Die Vorrede.

Gunst-verleyhender / geehrter Leser / Es wahren / mit dem vorigen Wercke / alß dem Ersten Theile / der so genanten neuen Welt-Beschreibung / von allerhand Wunderbarlichen / doch ertichteten / Menschen / meine Loci Communes und Belesenheits Register / so weit noch nicht außgeleeret / daß ich daraus nicht noch was mehrers lehren und ans Tage-Licht geben könte: Nehmlich ich hatte in Gegenwart noch eine zimliche Compagnie übrig / darzu jch den siederdeß noch alle Weile mehr geworben / oder mich nach mehren beworben habe: Als welche ich allhier schon im Vorhofe deß Buches gemustert / und aufn Tummel Platz geführet habe; Seind sie denn nicht allerdings alle / gantz neue Ausländer / sondern etliche nur neu ümbgetauffete; So lautet doch ihre Rede / und Paß-bort / gantz anders / als wie zuvor. Als hastu zwar von See-Leuten und Rauchen Menschen etc. im herausgegebenen Stücke / schon zimlich zu lesen; Aber hier bringe ich dier ein weit außführlichers und mit mehren gantz andern Historien begabtes zu mackte / und gedenke deine Curiosität damit der massen zu stillen / daß du dich befriedigen sollest. Zum vortrabe muß ich aber meine angefangene Weise halten / die ich im ersten Tomô beobachtet; Nehmlich eine An zahl zu vorderst auff den Schauplatz bringen von rechtem Menschen / die man doch / bald umb dieses / bald umb jenes Laster / zu Unmenschen machen wollen: Alß da seynd die;


Allmod-Brüder /

Bestien-Schänder /

Cin-di oder Hurer /

Dummen-Könige-Wünschende /

Ermordende /

Fresser /

Grimmige /

Hülf-versagende /

Junckerirende Fauläntzer /

Kinder-Lähmer /

Lasterliebende;

Moßeowiter /

Nacht-Schwärmer /

Oberherrn / so untügtich /

Pöbel oder Layen /

Quälende /

Reichen /

Schrifft-verkehrer /

Thoren /

Vngönstige / Neidharde /

Wahnwitzige /

Zum Gebetgehende ohne Andacht.


(1.) In den Breßlauschn Leichen Abdankungen / Tom. 2. cap. 32. p. m. 449. Aus Dilherri Weltbetrachtunge von jenem Seewunder / daß alleine vor andere reden können: Conrad von Sack R. K. M. Rittmeister. Wir sehen in der jetzigen Wunder Welt zwar sehr viel und recht wohl gebildete Menschen / welche sich aber von allen Menschlichen Actionen und Affecten durchaus abwinden / und nur die lasterliche Tieffe der Finsterniße unabsetzlich suchn / und belieben / und also / ausserhalb der Gestalt / nichts Menschliches an sich behalten: daß man dem Diogeni wohl seine Laterne möge abborgen. etc? (2.) D. Johann: Reüchlinus de arte Cabalist: l. 1. Fol. 621. Ausn Eliazare und Salomone: Daß Adam zu alles Vieh und Thiere gekommen sey / und seine Begierde habe sich nicht gegen sie beweget; als nur / wie er zu seinem Ehe Weibe gekommen sey. Aus welchen Worten (behüte uns GOtt für solches verzweiffeltes Bubenstücke der ungearteten Leute; so ferne es nur noch Leute zu nennen seyn / und nicht vielmehr Diaboli incarnati / oder larvae furiales; Welche wieder uns (die wir doch sonsten / nach den Rechten der Käyser / unsträflich und unfriedlich gerne leben wollen) dennoch auff allerhand Arten der Unbilligkeiten / einen Aufruhr oder Christenheit und Ketzerey / erregen unn zu wege bringen wolln / so offtermahln anderwo / so neulich in jener Stadt / der Magister noster genant:) man diesen falschen und ergerlichen Verstand erzwungen: Daß Adam mit alln uvernünfftigen Thieren und Bestien / schändlicher weise zu thun gehabt und Sodomiterey getrieben. Hilff GOtt / was ist das für eine unerhörte Kühnheit der garstigen Schelme / so durch den Beyfall und Zustimmung der Kinderschen Sophisten auff die Beine und Bahne gebracht worden? Denn בוא wird niemahln in der Schrifft eigentlich für solche Vermischung genommē / obgleich Gen. 16. per metaphor: gesaget wird: ingredere ad ancillam meam / si forte saltem ex illa suscipiam filios. etc. (2. So hat ja auch Adam unmüglich mit der Wantzke / Flöhe / Fliege / Heuschrecke etc. zu thun haben können. etc. (3.) Kreckwitz / Tom. 1. Gnom. und Polit. Histor. zu Zeiten Caroli / des letzten Hertzogs zu Burgund / haben die Einwohner zu Dinantz / welches eine Stad an der Mase gelegen / und dem Bischoffe von Lüttich zu gehörig / damit sie ja ihren Muth am Hertzoge wohlkühleten / und ihrē Haß und Neid heraus liessen / ein Bild gemacht / so dem Hertzoge aller Gestalt gleich gesehn / und daßelbe mit seinem Schilde / Helm und Wapen gezieret / und zu nechst an die Stad Bovin / so dem Hertzoge unterworffen / geführet / es auff einem Sessel / in eine Grube (welche voll unflätiges stinckendes Wasser / und abscheulicher vergiffter Thiere) nieder gesatzt / und den Einwohnern zu Bovin zugeschryen: Da sitzt die Kröt / euer Hertzog. Diese aber theils aus hertzlichem Mitleiden / theils auch aus Grösse der Gefahr / welche aus diesem Spiel entstehen würde / bewegt / fertigten einen Curirer oder Boten mit Brieffen an die Dinantzier ab / und ermahnten sie auffs allerfreundligste / sie solten doch dem Unglücke vorkommen / und dem Hertzoge diese Mißhandelung abbitten. Sie aber / voller Zorn und Hasses / gaben nicht allein dem Boten keine Antwort / sondern schlugen ihn wieder aller Völcker Recht und Billigkeit zu Tode. Nun liessen aber die Bürger zu Bovin / sie zuermahnen nicht ab; Denn sie alß benachbarte wohl zuermessen / daß ihnen das Unglück auch übern Zaun hüpffen würde / und schickten einen jungen Knaben mit andern Missiven vorigen Inhalts / welchen sie / wie ungeheuer freßige Löwen und Wölffe zu Stück und Fetzen zerrissen: dabey wir so viel abzunehmen / daß Zorn und Rachgier dem Menschen auch die Menschheit / das ist / seine eigene Natur und Wesen benehme / und ihn gleichsam in ein unvernünfftig Thier verwandele / und von einem Laster in das andere / als durch Staffeln / leite: Damit /wenn also die Maß derselben erfüllet / Gott alsdenn auch mit seiner Straffe hernach komme / und das unschuldige Blut von schuldigen Händen fordere: wie es denn diesen Dinantziern wiederfahren. Sintemahl der Hertzog nach Eroberūg der Stad je zwen und zwen zusammen binden / und in der stinckenden Lahn erträncken. Die Stadt aber dem Boden ebenmachen lassen / daß man am dritten Tage hernach schier nicht gespühret / wo sie vor gestanden. confer Camerar. in Hor. Subcesiv. Histor. centur. 2. cap. 84. pag. m. 514 et praeced. nach übesetzung M. Georg. Mayers. (4.) Joann. L. Taliz von Lichten See / im Kurtzweil. Reysegespan. paragr. 6. pag. 10. Die Teutschen so sie essen / pflegen die Bein / Grät / und anders unannehmliches / neben sich auff die Teller zu legen / aber die Italiener / Spanier / und etliche andere Nationen /werffens stracks auff den Boden. Auff ein Zeit schickt König Petrus von Arragon / einen Gesandten zu dem Barbarischen König von Tunis / (dieser Gesandte / mit Nahmen Queraldo / ward von des Königs Räthen / bey nebens ein Hochverständige / Wohlerfahrne und sehr kurtzweilige; Aber von Leib und Angesicht so ein heßliche Person / daß nicht viel seines gleichen /) Der König von Tunis ließ ihme zu dem Nachtmahl beruffen / und die Tische auff unser Manier (dann die Moren sonsten / auff dem Boden sitzend / zu essen pflegen /) decken / und viel Herrn in die Gesellschafft laden; da hieß der König / welcher auch in dem Schimpff erfahren / alle von den Tischen übergebliebene Bein zusammen klauben / und gantz heimlich zu des Queralden Füssen legen; als nun das Nacht-Essen vollendt / und die Tische / auffgenommen / sahe man / die Hauffen Bein an des Queralden Orth bey einander liegen / da sprach der König zu seinen Hoff-Meister: Was ist das? Von ein solcher Hauffen Bein / muß wohl ein Wolff / und nicht ein Mensch zu Nacht gessen haben: Querald wand sich schnell zum König / und sprach: So viel ich gespüren mag / hab ich mit keinen Menschen zu Nacht gessen / sondern mit Wölffen / dann die Wölff freßsen das Fleisch und die Bein zusammen / wie diese ewere Fresser auch gethan haben / ich aber / alß ein vernünfftiger Mensch / hab nur das Fleisch gessen / Die Bein auff die Erden geworffen / und den Hunden übergelassen. Krumb Holtz gibt auch gut Kohlen / unn schwartze Erde trägt auch gute Früchte. Hieher gehöret was Thisabo von Redtschorn hat in der Neu-Almod: Sittenschuele. p. 82. 83. Als vor etlichen Jahren ein Pohlnischer Cavallier an dem Berlinischen Hoffe etwas zuverrichten hatte / und von einem Hoffe Rath gefraget ward. Wann seine Ankunfft seye? Antwortete der Polacke; als welcher sonder zweiffel / weil sie in Pohlen meistentheils gantze Uhr-Wercke haben / in der Teutschen Glockenschlag sich nicht richten könte / sprechend: Er wehre mit den Schweinen kommen / vermeinete / eben zur selben Zeit / da man die Schweine eingetrieben hätte. Fast dergleichen Rede Arthen brauchete auch zu Leipzig ein mit Ochsen-Händeldender Pohlnischer Kaufmann / wie er über Tische dermassen geitzig und säuisch fressen konnte / und vō einem andern Kaufmanne zum poßen gefraget wurde; mit was vor Gelegenheit er aus Pohlen kommen / und was seine Handlung wäre? Antwortete er. Er sey mit den Ochsen aus Pohlen anhero kommen / und handele auch damit auff der Messe. und in Petron. Fragment. Tragur. p. 10. edit. Reines. wird von einem üppigen und Schlampamper gesaget; Phantasia / non homo. confer Alcoranū zu Nürnberg gedruckt / l. 3. c. 29. p. 695. wie die Ungläubigen als Tartarn / alß die unvernünfftigen Thiere fressen. Item. Mart. Grundmann. in Geist- und Welt-Geschicht Schule: p. m. 239. ex Selneccer. übern 78. Ps. (5.) Philipp. Camerar. cent. 2. Histor. c. 84. p. m. 513. nach übersetzung M. Georg. Majers. weil GOtt wie Lactantius schreibt den unvernünfftigen Thieren Weißheit und Verstand nicht geben / so hat er sie doch von Natur mit Sterck verwahret / und außgerüst / daß ein jedes sich gegen seinem Feinde wehren kan. Weil er aber den Menschen schwach / nackend und bloß erschaffen / auch mit Weißheit und Verstand begabt / hat er ihm unter andern auch diesen Sinn geben / daß ein Mensch dem andern soll schützen helffen / auch alles Liebes und Gutes erzeigen / deßgleichen wieder alle Gefahr verwahren und im Noth Fall beyspringen. Darumb ist das / das höchste Band der Menschen / das sie gegen einander leutselig und freundlich seyn: Welches Band so iemand zerreist / der ist alß ein Verwegner Bößwicht und Mörder zu halten. Und weiter spricht er: Wann wir mit Warheit wollen Menschen gennent werden / so sollen wir wie Menschen leben / weil er ein Mensch ist / und eben daß / was wir seyn. Darumb wann die Leuth unter einander uneinig seyn / so gehet es nicht recht unter den Menschen zu. Darumb ist es wahr / was Cicero sagt: Wann ein Mensch das in acht nimpt / was ihm die Natur hat eingegeben / so thut er einem andern Menschen nicht leichtlich einen Schaden oder etwas leidts. Weils nun wieder die Natur ist / wenn ein Mensch dem andern Schaden thut / so folget / daß das jenige der Natur gemeß ist /wenn einer dem andern nutz und dienstlich ist / wer das nicht thut / der ist nicht werth / das er ein Mensch soll genennet werden. Denn das stehet einem Menschen zu / das einer dem andern im Nothfall und in der Gefahr zuspringe. (6.) Licetus l. 4. de Lucern. cap. 13. f. 677. aus des Platonis Cratylo bringet vor /wie das Wort Satyrus auch einen gemeinen Menschen bedeute / der weit unter den Priester-Stand hin zu bringen ist: Alß dessen ober Theil des Verstandes / eines vernünfftigen Menschen Ehnligkrit habe: Aber der unter Theil der Begierde / eine viehische und sonderlich Bockenzende Gleicheit bezeuge: Sintemahl die Priester allein rechte und lautere Menschen seyn / so nichtes mit der wehische Natur gemein besitzen. (7.) Wie der itzige König in Franckreich / die Engländer für Unmenschen gehalten / daß sie ihr todte und an der Peste / gestorbene Leichnam / aus Franck: Ufer und Land geworffen / ümb auch allda die infection einzuführē: suche in meiner 1666. jährigen Welt-Chronick. c. 4. nachn Anfange. (8.) Von Bettlern / so ihre Kinder unmenschlich verlähmen / suche in meinem Buche von Wündschel-Ruthen cap. 15. (9.) Von dē Allmodigsten / redet / Zeiler im 2. Theile / Epist. 323. p. m. 76. Man hat vor diesem auch schon über den Hochmuth / und die Hoffart geklaget / und man darfür achtet; Der Teuffel werde bald nicht mehr model und Arte in der Höllen haben / die er dem Weibs-Volcke werde feruer können herfür geben: man hat schon damahln / mit Schrecken / angesehen / wie der Teuffel / und der Drach / seine Hörner / auß ihren Köpfen / und Kleidern herfür gesteckt / unn guckē lassen also / daß man jenes greuel-Thier / oder monstrosisches Weib nicht anderswo hat suchen / und dahin, lauffen / sondern solches zu besehen / nur der Weibesbilder in Teutschland / Köpfe unn Leiber / hat betrach-dürfen. Er finde im gleichem / daß / wer unter denen Mannsbildern nicht einen Drachen-Schwantz / und einen Zopf Weiber Haar am Kopfe gehabt / und unter der Zahl d' Heuschreckē gewesen / welche einen Engel aus dem Abgrund zum König haben / des Nahme ist Apollyon; dz derselbe in d' Welt nit hat fort kommen können. Der allermeiste Gedanckē / unn Sinne / seynd nit gestandē / wie sie möchtē nichtes seyn in der Wele / ein Narr seyn / ümb Christus willen / durch Schmach / unn Trübsal / mit Christo ein Wunder werdē in d' Welt / ihrem Willen absterben / sich verläugnen / und alles dessen was in der Welt hoch / herrlich / ansehnlich / prächtig / und gewaltig ist / absagen / CHRIsti Schmach / verächtig und Armuths-Creutz auff sich nehmen / und in der Wiedergeburth ihme nachfolgen / etc. (10.) Heidfeldius in sphinge. Theol. Philos. heisset die Gassathen geher / und Nacht-Schwärmer / Antipodes: Aber Homerus nennet solche ihre Unholds-Zeit / oder Unzeit / ἄβροτον q. d. hominibus carens tempus / weil nicht glaublich ist / daß alß denn Menschen zu wege seyn; ohne was Bethlehem betrifft: Da sie alle in plumis / und implumes / bey 1000. liegen / und schnarchen / wie die Katzen (11.) Samuel Greifen-Sohn in neulichsten Sartyr: Pilgram / p. m. 49. beschreibet die Bauern / aus Garzonio / daß ihr Thun aüsserlich gantz viehisch / und auch innerlich mehr als Bestialisch außsehe. (12.) pag. 65. etc. vergleichet einen reichen oder Kargen Filtze / einer Saue / in einem alt-fränkischen Liedlein: und p. 54. spricht er; daß einer der kein Geld hat / nur ein halber Mensche sey. Confer meine Wündschel-Ruthen. pag. 163. (13.) Hieronym. ad Nepot. Ein jedweder Mensch / der seinen Schöpffer nicht kennet / noch ihn zu wissen / seinen besten Fleiß anwendet / ist eine Bestie. Hier zu gehöret folgendes aus Hierō. Colbergs Tabeera / im praefat. es schreibet Läertius lib. 6. de vita Philosophororum /von dem überaus wunderbahren und ebentheuerlichen Philosopho Diogene / daß er eins mahls am hellen lichten Tage ein Licht angezündet / dasselbe in eine Laterne gesetzt / und damit nicht allein auff dem Marckte / sondern auch sonsten in allen Orthen / neben sich / hinter sich / und vor sich geguckt: und als er deßwegen zu Rede gesetzt und besprochen wurde / warumb er am hellen lichten Tage mit der Laternen herumb ginge / und überall so empsig und so fleißig suchte? Gab er zur Antwort: Homines quäro: Er suchte Menschen: Menschen suche Ich / sagte er / da es doch an Menschen gar nicht mangelte; es wahren überall auff allen Plätzen / auff allen Gassen / in allen Orthen / in allen Winckeln / nichts als lauter Menschen vorhanden: wolte aber hiermit so viel zu verstehen geben: Ob zwar alle und jede Menschen sich vor Menschen hielten / und ausgeben / so weren sie doch / wenn man die natürliche Eigenschafft eines Menschen betrachtete / keine Menschen: und man müste ein sehr grosses Licht anzünden / man müste eine hell leuchtende Laterne gebrauchen / wenn man einen rechtschaffenen Menschen finden wolte. Was nun Diogenes dazumahl von den Menschen ins gemeine urtheilete / ebner massen können wir mit gutem Grunde der unbetrüglichen Warheit / von den itzigen Welt Menschen auch absonderlich schliessen und urtheilen. Es hat zwar der treue GOtt und Vater im Himmel / der da reich ist (Ephes. 2. v. 4.) von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / uns alle mit einander Männlin und Fräulin / anfangs zu seinem Eben-Bilde erschaffen / sonderlich aber zu guten Wercken / (v. 10.) zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat / daß wir drinnen wandeln sollen; jedennoch /wenn wir der Menschen Wercke recht anschauen / so werden wir eben wie Diogenes / weniger nichts den Menschen finden: freylich / freylich ist heutiges Tages an den meisten Menschen sonsten gar nichts Menschliches / alß nur bloß eine Menschliche Gestalt / oder vielmehr Larve / zu sehen / die weil ihre Zunge und ihr Thun (Es. z. v. 8. etc.) allezeit wieder den HERren ist / daß Sie den Augen Seiner Majestät wiederstreben / Ihr Wesen hat Sie kein heel / und rühmen Ihre Sünde / wie die zu Sodom / und verbergen sie nicht: Ach und Weh über ihre Seelen / Es ist ein Volck / da kein Recht innen ist / Devt. 32. v. 28. et 32.) und ist kein Verstand in ihnen / ihr Weinstab ist deß Weinstocks zu Sodom / und von dem Acker Smorrha: Ihre Drauben sind Gall / und haben bittere Beeren. Ach! es gehet mir wie einem (Mich. 7. v. 1. et seq.). der im Weinberge nach lieset / da man keine Drauben findet zu essen / und wolte doch gerne der besten Frucht haben. Die frommenLeute sind weg in diesem Lande / und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuthen / etc. Der beste unter ihnen ist wie ein Dorn / und der Redlichste ist wie eine Hecke. Und würde man also auch / eben wie der Diogenes nicht nur eine Laterne herumb tragen / sondern wohl große Fackeln und Lichtmeß kertzen anzünden / und überall fleißig suchen müssen / ehe mā einen rechtschaffenen Menschen finden würde. Und derowegen ist nun auch der gerechte Gott dessen Gerichte (Tob. 3. v. 5) schrecklich sind / weil wir seine Geboth nicht gehalten / und nicht recht für ihme gewandelt haben / über alle massen trefflich sehr erzürnet / und dreuet / auch mit Laternen die Menschen zu suchen / wie sie Diogenes zu seiner Zeit gesuchet hat. Denn so spricht Er beym Zephania c. 1. v. 12. zur selbigen Zeit will Ich Jerusalem (also auch Deutschland) mit Laternen durch suchen: und will heimsuchen die Leute / die auf ihren Hefen liegen. Ich meine ja / es hat der grosse Gott / der große Dinge thut an allen Enden / der uns von Mutter Leibe an lebendig erhelt / die Fenster (Es. 24. v. 18.) in der Höhe aufgethan / wenn wir nur ein wenig zurücke gedächten / und unser geliebtes Vaterland Teutscher Nation auch durch sucht / ja Er hat heimgesucht die Leute / die auff ihren Heffen liegen / nicht mit Laternen / sondern mit grossen ungewöhnlichen Himmels-Fackeln / Wind- und Lufft lichtern als Anno 1618. an Cometen geschehen: etc. damit gab auch GOtt gleichsam zuverstehen / daß Homines quäro / eben wie zu des Jeremie Zeiten / da Er cap. 5. verß 1. er seq. sagte: Gehet durch die Gassen zu Jerusalem (gehet hin in Germanien durch alle Länder) und schauet und erfahret / und sucht auff ihren Gassen und Strassen / ob ihr jemand findet / (ob ihr einen rechtschaffenen Menschen findet) der recht thue / unn nach dem Glauben frage (dem sein Glaube / seine Religion / sein Gottes Dinst / sein Christenthumb ein rechter Ernst sey) so will Ich ihnen gnädig seyn / aber wenn sie schon sprechen bey den lebendigen Gotte / so schweren sie doch falsch: wenn sie schon sprechen / den rechten GOtt wir meinen / so ist es doch alles falsch und erlogen. Ihre Gottesfurcht ist lauter Heucheley / sie dienen Ihme gar mit falschen Hertzen /(Syr. 1. verß 36. et seq.) und suchen gleichwohl durch solche Heucheley auch noch Rhum bey den Leuten: Sie werffen sich selbsten auff / und lassen nicht abe / biß sie fallen und zu schanden werden / und der Herr Ihre Tücke / und bösen Stücke offenbahret / und stürtzet Sie öffentlich vor den Leuthen / darumb / daß Sie / nicht in rechter Furcht GOTT gedienet haben / und Ihr Hertz falsch gewesen ist. etc. Idem von solchem allgemeinen Welt-Wesen spricht der Herr Lutherus an einem Orthe also: Wer der Welt Wesen und Thun mit Evangelischen Hertzen ansiehet / der muß sicher denken / daß nicht Menschen / sondern eitel Teuffel / unter Menschen-Larven und Gestalt also leben / und ist Wunder / wie die Welt nur ein Jahr stehen kann. Diesem allem / gönstiger lieber Leser / habe Ich auch nun von Anfange der blutigen Tragoedien / die noch immerdar nach Blut schreyet / nach Blut schreibet / nach Blut dürstet / nach Blut wiegert offt und vielmahls nach gesonnen / und das grosse Weltgebaue der Menschen aus- und inwendig / über all in allen Winckeln und auff allen Seiten mit Laternen durchsucht / herumb geleuchtet / nach Menschen gefraget / aber leider erbarms und verbessers Gott im hohen Himmel! bey dem Menschen meistentheils nichts / als einen bösen Nahmen und Samen gefunden. (14.) Quirin. Pegeus. part. 2. Kunst-qvell §. 5696. p. 543. Es fragte einer: ob die Narren auch Menschen wären /weil sie keine menschliche Vernunft erweisen? der andere antwortete: ja / dem euserlichen Ansehen nach / sind sie Menschen / wie du. Er versetzte: du soltest sagen: wie ich und du. (15. Ægid. Albertin. im Hirnschleiffer / p. 139. An Menschen ist der meiste Mangel in der Welt / das deutet Jeremias an / da er spricht: Aspexi / terram / et / ecce / erat vacua / et non erat homo. Der Welt Weise Diogenes ging einsmahls beym hellen lichten Tage / mit einer brennenden Latern auff der Gassen / und schrye: Ihr Menschen gehet her! Als ihrer nun viel zu ihm kamen / schluge er sie mit einem Stecken von sich / und sagte: Ich habe Menschen / aber keinen Kehr-Koth gerufft. Etliche Menschen / (saht jener) seynd nicht Menschen. Als besagter Diogenes einsmahls aus der Badstuben ging / und gefraget ward / ob viel Menschen drinn wären? antwortet Er: nein. darauff ward er abermals gefragt; ob viel Volcks drinn wäre? antwortet er / ja: dieser weit hinaußsehender Diogenes hielt die jenigen nicht für Menschen / die sich nicht als Menschen erzeigen und verhalten; derowegen suchete er Menschen / mit der brennenden Latern beym hellen liechten Tage. Wofern Diogenes anjetzo leben und mit der Latern Menschen suchen solte / so würde er besorglich wenig rechtschaffene Christen finden. Denn ob schon viel Menschen den Nahmen Christi führen / so folgen sie doch seinē Leben nicht nach / sondern führen gleichsam ein viehisches Leben; derowegen seynd sie vor keine Christen zu halten: denn ein guter Christ bekennet und erkennet Christum für seinē Herrn / er folget u. dienet auch ihm / u. welcher solches nit thut / ist kein Diener / sōdern ein Verspötter Christi / wird auch doppelt gestraft werdē / 1. als ein Spötter / nachmals als ein gottloser Sünder. Zu den rechten und wahren Menschen sagt d' Herr: ihr meine Schafe werdet durch meine Göttliche Wort geweidet u. gespeist / u. ihr erkennet mich für einē Hirten / ihr folget mir / u. ihr gehorsamet meiner Stimme: derowegen thut ihr / alß Menschen und wie Menschen gebühret: denn die jenigen / so solches nit thun / soll man nicht für Menschen / sondern für unvernünftige Thiere halten. Vielleicht aber hat Diogenes nit gemeine Menschē / sondern gute Regenten und nützliche Vorsteher d' Menschen gesucht: denn (wie Plato saget /) die Anzahl derē / welche tauglich sind den Fürsten zu rathen / und das Land zu regieren / ist klein: ob derowegen schon ihrer viel ümb eine Rahtsstell / Gubernament / Pfleg oder Amt anhalten / und stattliche intercessiones und Fürbitt mit bringen / so seynd sie doch nit allzeit tauglich / sondern man wird zu Zeiten mit ihnen betrogen. (16.) Von Neidern wie solche dem Thieger Thiere gleich seynd / vide autorē Acerrae Philol. cent. 6. e. 36. p. m. 893. etc. (17.) von den Wahnwitzigen / besiehe Harstörfers großen Schaupl. d' Mordgeschichte / c. 123. p. 424. (18. Die Junckerirende / Pflastertreter / aufm Marckte müßigänger / u. ungedūgene / subbasilicani / Spatzirer / die Hände in einanderschlagēde / Faullänzer / die vō Lētzē alß unnütze āgenommēe Knechte / nichtstuhēde / Schlüngel / nos nūerus sumus / fruges ussumere nati etc. solches unfröchtiges Gesindgen haben die Corinthier aus d' Stad gejaget / u. purgamina genant / u. sie unter den Menschen zu seyn nit gewürdiget. Greg. Richt. in Axiō. Deconō. c. 98. p. m. 240. ex Camer. centur. 1. c. 15. p. 60. 62. 75. 66. itē Martin Grūdman in Geschicht-schule pag. 248. ibid. pag. 244. ex Tauler. Fest: pentecost. p. 126. ohne d' Sanftmuth mögen wir nit Menschen-viel weniger Christen ähnlich leben. Denn die Sanftmuth setzt den Menschen in eine Göttliche Vertragsamkeit von innen und von aussen / in allen Dingen / und benimt ihme Wild- und Hartmütigkeit und alle Bitterkeit in ihm selbst etc. / (19.) Aus denen Zeitungen Anno 1662. den 13. Decemb. aus Koppenhagen: Einer von den hiesichen Russischen Gesandten hat einen Sohn von 10. biß 11. Jahren; derselbe begehrte Audientz bey dem Jungen Printz Jurgen / welches ihm auch gestattet wurde: Ein jedweder war sehr begiehrig / zu sehen / was Er anbringen würde / weil mā diese Völcker nur für grobe bestialische Leute helt; Und hatte sich auch die Königin selbsten deßwegen heimlich in dem Gemach verborgen. Wie dieser nun hinein kam / machte Er einen schönen Reverentz / fieng darauf eine herrliche Oration in Lateinischer Sprache an / welche ziemlich lange wärete / präsentirte Ihm den Sebel / so er an seiner Seite hatte / und trat so dann etliche Tritt zurücke / dergleichen hatte man sich zu Ihm nicht versehen; Die Gesandten sollen sonst etwas wegen einer Heyrath zwischen deß Groß-Fürsten Sohn und dieser andere Princeßin proponiert haben / welches der Königin nicht gar wohl gefallen. Wegen obgesagten Titulus vernim noch weiter Georg. Tectander. von der Jabel / in seiner Reise-Beschreib: Anno 1605. p. 29. von denen Mußcowitern: was ihre Priesterschaft anlanget / pflegen dieselben gar nichtes / alß wie bey uns bräuchlichen / zu studieren / sondern wenn sie nur ein Wort schreiben oder lesen können / seynd sie gelehret gnugsam / können auch öfters so wenig / als anderē Leyen / kaum ein Vater Unser beten / und seynd die Studia gar in keinem Werthe bey ihnen / dürffen auch wohl sagen / daß allhier in Deutschlande / so viel Irrthümer und Ketzereyen aus den Studiis herrüreten / und kan derentwegen ein jeder / so sich zum Priester begeben wil / gar leicht darzu kommen. Petrus Jansonius in seinem Itinerar. von den Rüßen / l. 18. p. m. 89. saget dieses noch dazu / daß Männer von 60. 70. Jahren noch Unzucht treiben mit Knaben. Darumb denn die Frömbden / welche in dieselbe Länder kommen / und einige Jungen bey sich haben / fleissig Acht auff sie geben müssen / daß diese von solcher Bestialichen Nation nicht verführet werden mögen etc. und wie wohl das eine That ist / streitend gegen Gott / Gesetz der Natur / und der gantzen Menschlichkeit / so ist dennoch das jenige das aller greulichste / was sie mit allerley wilden Thieren thun. etc. (20.) Homo homini lupus / wenn ein Tyranne zu unmenschlich mit seinen Unterthanen ummegehet / und sie wie Hunde tractirt / oder hält / da wird Plager und der Geplagete zur Bestie / weil jener dz menschliche Thun zu hoch / und dieser zu niedrig spannet / und die unvernünftigen Thiere leutseliger leben lassen. darzu gehöret Autor Evtrapel. mill. 2. §. 740. p. m. 221. Einer fragte / wo für sich dich Bauren in Westphalē am meisten fürchten? dē ātwortet ein ander: vor ihrer Edelleuten Pferde Tod. denn wenn die stürben / würden die Edelleute hernach auf die Baurn reiten. confer Autorem in d' Ablegation d' Esel in Parnassum (21.) Cinaedi qu. Cynici et hoedi / stinckende Böcke / u. unverschämte Hunde. Autor des teutsch. Herkulis part. 2. l. 6. p. 427. 428. Wer lachet des Ovidianischen Mährleins nicht / daß er den höchsten Gott / welchen er Jupiter nennet / zum Ochsen ümb Frl. Europen willen machet? (22.) Abraham Hoßmann in Tract: von nächtlichen Träumen in præfat. wir lesen von dem Hochverständigen / Großmächtigen / und weisen Könige Alphonso in Arragonien / daß Er seiner Räthe einen der ihm verkündiget / es hätte ein Hispanischer König gesaget / daß es nicht von nöthen were / dz Fürsten u. Herrn und andere vornehme Potentaten / in den Historien unterrichtet würden / so ernstlich angefahren / u. im Zorne darauf geantwortet; es were diese Arbeitselige / lästerliche Stimme von keinem Menschen / sondern von einem Ochsen / und unvernünftigen Thiere herkommen. etc. confer Autorem Evtrapel. Millenar. 2. §. 268. p. 96. (23.) Weiter soll Aristoteles über des Sardanapali Epitaphium (ede / bibe / lude: reliqua ne digitorum quidem strepitu digna sunt / etc. vide prolixe Buchnerū ad Lexit. Fabri voce Sardanap. Dan. Claß. in comment. ad Tab. Cebet. pag. 162.) dieses Urtheil gefället haben: daß dieses vielmehr eines Ochsen / als Menschen Stimme sey: oder daß diese Worte sich vielmehr über ein Begräbniß eines Ochsen / als eines Königes / schicken. Jul. Wilhelm Zinegref / part. 1. Apophth. pag. 189. Autor. natur. Loqvac. cap. 20. pag. 20. Daß ein Scytischer König lieber das wiehern der Pferde / das Blecken der Schaffe / das Brüllen der Ochsen etc. gehöret habe / als eine wohlklingende Music. (Also hat D. Crellius zu Zwickau einmahl / in seinem Quartire / das bethen der Kinder nicht hören noch leyden können: Der hernach enthäuptet worden. Vide M. Tob. Schmidt / In der Zwick. Chron. sonsten. (24.) lieset man ex patrum Schola / Oratio sine Devotione / est quasi boatus boum. August. Vide Harstorff. pag. 392. §. 172. im Anhange / ad part. 2. Schauplatz Lehr-Geschicht. (25.) Beym Joh. Agric. in Deutsch: Sprichwörtern / Capit. 24. pag. 21. b. Daß die Mönche / keine rechte / von GOTT erschaffene Menschen seyn. Hierzu mögte man auch fast setzen / daß die Holländer gegen die verfolgenden Japonier /wie sie gefraget worden / ob sie Christen seyn / geantwortet haben / daß sie Holländer wehren. vide Erasmi Francisci in der Lust. Schau-Bühne / 3. versaml. p. 490. etc. Biß hierher das erste Stücke in der Vorrede / davon ich dieses nicht lassen kan / wz die Disposition belanget / so ich theils davor / theils durchs gātze Werck gebrauche: nehmlich es alles / nach dem Alphabethe / acrologice / einzurichten: mercke hiervon daß meinem Belieben in dē Falle unlängst andere beygepflichtet haben / als Abrah. Saur im Städte Buche. Tim. Polus von allerley Hand- und Werck. meistern. P. L. zu Lübeck in Memorabil. Apophtheg. Buchēroder in der Sünden Rolle. etc. Es dienet die invention dem Gedächtnisse gar sehr. In übrigen muß ich nū mehr auch meinē Epilogū oder Schluß Rede / als dz andere Stücke / hinanfügen / unn damit erfüllen / was ich im ersten Theile versprochen habe / nehmlich dem Curiosen Leser die meisten Vaticina und Vorsagungen / auff das zwar abgelegte / doch vorher sehr verdächtig-scheinende / und der gestalt der Posterität zur gewünschten Nachricht / auffgehobene 1666. Jahr: angesehen ihnen unterschiedliche eine lange Weile her / auf selbige Zeit / was sonderliches in der Welt / haben bedüncken lassen / alß wie da seynd sonderlich.


1. Alexandri VII. Tod.

2. Bapstumbs Untergang.

3. Christenheits Aufnahme.

4. Drāck-sal für Erfurt.

5. Engellands Verderb.

6. Friedenzeits / oder Chiliasmi Anfang.

7. Germaniens überziehung.

8. Heyden Bekehrung.

9. Jüden Erlösung.

10. Ketzereyen überhand.

11. Leipziges Unglück.

12. Monarchie Aufhörung.

13. Niederländer Uberwindung.

14. Ottomannier Oberhand.

15. Pohlens Ruinirung.

16. Quaal und Peste in der ganzen Welt.

17. Roms Verstörung.

18. Spanier Verlust.

19. Träume-deutungs Erfindung.

20. Untergang vieler hohen Häupter.

21. Welt Ende.

22. Zeichen unn Wunder.


Von allen diesen Stücken soll / mit Gottes Hülffe / das seinige / hinter einem jeden Capittel / zur Beylage / mit hervor gezogen / und angeführet werden. doch nicht so wohl / daß ichs für mich wahr machete / oder was grosses von den meisten Puncten hielte; weil der Außgang in vielen das contrarium an den Tag / Gott lob! gegeben hat; sondern damit ich der Begierde deß Lesers ein überflüßiges Vergnügen leistete / mich in die Zeit schickete (denn es ist alles de tempore praesenti / vō der gegenwertigen Zeit: und der Posterität die Vāitat zu erkennen gebe / so die Wahnwitzigkeit auff die chronologie des drey-besechseten Jahres u. dessen arithmantie gewand gehabt / und wz sie damit / ausgerichtet habe / auch wz doch gleichwohl für sich erfolget sey. Die Ordnūg vermag zwar nicht so eben können gehalten werden / daß ich die beyden Alphabete von Buchstaben zu Buchstaben / abhandelte: doch soll gleich wohl von allen diesen letzterzählten Dingen / einzeln / bißweilen auch zusammen gennomen / hinter allen folgenden Capitteln dz seinige gesetzet werden. Die durchblätterung wird es geben / so d' Leser / nicht ohne Nutzen / und Ergetzligkeit / mag anwenden. Schließlich damit ich alhier schon etwas in genere erwehne / so habe ich nachfolgendes / nachdenkliches / auß einem gedruckten Scriptulo hie her setzen wollen.


(Itzttreten VVIer Ins neVVe Iahr /

Herr JesV ChrIste / Vns beVVahr:

GIeb GnaD / DVVIer / DIß gantze Iahr /

ZVbrIngen können / ohn Gefahr!)


Christlicher lieber Leser es ist vor langen Zeiten von diesem 1666. Jahre hochverständigen gelahrten Leuten u. Naturkündigern genugsam prognosticiret u. geweißaget worden: Doch Menschen können irren: weil aber in göttlicher Schrift bey dē Propheten Daniel und in d' Offenbahrung Johannis vō dieser Zahl absonderlich gedacht / kan ich mir wohl einbilden / dz solches nicht vergeblich / sondern ein sonderliches Wunder Jahr / darinnen viel Veränderungen in d' gantzen Welt dürffenvorfallen; absonderlich; wenn wir die Wort Christi erwegen beym: Luc. 21. wegen d' Zeichen u. Bangigkeiten / durch Krieg u. Kriegs-Geschrey / ehe d' Tag deß Herrn wird hereinbrechen / welche schō einen mercklichen Anfang machen. Mā betrachte wz für Wūder vō Ao. 16. biß auf dz 1666. Jahr sich begeben. Kürtzlich nur wz dz 65. jahr sich zugetragen /wer Augen hat / d' thue sie auf / wer Ohren hat zu hören / der höre. Hat nicht der Thürmer zu Neustadt an der Oelden 25. Mäy nach Mitternacht zwischen 3 und 4. Uhr / wie ers eydlich ausgesagt / einen alten Mann auf einem Stuhl / und ümb Ihn herūb 12. Liechter gestehen? Ingleichen auch zu Plauē ist eben dē ermelden Tag in einer hellen Wolcken d' Herr Jesus am Stamme des H. Creutzes von vielen Leuthen gesehen worden. Diß sind gewisse Zeichen des herzunahenden jüngsten Tages. GLVCk zV DeMne VenIahr /wüntsch ich d' gantzen Christenheit / Segen / Fried und alle Wohlfahrt. Aber so viel ich nach des Himmels Lauff und meiner Kunst gelernet habe / so dürfte sich in diesem 66. Jahre wenig Friede sehen lassen / denn es werden etliche große Herren an einander gehetzet werdē. Im Mertzen möchtē wir schon frömbde Völcker zu sehen bekommen / auch wohl gar Quartier geben müßen. Im Aprill wird eine starcke Armee herfür kommen / die von vielen Feinden zusammen gebracht. Nun / Mäy die lustige Zeit / giebt denen die uns zu hülfe kommen / gute Victori allezeit / siehe / bedēcke dich wohl / d' du vielmahl die Propheceyung / so durch Gottes Wort unn Allmacht sind geoffenbahret worden / gespottet hast. Juni / juni / wz bringestu uns für frömbde Meder auf unsere Wiesen / die da Heu ungedorret weg führen. Im Junio siehe dich ümb an allen Orthen / du wirst fürwahr viel frömbde Nation zu sehē bekommen. Nun Auguste weis uns ein Ort / daß wir bey den unserigen möchten erhalten werden / da zu dieser Zeit wird manchē Cavalier / Reuter unn Soldaten sein Lebē verkürtzt werden. Jedoch so ist d' September noch vō Gott gezieret mit Glück u. Victori / weil unsere Feinde / die in Schafs-Kleidern kommen / und doch reissende Wölffe werden zurück geschlagē / vertrau / schau / sich wohl zu / dz du / nach dieser Victori nicht kömmest in grössere Unruh / denn der Wolff und Fuchs sind listig. O October / was bringst du wieder her / wohl gut / daß du noch im Felde stehest / siehe wie sie wieder zurücke lauffen / die uns auffs neue gedachten zu plagen. November / du bringest uns frömbde Gäste ins Winter-Quartier / und das mag immer seyn / besser Glaubens-genoßen / als von unsern abgesagten Feinden geplündert und verjagt. Nun hiermit schliesse Ich meine Propheceyung / so viel ich nach des Himmels Lauf und Gottes Allmacht und Gnade verstehe / nims an als eine Wahrnung / daß Gott an des Himmels Lauff uns weiset. Sprich nicht / wie viel jahr her geschehen / wer weiß obs wahr ist? Denn die Cometsternen und alle oberwehnte Wunder Zeichen / laß auch dein Hertz erweichen / so wird uns Gott diese Straffen / die vor Augen stehen / und schon in vollen Wercken angehen mit Gedult und Sanfftmuth helffen überwinden. Denn der Tag deß Herrn wird uns bald alle zugleich zu sich holen. Christoph: Richter vor dē 1666. jährigen Calender. Dieses Jahr ist denckwürdig / wegen der Jahrzahl / sintemal die sieben grosse Römische Zahlen in ihrer richtigen Ordnung darinnen auf einander folgen / welches vorhin nicht geschehen ist / auch künfftig nicht geschehen wird: denn diesem Jahre kommet diese Ordnung alleine zu. M DC LXVI. II. Wegen einer sichtbarē Sonnenfinsterniß / welche in Europa an etlichen Orthen die Sonne fast gantz wird verfinstern / aber in Deutschland wird ein Theil der Sonnen / lichte bleiben. III. Wegen etlicher Secular-Historien oder 100. jährigen Geschichte 1. ao. 1566. hielt Käyser Maximil. seinen ersten Reichstag zu Augspurg im Mertzen: da wurde gehändelt vō dem Türckenkriege / welcher auch hernach vorgenommen und geführet worden. Damals ward wiederūb der Religionsfriede bestätiget. 2. Eben auf diesem Reichs-Tage hat Churfürst Augustus zu Sachsen die Churfürstl. Reichs-Lehn / mit großer Solennität / in Aufwartūg vieler Fürsten / Grafen u. Herrn / offentlich empfangen. Auff diesen Reichstage ist Hertzog Joh. Friedrich von Sachsen / so zu Gotha residiret /weil Er den Echter Grumbach mit seinen Gesellen aufhielt / in die acht erkläret / u. die Execution Churfürst. Augusto auffgetragen worden: welcher die Stadt Gotha / sampt der Festung Grimmenstein / am H. Christ Abend berennet auff fordern lassen. 4. In diesem Jahr kömmt d' Türckische Tyran Soleiman so schon 80. Jahr alt / wieder in Ungern / belägert den 6. Aug. Die Festung Sigeth: stirbet aber in der Belegerüg den 4. Sept. Die Festung wird erobert den 7. Sept. dz Ungerland wird trefflich verwüstet. 5. im Sept. dieses Jahrs haben hie zu Lande die Rosen und etliche Bäume zum andern mahl geblühet. Um Leipzig hat es Blut geregnet / darauf die Peste in gantzen Lande / wie auch in Sachsen / Thüringen / Hessen etc. wieder sehr angehalten. 6. Eben in diesem Jahr ist Erzbischoff zu Magdeburg worden Joachim Friedrich Marggraf von Brandenburg / welcher die Papstische Religion im Stifft ausgemustert / u. Kirchen reformiert hat. 7. Eben in diesen Jahre ist angangen der Welt-beruffene Krieg der Staten von Niederland /weil sie vō den Spaniern so wohl wegen leiblicher als auch Geistlicher Freyheit des Gewissens Tyranischer Weise bedrenget worden. Dergleichen Krieg wird man in Historien nicht finden / der so viel Menschen-Bluth gekostet / u. so lange gewehret hette / nemlich biß ao. 1648. da der Friede erfolget ist. 8. Ao. 1466. Ward die Lateinische Bibel zum ersten mahl zu Augspurg gedruckt / da durch das Wort Gottes bekannt wurde / da vorhin mancher Doctor Theologiae die Bibel niemals gelesen. 9. Eben in diesem Jahre ist Preussen / vō dem Römischen Reiche / abgerissen worden / in dem der große Meister des Teutschen Ordens vō Casimiro dem Könige in Pohlen überwunden / sich demselben untergab. u. huldigte: u. also ist dz schöne Land an Pohlen kommen. 10. Der Papst Paulus II. hat wieder die Böhmē dz Creutzperdigen laßen / u. alle Soldatē / die sich wieder dieselben brauchen liessen / loßgesprochen von allen Sünden / auch ihren Kindern bis ins 3. und 4. Glied eben daßelbe zugesaget. Aber die sehr grosse Menge ward gar leicht von König Georg. überwunden. 11. Anno. 1366. ward die Stadt Adrianopel / da der Türcke Amurathes seine Residentz gemacht / von 50. tausend Christen vergeblich belägert: denn alß die ganze Nacht gesoffen / wurden sie überfallen / und alle in d' Flucht gejagt. Die Genueser haben damahls trewloß und unchristlich gehandelt / dz sie das Türckische Kriegsvolck ümb Belonūg mit ihren Schiffen aus Asia haben herüber geführet. 12. Anno 1266. war ein kleiner Krieg zwischen dem Bischof von Würtzburg u. dem Graffen von Henneberg: der Grafe wurde überwunden den 8. Aug. 13. Anno 1166. hatt die Römische Kirche 2. Häupter / nehmlich 2. Päbste. deßwegen hielt Friedrich ein Concilium zu Würtzburg /wie man das monstrū möchte abschaffen. 14. Eben in diesem Jahr hat d' Käyser die Stadt Mauren zu Erfurth lassen niedrreissen. 15. Anno 1066. ist Mantua ein Conciliū gehalten worden: darinnen dē Römischen Käyser die Gewalt einen Pabst zu wehlen ist abgesprochen worden / unn die Monarchia des Pabsts bestätiget worden. 16. Anno 966. ist die Christl. Religion in Pohlen ankommen / u. d' König dē 7. Martii getauft worden. 17. Anno 766. hat d' Griechische Käyser dē Könige d' Francken ein Orgel Werck übersendet: dieses ist dz erste gewesen / so in diesen Lande gesehen worden. Nach diesen sind andere gemacht / und in die Kirchen gebracht worden:

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67.
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