Hauch von meinem Leben,

Das mir bloß darum angenem,

Weil ich bey dir es aufgegeben.

Nun lebe wol! Mein Auge schliefst sich zu.


Eurydice stirbt und wird weggetragen.


ORPHEUS.

Ihr Himmel / ach! was muß ich sehen?

Ach Eurydice, stirbest du?

Was fühl' ich? Wie ist mir geschehen?

Was bringt mich unvermerkt in Ruh?


Er fälle in Ohnmacht.


Quelle:
Georg Philipp Telemann: Die wunderbare Beständigkeit der Liebe, [Hamburg] [1726], S. 10-11.
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