Rübezahl lässet Aepffel schwimmen auffm Teiche.

[170] Es erwehnete ans vielfächtiger Erfahrung der vorige Liebenthalische Bote / daß er selber etliche mal / andere Leute aber hoch mehrmal befunden hatten / daß auff den einen verdächtigen und scheulichē Teiche Aepffel und Birn / wie auch ander Obst / item mehrerley beliebte Sachen gestossen / und einher geschwommen weren / da sie denn alsobald sicherlich muthmasset haben / daß es Verblendung und Teuffels Spiel seyn müste / sintemal es sonsten auff keine andere Weise leichtlich hätte mögen dahin gerathen: Derentwegen sie auch allen Tandt flugs fahren lassen / nicht weiter dran gedacht / oder sich darnach[170] bemühet: Welches ihnen den traun übel hätte bekommen mögen / und zweiffels ohn das Leben drüber einbüssen dürffen. Wie es denn sonsten anderswo gar offt sich soll ereiget haben / daß die Wasser Nymphen oder See-Nichse dergleichen Oculiseria oder Augen-Verblendung auff den Bächen oder Sumpffen haben zum Schein schwimmen lassen / und die bethörten Leute drüber nach sich gezogen / und im Grunde umgebracht. Wie ich mich denn erinnern kan / daß solches etliche mal der Magdeburg / bey Halle / und anderswo geschehen. Ja es erzehlte mir eins meine leibliche Mutter / daß auff einem Teiche zwischen Zettling und Badel vorweilen von meines Vaters sel Bruder / ein mächtiger und ungewöhnlicher Karpe were nahe beym Ufer erblicket worden / darnach er denn geschwommen / und fast hätte müssen herhalten / so ferne er nicht von anderne Gegenwertigen[171] flugs auff der Stelle were errettet worden / und aus dem Sumpffe / da er alle weile wacker geknippen gewesen / und blaue Flecke mit herauff gebracht / were hervor gerissen worden. Von diesen und andern Fällen mehr erwarte künfftig mit sonderbahren Verlangen / meinen kriechenden Wandersmann unter der Erden: Da man trefflich viel schöne Sachen und wunderbare Begebnüsse von Wasserleuten / Berg-Menschen / und allerley unter irrdischen antreffen und mit Anmuthigkeit lesen solle. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 170-172.
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