Rübezahl wird ein Feuermäurkehrer.

[35] Uber dem Gebürge in einem benachbarten Böhmischen Städtgen ist es vor Jahren geschehen / daß der Rübezahl in Gestalt eines Feuermäurkehrers sich hervor gethan hat / und zu einem vornehmen Manne ins Haus gekommen / seine schwartze Kunst zu practiciren. Nun / der Wirth des Hauses läßt sich den Vorschlag / gefallen / und thut Anstellung / daß der Gegenwärtige Rauchstöhrer eine gewisse Feurmäuer im Hause besteigen solte. Darauff macht sich der Rübezahl zur Esse hinein / raspelt und kratzet / als wenn er das gantz Losament über einen Hauffen reissen wollte / also / daß auch nicht wenig Steine herunter purtzelten: Und solches treibet er so lange / biß er sich endlich auffs höchste hinauff geschoben und gestöret hatte. Da setzt er sich geschwinde mit seiner langen Stangen / schmutzigten[36] Kappen / und teuffelsmässigen schwartzen Gesichte / oben auff die Feuermäur /schreyet wie er toll und unsinnig wäre / zwar nicht auff anderer Feuermäurkehrer Manier / sondern führet ungewöhnliche Wörter: Nemlich / der Wirth im Hause were ein Hahnrey / und wer es sonsten nicht wüste / der hörte es itzund von ihm / wie auch von den andern Weterhähnen / welche nach diesen täglich / vermöge der Winde kirren sollen / und dem Hauswirthe zum Reygen ihren Schall anstimmen. Nach solchen und andern Reden / ist er davon geflogen /und hat die gantze Feuermaur / so weit sie über das Dach herausgestanden ist / abgebrochen / auf seinen Rübezahlischen Buckel gesacket / und an jenen Ort mit sich dahin getragen / wo er / vor etlichen Historien / die angepackte Scheune hin versetzet hat. Von welcher mir allhier einer berichtet hat / daß er den Ort wüste / welcher mir domis unbekandt gewesen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 35-37.
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