Rübezahl kauffet Hopffen.

[110] Es soll vor Jahren ein Hopffenkäuffer / oder Verkäuffer über das Gebürge mit seinem Karn gezogen seyn /da ihme der Rübezahl begegnet / den Höpffen gefeilschet / und den Mann hat mit sich fahren heissen. In dem nun der Handel geschlossen / stellt dem Verkäuffer allsobald ein / daß es der Geist und Beherscher des Gebürges seyn würde; darumb[110] stellete er sich desto williger / fuhr gern mit / und setzte es gäntzlich in des Rübezahls Beliebung / was er ihm für den gelieferten Hopffen geben würde. Wie nun also die Wahre abgetragen / da sagte der Rübezahl: weil du so willig gewesen / so solstu zur Danckbarkeit diese Belohnung empfangen. Hieauff gab er ihme einen Zaum / daran /wie es damals schiene / ein eisernes Maulgebiß; Solchen nahm der Hopffenmann auff / und bedanckte sich gar sehr für dasselbige Geschencke / gedenckende: es wird wol besser werden; Und in deme scheiden sie beyde von einander / und fuhr der Mann seine Wege. Wie er eine Ecke fürüber gerathen / da beschauete er seinen Zaum mit Verwunderung und guter Hoffnung / ob er vielleichte möchte zu Golde geworden seyn: Aber er war noch wie vor / ledern und eysern / welches den geitzigen Manne wunder nam /sein Glück betauerte / seinen Hopffen verlustig schätzte / und sich betrogen[111] hielte: Da er meinete / es wäre nümehr Hopffen / Maltz und alles verlohren; welches er so offte gedachte / als er den Zaum aus seinen Schiebesacke mit besserer Hoffnung vergeblich hervor zoge: Biß er endlich aus Verdruß bewogen ward / und den Zaum für allen kuckuck über den Wagen warff / und also betrübt nach Hause fuhr /ohne Hopffen und ferner hoffen. Aber siehe / was geschiehet? Wie er sein Pferd ausgespannet / und den Karn unter das Dach schieben wolte / da siehet er den vorigen Zaum an das Hintergestelle des Wagens gar nehrlich hangen / und schauet daß das vorige Eisen numehr lauter Silber gewesen / welches leichte drey ja viermal so viel gegolten / als sein verlustig geschätzter Hopffen wehrt gewesen. Da ward er wieder Muths / und sprach: Tandem bona causa triumphat.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 110-112.
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