Rübezahl zaubert etlichen Küh- und Ochsen Köpffe an.

[336] Es soll sich auch auff eine Zeit begeben haben / daß Rübezahl sich in eine verlassene Herberge gemachet / und sich wie ein statlicher Wirt erzeiget; in dem es sich begeben / daß unterschiedliche vornehme Leute vorbey gereiset / und sich über Nacht allda haben Gastiren lassen. Zwar anfänglich wie die Gäste angekommen / ist wenig köstliches zusehen gewesenn: Aber in kurtzer Zeit waren die Tische gedecket / und lagen auff den Bäncken herumb etliche Lehre fasse / und grosse Klötzer / drinnen stacken Hanen / wie[336] sie sonsten in den Fassen zu seyn pflegen. Noch ferner hat der Rübezahl das eine Fenster in den Saal hübsch wie ein Schranck vermachet; den that er auff / und nahm immer eine Schüssel nach der andern von Essen heraus / und fatzte sie auff den Tisch: Ein theil war kalt; Ein theil noch ein wenig warm und als er diß vorgetragen hatte; meinten die Gäste / es were nun alles geschehen: da gehet er abermals hin und bringet noch mehr Gerichte. Da fiengen sie erst an / sich zu verwundern / wo das herrliche Essen her kommē mögte / und wie er so viel drinnen beherbergen könte. Aber sie schwiegen doch stille / und hetten gerne getruncken: fragten; ob nicht was zutrincken verhanden were. Der unerkandte Rübezahl nahm einen Stab / schlug an die Wand: da, kam ein schöner Jüngling heraus / gantz wohl wie ein Deutscher gekleidet /[337] und gezieret; der hatte zweene güldene Becher in seiner Hand / darauff stunden des Türckischen Keysers Nahmen und Wapen: gieng hin zu dem einen leeren Fasse / und zapffte einen guten Spanischen Wein heraus / satzte den auff den Tisch / und ließ sie den versuchen. Bald schlug Rübezahl auff eine andere Seite der Wand: da kam herfür eine hüpsche Jungfrau / hatte einen gantzen Korb voller schöner kunstreicher / güldener und silberner trink Geschirr; darunter vieler Fürsten und Herren Nahmen und Wapen warē; und sonderlich des Königes in Franckreich und Spanien / und anderer fürnehmen Prælaten, daß sie gnug dran zusehen hatten. Diese Dahme gieng hin zu den dürren Klotz und Stock / zapfft einen guten und köstlichen Reinischen Wein heraus / und gab ihnen den Gästen. Oben über den Tische hieng[338] ein höltzern Rohr: Wenn einer ein wenig Wasser haben wolte; so hielt er sein Geschirr an das Rohr / da lieff das Wasser hinein / so lange biß er an das Rohr klopffet: Doch wuste niemand / wo das Wasser hienein keme; denn es hing oben an einen Zwirnsfaden. Uber das lagen auch noch andere Fasse darbey; Aus welchen allen Spanische / Vngarische / und andere Weine gelassen worden; dergleichen von den Gästen vor diesen niehmahlen gekostet worden. Nach diesen brachte der Rübezahl noch mehr Speise von seltzamen Vögeln und wunderlichen Fischen; deren in Schlesien nicht gefunden. Vnd als die Gäste nun frölich waren / kamen unschiedliche andere Geister / in Spielleuten Gestalt / mit einer lustigen Zunfft; hatten alte Fiedeln / und scharpten drauff etliche Grase Liedlein: Bald nahmen sie andere Instrumenta[339] und erzeigten sich frölich; Ja sie waren so lustig: und frölich; daß die wercklichen und kurtzweiligen Stücklein nicht alle können erzehlet werden. Wie sie nun das Gemahl gehalten hatten / da grieff Ribezahl wieder in seinen Schranck; unn brachte herfür allerley seltzame Früchte / so in Spanien / Franckreich / Niederland / Arabia / India / und Griechenland wachsen; von herrlicher frischer Würtze und anderen schönē Gewächsen / so man mit Lust und Liebligkeit essen und geniesen kan: Welche zum Theil den Gästen bekand / zum Theil aber unbekand gewesen. Auch waren dabey allerley Blumen / und wohlrichende schöne Kräuter / daß sich hoch zuverwundern. Vnd als sie eine gute weile frölich gewesen waren; fähet einer an unter ihnen / und spricht zu Rübezahlen: Herr Wirth! ich bitte freundlich / ihr wollet uns doch auch[340] ein hübsch kurtzweilig Bößigen sehen lassen. Der Rübezahl antwortet und saget; Es were gnug auff dießmal: Er (der Gast) hette neben andern Herrn gnug gesehen; welches sie sämptlich bekandten / und sagten: daß der Kurtzweil ein grosser Uberfluß gewesen. Aber er hilt weiter an / und wolte nicht nachlassen: bat nur noch umb eins zum Schlafftrunck. Da sprach Rübezahl; es solte geschehen. Bald hernach in einem Huy bekömpt derselbe einen Ochsen-Kopff / mit grossen Hörnern; recht wie ein solch Thier: die andern Herrn fangen an seiner zulachen / und zu spotten. Diß verdreust ihn / und will sich verantworten mit schelten: fahet also greulich an zu brüllen und zu brummen / wie ein rechter natürlicher Ochse. Bald wolte er einem Becher ins Maul nehmen und trincken; da kont er sich auch nicht darzu schicken: die[341] Lappen an Maule waren ihm zu groß: da brachte Rübezahls sein Knecht Wein in einem Fasse; da thet er einen guten Suff. Also hatten die HErrn ihre Phantasey mit dem Ochsen und gönneten ihme diesen Schalcksbossen gar wohl. Vnterdessen kömpt das Geschrey an dieses Gastes Ehefrau: in deme sie auch nebenst andern Gefärten bey Rübezahl einkehrte / und ihren Mann nach reisete: Die erfähret; daß ihr Eheman einen Ochsen Kopff habe: Sie gehet geschwinde hinein / und findet es also. Da machte sie sich mit losen Worten an den Rübezahl / fluchte ihm sehr. Warümb er ihren Mann also verschimpffet hette? Rübezahl gab der Frauen gute Wort / hieß sie stille schweigen. Also theten auch die andern; aber es war ümbsonst. Da zauberte der Rübezahl der Frauen einen Kühe Kopff auff / mit feinen Hörnern:[342] Da ward das Gelächter noch grösser- und wolte die Frau viel Windes machen / hub an zu plarren / deßgleichen auch der Ochse: Da hette man lustige Geberden gesehen / wie sie sich stelleten / und wie ihnen die Kappen so lustig anstunden. Uber solches Wesen schlieffen endlich die Gäste mit einander ein / und schnarchten die gantze Nacht durch: wie sie aber endlich frühe gegen den andern Tag erwacheten; siehe / da lagen sie in einer Wüsteneyen: und nahmen die Begebnüsse des vorigen Tages nicht anders auff als einen Traum. Doch besonnen sich etliche; daß dieser Posse vielleicht ihnen von Rübezahl wiederfähre.


ENDE.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 336-343.
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