Hans Ulrich Schaffgotsch Freyherr zu Trachenberg.

[166] Biß hieher das Glorwürdigsten Herrn von Schaffgotsch Privilegium. Von welchen noch dieses obiter dem[166] günstigen Leser zu mercken ist: daß es mit ihm leider wahr geworren / was nemlich die Historienschreiber von Theramene; daß / als er auff eine Zeit bey etlichen Freunden sehr lustig gewesen / unversehens das Haus eingefallen sey / und habe 29. Personen / todt geschlagen / ihn aber nicht im wenigsten beschädiget; wie ihme nun deswegen vielfältig gratuliret worden / hat ers nicht mögen annehmen; sondern hat mit heller Stimme geschryen: O fortuna, cui infortunio me reservasti? O du wandelbares Glück / zu was vor grössern Unglücke hastu mich übrig behalten Nemlich / es soll geschehen seyn / wie eben dieser Freyherr seine Hof-Kirche verweitern / und außbessern lassen / daß zu erste vom Gewölbe herunter ein Baumeister mit etlichen Qvatersteinen gefallen; welchen zuerretten (wie es ein Knabe gesehen / und drüber laut umb Hülffe geschryen /) so wohl andere als der Freyherr / eilends besuchet und[167] halb todt hervor gezogen haben. Hierbey soll es sich mittlerweile zugetragen haben / daß vollends das gantze Gewölbe gesuncken / und zum herunterstürtzen sich geneiget hat; und fast alle hätten überfallen mögen / so ferne es nicht vorerwehnter Junge / aus Gottes sonderlicher Schickung gesehen / und überlaut geruffen hätte laufft / laufft / der Boden fällt ein! Hierüber sollen sie mit dem hervorgezerrten Baumeister trabends gelauffen /und der Gefahr entkommen seyn; Denn wie sie kaum zur Thür hinaus gewesen / da soll alles Oberwerck mit grossem Knalle herunter geburtzelt seyn: Drauff der Freyherr dem damahligen Knaben aus Liebe am Kopff gefasset / und gesaget soll haben: Nun / du wirst ein praver Mann werden!

Und also war domaln der benannee Freyherr zwar dem Ungemach entronnen; doch ist etliche Jahr hernach ex hâc Charypti in Seyllam gekommen; da er zu Regenspurg enthäuptet, worden /[168] wegen des Wallensteinischen Wesens; Welche Geschichte ich allhier wolmeinend hab beybringen wollen / wie ich es denn ebenfalls hiemit nicht böse meine / wenn ich noch einanders coincidenter von den gerühmeten Herrn Schaffgotsch Vater mit anziehe. Nemlich / ich habe mir von vielen berichten lassen / daß solchē Herrn der Rübezahl trefflich gewogen gewesen; also / daß er auff sonsten unmügliche Art auff den einen Teiche mit einer besondern Fehre zur Lust fahren können / als auff welchen Teiche (welcher schwartz Wasser halten soll / welches weder ab noch zunimbt / auch keinen Ab- und Zufluß hat / und im übrigen unergründlich ist; wie er selber soll erfahren hahen mit dem hinein gelassenen Bleysenckel /) sich sonsten kein Mensche trauen noch wagen darff. Und solches Gerüste oder Fehre haben die gegenwertigen Herrn von Schaffgotsch noch neulichst zum Gedächtnüß außbessern und verneuern[169] lassen; wie ich bin zur Gnüge von vielen verständiget worden. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 166-170.
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