X. Von Klugen Menschen.

[235] Der Spanier Huartus / in seinem Scrutin. Ingen. / durchden Aeschanus Major (per anagr. Jöachimus Caesar / Hallensis) Dobreboranus / lateinisch gemachet / gedencket / daß ein gewisser Grad der Melancholey sey / dernach der jenige / so damit behafftet oder begabet ist / alle Dinge / Sprachen / etc. ungelernt / und ungelehrt / könne wissen. Und gehöre dahin jenes Mägdelein / so gefraget / welches der beste Verß im Virgilio sey / geantwortet hat: Discite justitiam moniti / non temnere Divos.

Ja hinter sich träget der Bauer das Spieß / melancholia est / balneum Diaboli / Hondorff prompt. Exempl. part. 1. fol. 244. Wier. 1. 2. c. 22. lib. 13. c. 3. und / wie Matthesius in seiner Postille irgendwo saget / so sprechen die Medici / daß kaum die gerinste Melancholey sey / da der böse Feind nicht sein Spiel habe: In betrübten Wassern da fischet er gerne. Doch lasse ich dieses axioma Aristotelis dennoch / cum grano salis / passiren: Quod nullus excellens vir unquam extiterit absque peculiari gradu Melancholiae / nehmlich per habitum / non infusum / sed acquisitum. Und was solte das / der beste Verß seyn / so uns wieder das erste Geboth sündigen / und viel Götter anbethen hiesse / da nur Einer ist? So heisset man auch ins Gemeine / kluge Frauen: die Hexen / so mit dem Bösen-Feinde ein Bündnisse gemachet haben / wie sollen das rechtschaffene Leute seyn: Es ist ja mit ihrer Forma ein unrichtiges Thun? Hieronym. Colberg. in Tabeera. ad vers. 125. litt. G. Der leufft zur Klugen-Frauen. Die werden genennet Pythonissae / haben den[235] Nahmen von dem Heidnischen Abgotte Apollo / der nach dem er die grausame Schlange Python getödtet / Pythius Apollo genennet wurde: Diesem wurde hernachmahls zu Delphos ein über auß der Massen herlicher Tempel erbauet / und weil man in demselben etwas mehr / als beym Hammon / oder Dodon / erfahren konte / als ist es dannenhero kommen / daß man in Gemein alle Kluge Männer / und Kluge Frauen / von denen man heimliche Dinge erforschen und erkündigen konte / Pythones und Pythonissas genennet. Idem ad. v. 127. Chrystallen-seher-schaar / Chrystallomantici / die den Teuffel in einer Chrystallen haben / und durch diß Mittel / wenn sie ümb etwas gefraget werden / alles zeigen und weisen können.

Was nun dieses alles und jedes für eine greuliche / abscheuliche / Erdgeschmeiß sey / kan man leichtlich erachten / noch seynd wir so gar bezaubert / daß wir der (Gal. 3. v. 1.) Warheit nicht gehorchen / sondern auff solche verfluchte schand-böse Leute / trauen und bauen / wenn einer eine Zeit lang kranck gelegen / und nicht bald gesund werden kan / so schickt er zu den Wahrsagern / Chrystallen sehern / zur klugen Frauen / und gar in des Teuffels Apotecken / und begehret / daß ihm der Beelzebub ein Recept oder Artzney schicken soll. Wenns Kind tranck ist / oder das Hertzgespan hat / so mus stracks eine alte Vettel da seyn / die soll ihm rathen. Wenn einem ein Vieh stirbet / so muß eine alte Wettermacherin das ander Vieh segnen / daß es besser stehen und gedeyen könne / als das verstorbene / und daß[236] ihnen nicht in GOttes Nahmen / sondern in aller Teuffel Nahmen / geholffen werde. Wie gesellt es aber unserm HErren GOtte? und was sagt der dazu / wenn man anderswo / als bey ihme Hülffe suchet? das berichtet uns die Historien vom Ahasia / dem Könige in Ißrael / (2. Reg. 1. v. 1. seq.) der selbe fiel auff seinem Saal zu Samaria darch ein Gegitter: da er nun zu Bette liegen muste / schickte er Boten auß zu Baalsebub / dem Gott zu Ektron / und ließ ihn fragen: Ob er des Lagers würde auffkommen / oder nicht? Er begehrete keine Artzney / er bittet nicht ümb Hülffe / der Gott zu Ekron soll ihm nur wahr sagen / ob er von diesem Falle wied' werde aufkommen / oder nicht? Das verdreust den HERRN der Massen sehr; schicket derowegen Eliam den Boten des Königes entgegen / und lesset ihnen und Ahasia zugleich sagen: Ist denn nun kein Gott in Ißrael / daß ihr hingehet / zu fragen / den Gott zu Ekron? Darümb so spricht der HERR / du solt nicht von deinem Bette kommen / darauff du dich geleget hast / sondern solt des Todes sterben. Ja spricht mancher: Soll man denn den Leuten nicht helffen? Es thut der arme Mensch so kläglich / daß es einen Stein in der Erden erbarmen möchte / es müssen unbarmhertzige Leute seyn / die solches wehren wollen: Ich wolte lieber alle Kinder sterben lassen in Gottes Nahmen / spricht Strigenitius / in seiner ersten Predigt am Sontag Reminiscere: Ich wolte lieber alle Kühe / und wenn ich ihrer hundert hette / sterben lassen in GOTTes Nahmen / ehe ich eine Zauberinne wolte ümb Rath fragen;[237] Ein Christ sol lieber sterben / denn durch den zauberischen Segen oder ander Teuffels-Gespenst wollen gesund werden / und leben / spricht der alte Lehrer Chrysostomus. Drumb wer ein Christ seyn wil / der hüte sich für solcher Teuffeley / und wenn er gleich von all seinem Vieh nicht mehr / als vier Viertel / im Stalle hengen sehe.

Ein anders ists / daß Harstörffer spricht im Secretar. p. m. 640. l. X. c. 21. Es lehret Verulamius in Sylv. Sylv: f. 596. Wenn die schwangern Weiber Quitten od' Coriander Saamen essen daß sie alsdann hernach kluge Kinder gebehren sollen: Hingegen /wenn sie harte Speisen / Zwibeln und Bohnen speisen; daß sie darnach dummköpfige und grobgesonnene Kinder zur Welt tragen. (Aber wie können dergestalt die Jesuiten in den Dörffern ausbünbdige Ingenia aufbringen? Und wie würde / in so bestallten Sachen magna sæpè sapientia latiren sub sordidô palliolô?) Anders wo mehr von Klugen Leuten / als in meinem verlähmten Glücks-Rade: Anitzo kan es vieleichte nicht uneben seyn / von andern Klügeleyen / wegen Verderbung des Ottomannenthumbs zu reden. Es finden sich etliche / welche den Untergang des Türckenthumbs Ihnen im Jahre Christi 1666. einbilden; Dahin zu ziehen ist / mein Cento Virgilianus Arithmeticus, Annô in quô suas DebILItant VIres LVnatIsagMIna peLtIs. (Virg. l. 9. Æneid: v: 611. & lib. 1. Æn. v. 490. & lib: XI. v. 673.) andere Propheceyungen seynd zum theil folgende: Salomon von Golaw in Sinngedicht: Mill. 3. centur. 6. Epigr. 33. p. 107. Türckische Herrschafft.[238]

Man sagt / Deß Türcken Reich wird ehstes untergehē / was hilffts? weil Türckisch Art bey Christen wil entstehē Matthesius in Postill. am 2. Sōtag Advents f. m. 13. a. Denn was die grosse Schlacht belanget / davon Ezechiel 39. meldet / hoffen viel guter Leut / es sollē noch die Türcken mit dem Evangelio auffs Haupt erleget werden / u. durch die vertriebenen u. verjagten Christen auch zum rechten Gott bekehret werden. etc. Viel andere mehr Gründe u. Propheceyungen wird der begierige Leser aufblättern können / in meiner Türckischē Nativität / in meinem Türckenschläger / im Wunderbuche von den Zeichen / so den verwichenen Ungrischen Krieg an- und ausgedeutet habē. Doch damit auch allhier das wichtigste wiederholet / und auf gedachte Zeit accommodiret werde / so ist folgēde Materie davō zulesē. M. Caspar Schmidt / Diaconus zu Wittēberg in seiner Türcke-Perspective / wodurch der Türcken Lehr / wieder die Christē / Krieg u. endlicher Untergang zu ersehen. lit. S. 11. etc.

Des Türckischen Reichs Untergang / Verkündigung oder Weißagung ist gewiß 1. EX INDICIIS. Auß Anzeigungen. Derer nur eins oder das andere hier anzuführē / als die erste von Monden genommen. Vor Zeiten haben die edlen Römer zu Rom an ihren schwartzen Schuhen oder Stieffeln / gestickte oder gemahlte Bildniße des Monden getragen / schreibt Juvenalis Satyr. 7. Sich hiedurch / setze Plutarchus / zur Demuth gewehnen / unn für Hoffart zuhüten / in Betrachtung mit ihnen so bald / als mit den Monden eine Veränderung sich zutragen könne. Die Stadt Hall in Sachsen führet im Wapen einen rothē Mond / u. zweene rothe Sterne / einen drüber den andern drunter / im weissen Felde.[239] Ein Mond ist der Stadt Lüngeburg Wapen / drey gelbe Monden / in rothen Felde / führet Schwabenburg in Schwaben: der gleichen die Wolwarden Schwaben drey Monden haben Sonder Zweiffels ohne / wollen diese alle / der Unbeständigkeit des Menschlichen Glücks / Ehren und Freuden sich erinnern / Inhalts Syrach 11. v. 27. Wenn dirs wohl gehet / so gedencke / daß dirs wieder übel gehen kan: Denn es vor Abends viel anders werden kan / weder es am Morgen war. Syr. 18. v. 26. der Wenden Heer-Fahnen haben einen Monden im blauen Felde geführet. Also soll noch heutiges Tages / in der Türckischen Käyser Wapen ein silbern Mond im blauen Felde / und diß Zeichen auch in ihren Fahnen / zugleich die Form ihrer Schlacht-Ordnung seyn. Anno 1618. hat man bey Tage am Himmel einen halben Mond / darbey zweene halbe Sterne / bald darauff einen Reutter auff einem weißen Pferde / in der Hand ein Schwerdt haltende gesehen. Vermuthlich hats den Türckischen Bluthund bedeutet / weil der Türck den Mond ihm für ein glückseliges Zeichen helt / in dessen Anfang oder Neu-Mond / er wieder die Insel Rhodis zu kriegen außgezogen. Warumb solche Observantz oder Anmerckung des Monden halben geschehe / Weren acht Ursachen an zu führen / darunter / daß die Veränderung ihres Reichs fürgebildet / so wieder abnehmē soll. Der Mond macht zwar ein Sonnen-Finsternüß / jedoch nicht lang wehrend / als denn die Sonne wieder herfür scheinet: Also hat des Türckischen Monden Regiement / so viel an ihm /[240] der Sonnen CHRisti JEsu Ehre / Gottes-Dienst / und Kirchen zimlicher Massen verfinstert. Nun die Sonne der Gerechtigkeit Christus Jesus / wird bald durch brechen / wieder diese Gibeoniten stille stehen und streiten / Joh. 10. v. 13. Muthmassung in Gemein / wegen derer / bey denen Türcken in Schwang gehenden euserlichen groben Sünden / die GOtt / besage heiliger Schrifft / auch in dieser Welt nicht ungestrafft gelassen. Als erschreckliche Gottes Lästerung / Meineyd / Vater-Brüder und heiligen Mord: ungestrafte offentliche Land-Hurerey / Ehebruch: wer einen halben Thl. gibt / kan sein Weib durch den Priester wieder loß werden: dazu vermag GOtt nicht stille zu schweigen / sondern er wird endlich sprechen: Ich will auff seyn. Ps. am 22. v. 6. Und dem Türcken zu ruffen: Es ist gnug / du solt deine Hand ablassen. 2. Sam. 24. v. 16. Eine andere Anzeigung / oder Muthmassen des Türckischen Untergangs / rühret absonderlich her / von denen Sünden / so wieder Ihn gen Himmel schreyen. Die Alten haben vier Himmel-schreyende Sünden / die für Gottes Angesicht treten / und umb Rache ruffen / in nachgehende Verßlein verfasset:


Clamitat in cœlum vox Sangvinis, & Sodomorum,

Vox oppressorum, merces detenta laborum.


Unschuldig Blut / Sodomitereyen /

Vorbehaltner Lohn / und Tyranneyen /

Sind Sünden die gen Himmel schreyen.


Nur kürtzlich. Die erste Sünde / ist unschuldig vergossen Menschen-Blut / wie von Adels Gen. 4. 2. 10.[241] Der Propheten / Matth. 23. v. 35. Luc. 11. v. 50. et 51. Und der heiligen Märterer. Apoc. 6. v. 9. et 10. stehet. Die andere / Sodomiterey / von den zu Sodom begangen / Gen. 18. v. 20. et seq. Cap. 19. v. 13. et 24. Ist un-natürliche Unzucht und Unreinigkeit. Die dritte / unterdrucken der Gerechten / armer Wittwen- und Wäysen / Exod. 3. v. 7. et 8 Cap. 22. et 24. Syr. 35. v. 15. Und die vierdte / da man denen Tagelöhnern ihren verdienten Lohn für helt / oder sonst zu Wasser macht / Deut. 24. v. 14. et 15. Wer da sagte / daß solche Sünden / bey denen Türckē wieder die Christen nicht im Schwange gangen / müste leugnen / das die helle Sonne am Himmel scheine. Denckt doch nur ein wenig nach / liebe Christen / was fast unzehliger Unschuldiger Christen Blut er vergossen. Wegen der Sünden wieder das Sechste Geboth / bey denen Türcken fürgehend / ist besser zu schweigen / weder zu melden. Ach wie ängstigen und pressen sie die armen Christen! Roß-Arbeit müssen sie thun / davon sie wenig oder gar keinen Lohn empfahen. Drumb kan der gnädige barmhertzige Gott / in die ferne nicht zusehen. Er muß sich d' Seinigen erbarmen / und ihnen zu Hülffe kommen. Eine Anzeigung und Muthmassen nehmen auch etliche daher / weil den Christen schon vor dessen herrliche Siege / wieder die Türcken erhalten. Nahmentlich etwas zu melden / denn wo wolle die Zeit herkommen alles zu erzehlen? Was die Christlichen Fürsten / Graffen / Herren und Edelleute / sampt dem[242] Christlichen Heer Anno Christi 1096 / den 23. Januarij und folgends / nach erhaltener Schlacht an vielen Orten abgenommen / besagen die Historien. Anno 1145. Da Käyser Conrad / und der König in Franckreich / selber in Heer-zug sich anwesend befunden / sind der Feinde bey zweymahl hundert tausend erschlagen / were auch vielmehr außgerichtet worden / wofern die Griechische Käyser / nicht so grosse Untreu erwiesen / unter das Mähl / Gips und Kalck backen lassen / wodurch viel Christlich Kriegs-Volck gestorben / auch hatten sie damahls die gewaltige Stadt Damascum ein bekommen / die fast schon in ihren Händen / wann nicht die Teuffelische Uneinigkeit zwischen denen Obersten entstanden.

Were Käyser Fridericus 1189. nicht gestorben /würde der Christen Glück und Sieg / in Syrien viel besser fortgangen seyn. Anno 1196. unter Käyser Henrico dem Sechsten / eroberte das Christliche Krieges-Heer / Sidon / Sarepta / Baruth / und viel andere Orte mehr. Anno Christi 1215. waren viel Geistliche und Weltliche Fürsten mit auß gezogen / und groß Glück obhanden / in dem aus Rath Corradini Königes in Egypten / der Sultan zu Damiata itzt-gedachten Königs Bruder / mit denen Christen Fried begehrete / die gantze Stadt und Reich Jerusalem / auch das heilige Creutz / und alle auffgewendete Unkosten / hierüber / alle verstörete Städte wieder auff zu bauen / sich anerbothe / darzu unter denen Christen iedermann / anzunehmen / geneigt war;[243]

Allein der Päbstliche Legat Pelagius wiederrieths und verschertzts / welches ein groß Versehen. Als Anno 1228. beym Fortzug Käyser Friedrich der Andere sich zugleich fort gemacht / richtete der Sultan mit dem Käyser Frieden auff / übergab ihm Jerusalem ruhig wieder / der auch allda Ostern hielt / und zum König zu Jerusalem sich krönen liesse. Anno 1249. thet Ludwig König in Franckreich / der Heilige genant / einen Feldzug / überkam Damiata in Egypten / das Glück war auff seiner Seiten / und erhielt etliche Schlachten / dafern nicht Hunger und Pestilentz darzwischen kommen / würde es besser zu gangen seyn. So thanes übel ursachte / das zur andern Zeit / da die Christen Carthago / und Thunis eingenommen / des Evangelii von Christo freye Predigung / und Tribut Ablegung / erhalten / nicht mehr außgerichtet worden. Wer Beliebung mehrers zu vernehmen trägt / schlage nur die Chronicken / Ortelii Theatrum Europaeum / und dergleichen auff / er wirds zur Gnüge finden: Dannenhero etliche schliessen / wofern die Christen nur einmütiglich zu sammen gesetzt / sie hetten vor längst was stattliches auß richten können; Darauß viel gute Gedancken gefasset / der fromme gewaltige Goet / werde auch im künfftigen / zu Unterdrückung des Türcken / seinen Christen sieghafte Hände verleyhen. Der Türcken gewisser Untergang abmercksam:

2. EX HUMANIS PRÆSAGIIS. Aus Menschlichen Vorsagungen. Derer ich etliche / ohne Beyfall / neben Freystellung zu gläuben / was iedweden[244] beliebig / erzehlen will. Antonius Torquatus Ferrariensis / ein Philosophus / Medicus unn berühmter Astrologus / in Libello prognosticorum de regnorum Europae mutationibus pag. 1534. et 1535. an Matthiam König in Ungern Anno 1480. geschrieben / führet eine weitleufftige Rede an / welche Leunclavius Libr. 18. historiae Muselmanae pag. 840. anzeucht / setzt unter andern / daß sich der Türcke über seinem Reichthumb / mächtigem Reich / vielen Siegen / grosser Ehre / hefftig erheben / und meinen werde / der Himmel könne ihnen nicht mehr Wiederstand thun. Allein / nach dem er die Assyrer / Egypter / Armenier / Parther und Persier / in vielen Kriegen überwunden / auch Griechisch Weißenburg und Rhodis unter seine Gewalt bracht / Ober- und Nieder Ungern mit dem Sebel sehr beschädiget / hier über denen Venedigern zimlichen Schaden zugefüget / und das Römische-Reich eine zeitlang mit Kriegen angegriffen / wie nicht weniger sich an Sicilien / Franckreich / Hispanien unn Welschland gemacht / und denen Christen grosse Furcht eingejaget / wird er ohn Gefehr Anno 1594. oder 1595. denen Ungern und Römischen Reich in die Hände gerathen / sintemahl GOTT der allerhöchste HErr / und CHristus / seiner gläubigē vielfeltigen Niederlage nicht mehr zu sehend / den wackern Muth und Grimm der Teutschen / der Ungern / in gleichen der Spanier und Welschen wieder ihn erwecken und außführen wird: Allda der Türcke niederliegen / umbkommen / und das Königreich Ungern das Lob davon tragen wird. Er fähret fort und[245] saget: Nach des Türckischen Käysers Todt / würde zwischen dessen Fürsten und Obersten / ein solcher Zanck und Uneinigkeit seyn / daß sie sich unter einander selbst auffreiben / darzu anders Frembde helffen sollen. Gantz Griechen-Land würde voll euserlicher Kriege seyn / zugleich die Pestilentz und Hunger grausamlich übel Hauß halten / wenig Zeit und Ort übrig bleiben / biß alles zu Grund und Boden gieng: Die Christen würden hurtig und mutig / gleich als ein Hertz- und Sinn unter ihnen / mit solcher Geschwindigkeit und grosser Macht / in Orient über das Meer kommen / als wenn sie hinüber flögen / und nicht zu Fusse giengen: Man solte als denn sehen / die Türcken sich zum Christlichen Glauben bekehren / und die Christen / so zuvor Christum verleugnet / wieder abfallen / und beyder Reich / unter einen Käyser / wieder zusammen wachsen. So viel von dessen Weissagung / ungeachtet er mehr erwehnet. Methodius / ein Märterer / vom heiligen Lehrer Hieronymo sehr gelobet / hat geweissaget / daß im Sechstausenden Jahr der Welt / die Kinder Ißrael und Saracenen / wieder die Christen grimmig wüten solten / braucht diese Wort: Hispania gladio peribit, & captivi ducentur habitatores ejus, & obtinebunt filii Ismaelis introitum ab Aquilone, & Oriente, & Meridie, & replebitur Hierosolyma cunctis gentibus. Darnach kömbt er auff das Ende der Welt / und spricht: Gott werde seiner Barmhertzigkeit ingedenck / die Seinigen eretten. Er redet also: das Christen-Volck wird sich auffmachen / mit denen Saracenen ein Treffen thun / sie mit dem Schwerdt tödten /[246] ihre Weiber gefangen hin weg führen / derer Kinder tödten / da soll über die Ißmaeliten / das Schwerd der Trübsal / Angst- und Noth kommen / und sie sollen siebenmahl hefftiger von dem HErrn Plagen empfangen / weder sie andern gethan haben. Der HErr wird sie durch die Hand der Christen tödten / und derer Reich über alle erheben; Jacobus Sadoletus in Oratione de bello Turcis inferendo / weissaget / daß ein König in Franckreich / wieder den Türcken das beste thun / und ihn vertilgen soll. Schiltberger von München aus Beyern / der Anno 1394. Käyser Sigismundo / in Ungern für einen Soldaten gedienet / gefangen / und biß in das 1427. Jahr / der gestalt in das 33. Jahr darinnen gehalten worden / wil in seinem Reise-Buch / der Türcken-Religion und Glauben / soll nicht allerdings tausend Jahr wehren. Aber die Zeit ist lange für über. Hierauf last uns etliche Weissagung / unter denen Türcken selbst im Schwang gehende / anmercken. D. Leonhardus Krantzheimins / wolbekanter Historicus / gedenckt in seinen Conjecturis od' Muthmassungen / von künftiger Zeit / einer Türckischen Tradition / und Weissagung / meldende / sie bekennen selber außdrücklich / und sagen: Ihr / der Mahometischen und Türcken Reich / soll nicht länger denn tausend Jahr wehren und bestehen. Wann diese verflossen / würde desselbigen endlicher Untergang / Zerstörung und Verwüstung obhanden seyn. Fehret fort und spricht: Solche Rechnung sey Anno 1588. zum Ende gelauffen / gestalt damahls das Glück von des Türcken Seiten sich zimlich gewendet / in dem GOTT seinem Volck Krafft geben /[247] daß es mit Ihm Thaten gethan / den Ertz-Feind seines Göttlichen Nahmens / für Sixto gewaltig geschlagen / wovon nachfolgendes Chronodistichon zu mercken:


Lux fuit Octobris ter tertia: milite rarô

Pannonia en legio Turcica Castra fugat.


Worauff sich die Türcken / mit vorher gedachten tausend Jahren gründen / wie glaubwürdige Scribenten zeugen / ist folgendes: In der Türcken geheimen Büchern findet man verzeichnet: Als Mahomet der Türcken Patriarch / Prophet / und Groß-Vater sterben wollen (bey sich aber ein Geheimniß / zweiffels ohne vō Teuffel eingegeben / im Hertzen getragen / welches er seinen Anverwandten gern entdecken wollen / und doch für grosser Leibes-Schwachheit nicht dazu kommen können) hat er beyde Hände von sich gestrecket / und alle zehen Finger außgerecket / damit gleichsam zuverstehen geben / so lang würde es mit seinem angefangenen Reich und Wesen / und denen Türcken Bestand haben. Ob nun wohl theils hierüber erschrocken / besorgende es möchte nur zehen Tage / Monat oder Jahr bedeuten / ist ihnen doch endlich / durch ihre Teuffels-Propheten / so viel zu erkennen gegeben / daß es zehen hundert / das ist / tausend Jahr bedeute; Allermassen so lang das Türckische Reich und Mahometische Wesen / Bestand haben würde. Weil denn nun / von der Zeit an / da Mahomet sein Reich angefangen / die tausend Jahr allbereit zum Ende / machen sie ihnen selbst die Rechnung / daß sie werden ihres Reichs Bestand aufs künftige sich wenig zu getrösten haben. Sondern /[248] laut ihres eigenen Bekäntniß / von denen Giarlaurn / und Caturlarn (also nennen sie die Christen) einen grossen Anstoß / und gewaltig Unglück leyden würden. Dannenhero auch geschicht / so offt sie ihre Prophecey lesen hören / bey ihrer Versamlung / die Männer weinen / die Weiber heulen und klagen / als über welche der Christen Gewalt kommen werden. Eine Prophecey / die ein Türck in Türchischer Sprache / von der Türcken Untergang und Bekehrung / zum Christlichen Glauben hinterlassen / findet man in Bartholomaei Georgiwitz Türcken-Büchlein / sub c. 4. also teutsch verzeichnet: Unser Türckischer Käyser / wird sich auffmachen / des Heydnischen Fürsten-Reichs annehmen / den rothē Apffel überkommen / und unter seine Gewalt bringen: Und wo sich der Christen Schwerd binnen sieben Jahren / nicht dawider setzet und aufflehnet / wird ers biß in das zwölffte Jahr behalten / grosse Häuser auffbauen / Weinberge pflantzen / die Gärten umbzeunen / Kinder zeugen / und nach zwölff Jahren (da er den rothen Apffel unter sich bracht) wird sich der Christen Schwerd wiederumb sehen lassen / den Türcken hinterrück treiben / ünd in die Flucht jagen. Welcher Gestalt so thane Weissagung zu verstehen / kan man daselbst / auß Erklärung der Türckischen Wörter zimlicher massen abnehmen. Auch ist bey denen Türcken sonst ein nahmhaffte und wohlbekante Weissagung / daß ihr Reich / nach Eroberung Constantinopel über 140. Jahr (D. Matth. Dresserus setzet 150. Jahr) nicht stehen oder wehren soll. Nun ists in itzt-lauffenden 1663. Jahr /[249] den 29. Maij schon 211. Jahr / da Constantinopel eingenommen / weß wegen ihre Weissagung vorlängst zum Ende gelauffen. Vor wohlgedachter Herr D. Matth. Dresserus erinnert / die Türcken hetten noch eine Weissagung / daß auß dem Ottomannischen Stamm würden nicht über vierzehn Käyser regieren. Wann wir nun / von Mahomet / oder Machmet dem Grossen / der ein Sohn Amurathes / welcher nach etlicher Rechnūg / der Neundte / nach anderer / der achte Türckische König (Anfangs haben sie nur Könige gehabt) aber der erste Türckische Käyser / weil er Constantinum Palaeologū den Constantinopolitanischen Käyser / und die Edle Stadt Constantinopel / den viel- Jährigen Sitz / der Orientalischen Griechischen Käyser / mit gewehrter Hand überwunden / und zur Haupt-Stadt des Türckischen Reichs verordnet hat; wann wir nun / sag ich / von diesen anfahen zu rechnen / biß auff den itzigen Mahomet Hann regierenden Türckischen Käyser / so wird er / wie etliche wollen der 21. oder nach Anderer Meynung der 22. König / und auff solche Weise entweder der dreyzehende / oder 14. Käyser in der Ordnung seyn. Welches denn nach jedweden vernünfftigen gar leicht zeiget / was die Türcken / vermöge ihrer Weissagungen / fur Gedancken führen mögen. Allein / angesehen ietzt-angezogenes aus Menschen Gedancken herrühret / bleibts hinter uns gestellet / gehen weiter / und beweisen der Türcken Untergang.

3. EX DIVINIS ORACULIS. Aus Göttlicher Verkündigung. Wir haben nicht mir hierauß[250] dem Propheten Daniel / sondern auch Ezech. 38 / v. 7. c. 93. v. 5. und Apoc. 20. v. 10. des Türcken Untergang für Augen gemahlet / sintemahl GOtt ihm / gleich andern Tyrannen ein Ziel gesetzet / wie lang sein Reich und Grimmigkeit dauren soll / davon wir alsobald / im andern Punct hören werden. Ehe dann nun solches kommet / kan niemand dieses Ottomannische Hauß / auß seinem Nest oder Sitz hebē / noch jagen / man mags versuchen / oder andere zu versuchen anhetzen / wie man wolle / so wirds doch biß auff gesetzte Zeit wohl bleiben. Wie sich denn viel schon offt vergeblich an dem Türcken gerieben haben / und auch ferner umbsonst an ihm versuchen werden. Unter dessen / liebe Christen / weil ihr Gottes Wort / von des Türcken Untergang für euch habet / ist euch anstendig obliegend und gebührend demselben Glauben zu zueignen 2. Chron. 20. v. 20. Gott wird uns nimmermehr bekriegen / Er ist ein warhafftiger und treuer Gott / besage der Sprüche: Num. 23. v. 19. GOtt ist nicht ein Mensch / daß Er liege: Es fehlet nicht ein Wort an allem / das Er redet / Jos. 21. v. 44. c 23. v. 14. Er endert nicht was auß seinem Munde gehet / Ps. 89. v. 35. Er wendet seine Wort nicht / Esa. 31. v. 2. Er leugt nicht. Malach. 3. v. 6. Obgleich unter weilen seine Weissagungen und Verkündigungen sich verziehen / bleiben sie doch nicht gar außen / sondern wer den zu seiner Zeit erfüllet Habac. 2. v. 3. Nehmet nur die Exempel ein wenig für euch / die könnens zur Gnüge bezeugen.[251]

Was Er Abraham / Isaac und Jacob / von Vermehrung ihres Saamens / dem Ißraelitischen Volck / von Außführung aus Egypten / Einführung in das Gelobte-Land / und nach dieser Zeit / von Zurückholung der Babylonischen Gefängnüß / und Heimbringung in das Vaterland: Ja was Er in Gemein dem gantzen Menschlichen Geschlecht / von Sendung des Messiae versprochen hat / ist alles zu Werck gerichtet worden. Wann ihr nun höret und vernehmet / wie die Türcken so gar jämmerlich und erbärmlich mit denen Christen handlen und umbgehen / tröstet euch nur in Gedult / es wird gar bald ein Ende nehmen / der barmhertzige GOtt / seine grosse Macht und Gewalt darthun / und die Türcken untergehen lassen.

Solche Gewißheit des Türckenfalls / und zwar unserer Sache ein wenig näher / gibt auch zu verstehen der Heinricus Neotechnus in der Erklärung jener Mahometischen Propheceyung vom rothen Apffel hat folgendes: Er nennet den Christlichen Käyser / der zu Constantiopel Hoff gehalten / einen Heydnischen Fürsten nach der Saracenen und Jüden Art / welche die Christen Heyden oder Goim nennen. Dieses Amurathis Sohn / mit Nahmen Mahometh / hat Constantinopel eingenommen. Durch das Häuser bauen / Weinberge pflantzen / Gärten umbzennen / Kinder zeugen /verstehet er / daß der Türcke werde sein Reich befestigen / vermehren und verreichern. Nach den zwölff Jahren aber / das ist zwölffmahl zwölffe werde sich das Glück wenden / und der Christen Schwerdt den Türcken allenthalben[252] in die Flucht schlagen / welches den in dem vergangenen Kriege mercklich / Gott Lob! geschehen ist. Er saget aber nicht daß als denn / als balde werde Constantinopel wieder gewonnen werden / welches zur andern Zeit geschehen wird. Recensetur àj Georgi Wiciô, responsum hoc per Mahomet anum Sacerdotem Amurathi Primo datum: Imperatorem Turcicum aut septem aut duodecim annos à captâ quâdam Christianorum urbe regiâ dominaturum post cœsum iri. Hanc in Germanico Imperio urbem noli quærere, quod quidem Turci fecerunt, qui Budam, aut Strigonium aut Viennam sibi significari cogitarunt. Non enim habent Imperatores nostri certam Imperii sedem, quâ ablata totum concidat Regnum: Etiamsi Francofurtum velis: quam urbem primo solent occupare electi Imperatores. Nec etiam urbs Spira est, Cameræ sedes. Neque Treveris quorundam Imperatorum sedes. Neque Aquis granum, ubi Coronari solent Imperatores. Nedum ut Vienna sit, quam quidem aliquoties spoponderunt sibi Turcæ ex hoc ipso prognostico, multò minùs Strigonium, Buda aut Bellgradum. Urbs igitur illa & sedes imperatoria Bizantium est post datum illud responsum, capta, Pomum rubeum Imperatorum insigne, à Græcis primo usurpatum, à Germanis poctea imitatum. Per annos autem duodecim non Imperatores totidem intellige, sed tempus, & quidem annos non simplices: diutius enim sua in potestate Bizantium tenuit [253] Turca sed duodecuplos. Sic unius anni menses sunt duodecim. Porrò duodecies duodecim anni sunt 144. uibus à capta Constantinopoli, numeratis, ultimus emergit terminus Anno Christi 1597. quorum annorum duodenario ultimo bello nuperam exarsit. Et pòst anno 1598. capta mirabiliter Rabba lectissi ni Turcarum Veterani cæsi. Immo Solymanno & Mahometi Turcæ ultimo plures sunt cæn exercitus quam omnibus ante eos Regibus inde ab Ottomanno ortis. Porrò annis utuntur Turcæ Lunaribus, sed nos numeravimus solares, Lunares autem anni 144. dant annos solares circiter 140. Capta est autem Constantinopolis anno Christi 1453. Maij die 29. Peucerus in suo Chronico ponit 4. Calend. Julii. Sed legendum Junii. Anni igitur illi lunares 144. vel Juliani aut Solares 140. excurrunt à capto Bizantio in Annum Christi 1593. quo feliciora arma in Turcas respublica Christiana movere cœpit quam prius. Etsi propter Jesuitarum ὕβριν & artes Anti Christianas multum damni sæpe acceperimus; nimirum & Cannensi clade non fracti, sed excitati fuerunt Romanorum animi. Sed quorsum hoc vaticinium nisi ut Torquati supputationi testimonium præbeat, nosque excitet ne præsentibus frangamur & imminentibus tabescamus adversitatibus, sed optatum tandem speremus exitum. Alia Mahometanorum vaticinia non multum æstimanus, nec de ipsorum supputatione laboramus. Nisi quod Mahometes ipse in Alcoranô [254] & testamento suo professus est, cum mille annis Gentem, Imperium Religionemque ipsius desitura, ipsiusque corpus de terra auferendum. Quos mille annos ipsi Camelos pascenti Sacerdos quidam Armenius in Ægyptô prædixit, arque etiam immunitates quasdamab ab ipso promittente obtinuit, quibus adhuc fruunteur Armeni.

Hierzu schicket sich nunmehro auch / wegen des erwehnten Torquati gefehlte Rechnunge / welche also von Neotechno excusiret wird: Es schreibet Carion / das nicht einem jeden gegeben die Bedeutniß des Gestirns auff gewisse Jahr anzuzeigen / der arbeit er auch der erste / als er meinet / doch hat solches Antonius Torquatus vor ihme auch vorgenommen / als wir unten sehen werden / darumb was die Jahrrechnung oder den Termin anlanget / ob er ihn schon nicht troffen / ist ihm doch solches etlicher massen zu gut zu halten / denn er selbst den Termin / nicht gantz gewiß gesetzt. Aber das er sich über das 1560. Jahr erstreckt / ist nunmehr offenbahr. Er selbst / da er vom vertunckelten Rauten-Kräntzlein redet / setzet nach 1548. da das Rauten-Kräntzlein vertunckelt werden / eine lange Zeit / welches 12. Jahr nicht außmachen.

Weiter wegen der Gewißheit daß der Türcke bald solle erlegt werden / redet auch Ad Esa. 41. 25. in Enodat. D. Gottfried. Cundiss. Thes. 39. Interim tamen prædicti Messiæ adversarii non solum hôc locô intelliguntur, sed reliqui [255] etiam ejusdem hostes indigitantur omnes, qui vel in propriâ personâ vel in membris suis olim ipsum persecuti fuerunt, vel adhuc Ecclesiam ejus persequuntur; quales erant necem Spirantes Judæi, & tyranni ex gentilibus, inter quos familiam duxerunt Imperatores potissimum isti crudilissimi, sub quibus in primitiva Ecclesiâ decem gravissimæ Christianorum persecutiones contigerūt. His meritò annumeratur meretrix magna sive mulier ebria de sangvine sanctorum, & de sangvine Martyrum Jesu, Apoc. 17. 6. Hoc est Anti Christus percutiet virgâ oris sui & spiritu labiorum suorum interficiet. Esa. 11. v. 4. 2. Thes. 2. v. 8. Item Gog & Magog. Sive Anti Christus ille orientalis, id est Mahumedes, cujus interitus & excidium indicatur Apoc. 20. v. 9. Perignem scil. de cœlo mittendū, qui eum devoret, sicut olim super Sodamam & Gomorrham, sulphur & ignis delapsus est, Gen. 19. v. 24. Imò præforibus esse dicit Nobilissimus Theologus Dn. D. Hoë Tom. 7. Comment. super Apocalyps. D. Johannis. p. 373. Interitum regni Turcici, ut ut jam in summo flore videatut constitutū; modò ipsemet hunc excidii terminum tum seriâ pœnitentiâ, tum assiduâ precum diligentiâ acceleremus, & flagitemus. Noch ferner gehöret zu diesen vorbesagten auch folgender Autor / nehmlich.

Daniel Schaller in Theolog. Herold / c. 7. p. m. 58. etc. vom Kriege und Krieges-Geschrey: (Anno 1604.) da die Jünger des Herrn Christi besonders[256] zu ihm treten und sprechen: HErr sage uns / wenn wird das geschehen? Welches wird das Zeichen seyn deiner Zukunfft / und der Welt Ende? Da antwortet d' HErr CHristus und saget unter andern Matth. 24 / Cap. Ihr werdet hören Krieg und Geschrey von Kriegen / sehet zu und erschrecket nicht / denn solches muß zuvor geschehen. Luc. 21 / Cap. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen so entsetzet euch nicht / denn solches muß zuvor geschehen. Item ein Volck wird sich erheben über das ander / und ein Reich über das ander. etc. Im Propheten Ezechiele am 38. und 39. Cap. wirdt in specie gemeldt / von den Türcken: Zur letzten Zeit (sagt der H. Geist durch den Propheten) wirstu kommen in das Land / das vom Schwerdt wiederbracht und aus vielen Völckern zusammen kommen ist / nemlich auff die Berge Ißraelis / welche lange Zeit wüste gewesen sind / und nun außgeführet auß vielen Völckern und alle sicher wohnen. Du wirst herauff ziehen und daher kommen mit grossem Ungestüme und wirst seyn wie eine Wolcke das Land zu bedecken / du und alle dein Heer und das grosse Volck mit dir. In der Offenb. Joh. 20 / Cap. Der Sathanas wird auß gehen zu verführen die Heyden in den vier Oertern der Erden / den Gog Magog sie zu versamleu / in einen Streit welcher Zahl ist wie der Sandt am Meer. In diesen angezogenen Sprüchen der H. Göttlichen Schrifft / werden auch Krieg und Krieges Geschrey und des Türcken Heeres Zug und Krieges Rüstung wieder die Christen unter die prognostica so uns[257] den Jüngsten Tag verkündigen und anmelden solten / gerechnet und gezehlet. Denn obs wohl an dem ist das von Anfang der Welt allezeit viel und grosse Krieg unn Bluthvergiessung gewesen / wie in Geist- und Weltlichen Historien / darin am meisten von Kriegen geschrieben / zu finden ist / so ists doch niemahln so weit kommen / und also hergangen daß ein Volck und Reich sich wieder das ander hette auffgelehnet und Krieg in allen vier Winckeln Oertern und Enden der Welt gewesen were / wie es itzt am Ende der Welt geschicht und hergehet. Denn es ist allezeit zuvor eine Monarchia oder Reich in der Welt gewesen unn welches von wegen grosser Gewalt die Uberhand auff Erden gehabt hat. Und da Krieg enstanden / ist entweder die Monarchia selbst uneins gewesen oder hat sich irgend ein frembd Volck wieder dieselbe erhoben / welches bald wieder gedempfet und untergedruckt worden. Nun aber da nicht allein das Römische Reich in zwey gar wiederspenstige Regenten / als den Römischen Käyser und Türcken verfasset / sondern nunmehr auch auff den Zeen oder Füssen flehet und in so viel Reich und Regenten als Zeen an Füßen seyn / zertheilet ist: da heists aller erst: Ihr werdet Krieg und Krieges-Geschrey hören / ein Volck und Reich wird sich wieder das ander aufflehnen / und itzt ist recht und eigentlich ein Volck / Reich und Herr wieder den andern. Moscau ist wieder den grossen Cham den Tartarischen Käyser. Der Türck wieder Moscaw / der Sophanier oder Perßen König wieder den Türcken / der Türcke wieder die Christenheit.[258] In der Christenheit selbst ist nirgend Fried sondern lauter Krieg und Lermen in allen Landen. In Spanien / Engellād / Niederland etc. wie iederman bekant ist. Im Römischen Reich ist zwischen Käyser / Churfürsten / Fürsten / Herren / Städten und Reichsständen kein rechter Fried / kein Trew / kein Glaub / kein benachbarter Fürst trauet mehr dem andern / einer stellt dem andern nach Land und Leuten. Zwischen der Obrigkeit und ihren Unterthanen ist auch sonsten hin und wieder grosse Empörung und Auffruhr. Der gemeine Pöbel fluchet / schilt / gruntzet und murret heimlich und offentlich / wieder ihre ordentliche und von GOtt fürgesetzte Obrigkeit / wegen grosser Beschwerung / und Bedrengniß / gibt des Türcken Steur und Tribut mit grossem Verdruß und sind Herren und Unterthanen in vielen Städten und Landen der massen gegen ein ander verbittert / daß grosse Empörung / Rebellion und Auffruhr zubefürchten. Ob aber dieses nicht sey die rechte wahre Erfüllung / dieser Prophecey / das gieb ich allen Verständigen zu erkennen. Insonderheit aber ist itziger Zeit Gog und Magog im Harnisch und voller Rüstung und hat dieser greuliche Tyrann und mächtiger Erbfeind der Ehristenheit mit grosser Gewalt und Heeres Krafft / das Römische Reich überfallen / und mit einer übrig grossen Macht an Türcken und dem unmenschlichen Volck der Tartern / nunmehr über zehen Jahr dermassen fort geschritten / daß er an den Gräntzen fürnehme Festungen erobert.[259]

Und diß ist ohn allen Zweiffel sein letzter Heerzug davon Ezechiel 38. v. 39. Cap. und im Buch der Offenbahrung Joh. am 20. / Cap. geweissaget ist darauff auch seine Niederlag und schrecklicher Untergang gewiß erfolgen wird. Denn seine zwey- und viertzig Monat und die vierdthalb Zeit sind aus / wie zuvor angezeiget ist und der Prophet Ezechiel saget außdrücklich. Erstlich daß solches zur letzten Zeit geschehen werde / nū haben wir droben beym ersten Beweiß gehöret daß wir heutiges Tages eben die jenigen sind / die da erreichet haben das Ende der Welt. Den Christus ist gebohren und in die Welt kommen in den angehenden letzten zwey tausent Jahren / darumb auch die Apostel ihre Zeit / die letzte Zeit und Stunde genennet haben. Von diesen zwey tausent Jahren / sind allbereit anderthalb tausent und noch 100. Jahr drüber verlauffen und fürüber / und sollen noch darzu die Tage umb der Außerwehlten willen verkürtzt werden / darumb ists freylich itzt recht umb die letzte Zeit: zum andern sagt Ezechiel / Gog und Magog / dadurch der Türck verstanden wird / werde zur letzten Zeit mit grosser Ungestüm herauff ziehen in das Land das vom Schwerdt wieder bracht und auß vielen Völckern zusammen kommen ist / nemlich auff die Berge Ißrael / welche lange Zeit wüst gewesen sind. Das ist das Land darin die Christliche Kirche oder die geistliche Ißraeliten und Bekenner des HErrn CHristi ihren Sitz und Wohnung haben / welche GOtt der HErr mitten in der greulichsten Verfolgung der Röm-Käyser und anderer ihrer Feinde erhalten und vom[260] Schwerdt errettet hat / welche lange Zeit unter d' Päbstlichen wüsten Blindheit und Finsterniß gewesen und aus vielen Völckern der Heyden zusammen gerafft sind. Zum dritten sagt der Prophet / es werde geschehen / wenn sie alle sicher wohnen und sich in die Güter und Nahrung geschickt haben / das ist / wenn sie sich des Türcken Zukunfft und Einfalls am wenigsten versehen werden. Nun ist die Sicherheit heutiges Tages so groß daß sie nicht wohl könte oder möchte grösser seyn. Denn ob wir gleich wissen daß sehr grosse Gefahr der gantzen Christenheit wegen des Türckens zu stehet / so sind wir doch fein sicher / besorgen uns keiner Gefahr / rüsten uns nicht mit rechtem Ernst wieder einen solchen mächtigen Erb- und Ertzfeindt / schlagen seine Zukunfft verächtlich in Windt / O sagen ihr viel es thut uns der Türcke noch lange nichts. Disseit des Reins sind auch Leute / es ist noch manch Wasser / Stadt / Festung etc. dar zwischen / es wolte noch mancher Kopff kosten und schicken sich die sichern Geldt- und Welt-Kinder mittler weil fein in die Nahrung und Güter und dencken auff ihre Schinderey und Menschen Plackerey / gleich als ob man sich lauter nichts weder für dem Türcken noch Jüngsten Gerichte / zu befürchten hette. Und werden wir also wie d' Prophet weiter sagt / in seiner Weissagung / gleich einem Lande oder Stadt ohne Mauren Thor und Riegel / die sich in ihren Festungen wieder den Feindt nicht können schützen und auffhalten / verglichen. Denn vigilantia Ducum et Principum est murus et salus exercitus / fleissiges Auffsehen der Häupter /[261] und gute Wacht halten sind die Mauren eines Landes. Et pœunia et res bellicae necessariæ sunt portae et nervi rerum gerendarum. Geld und nöthiger Vorrath an Krieges-Rüstung / Profiant und gute Manschafft sind die Thor und Riegel / damit man das Land wieder den Feind bewahren / entsetzen / und ritterlich Wiederstand thun kan. Dieweil wir Deutschen aber uns damit nicht gefast machen / sondern still und sicher sind / biß uns alle Gelegenheit dem Feind Wiederstand zu thun benommen wird / so sind wir auch eben das Land ohne Mauren / Thor unn Riegel / die da leichtlich können überwunden und geschlagen werden / wie es denn auch die Erfahrung an den Ländern / dem Röm. Reich weilandt zuständig / die der Türck gewonnen / gnungsam bewiesen hat. Denn womit hat der Türck Griechenland / Constantinopel / Rhodis und Unger-Land anders gewonnen / denn daß die Leute sicher gewesen und mittlerweil sich unter einander selbst abgefressen und geschwecht / daß sie hernach den Feind nicht Wiederstand haben thun können und von ihren Reichs Verwandten mit notdürfftiger Kriegs Rüstung und Vorrath nicht können entsetzet werden? gleich wie es heutiges Tages in Deutschland auch geschicht / und dem Türcken nit unbewust ist. Darumb lauret auch d' Türck so feindselig auf uns / nimpt seiner Sachen wol wahr / hat böses im Sinn / und gedenckt uns zu überfallen / wenn wir am allersichersten sind / auff daß er plündere und raube nicht allein das zeitliche Gut welches er mit hinweg nimt und das andere so er nicht mit[262] hinweg nehmen kan alles verbrennet und verheeret / sondern auch das ewige Himml. Gut / nemlich die offentlich Predigt und den Brauch der H. Hochwürdigen Sacramenten. Item den Eheleuten ihr höchstes und liebstes Gut auff Erden / nemlich ihre liebe Kinderlein / die er mit weg nimbt / oder zu Tribut hernach bekömpt und zu seiner greulichen Christ schänderey und Tyranney gebrauchet. Auß diesem kurtzen Bericht ist offenbahr / daß nunmehr auch die Prophecey Ezechielis / von des Türcken letzten Heeres Zug wieder die Geistlichen Ißraeliten / zum theil seine Erfüllung erreichet / und noch täglich mehr erreiche und restiret nur daß / daß GOtt der HErr diesen mächtigen Tyrannen / nach dem er uns zuvor wohl durch ihn gezüchtiget hat mit aller seiner Macht stürtze und tilge / wie durch den Propheten auch geweissaget ist / und gar bald und leichtlich geschehen kan. Darum mögen wir wol diese Zeit in guter acht nehmen / und der Zukunft des Hn. Christi mit stetem Wachen und beten / gewarten / und den grossen Hauffen lassen schnarchen und schlaffen / biß sie das Unglück und endlich der erschreckliche Tag des HErrn / wie ein Fallstrick übereile.

Biß hieher Schaller von seiner Zeit: Von einer andern Zeit redet C. Erasmus Michael Lætus lib. 1. p. 1. ab initio Margareticorum, de conflictu Gothico: in quo Margaretæ Danorum Reginæ auspiciis, Albertus Megapolensis Sveciæ Rex captus regnoque exutus est, ad Serenissimam atque Illustrissimam Elizabetham Angliæ, Franciæ & Hyberniæ virginem Reginam, ita:[263]


Scilicet audaci cum jam superando Gradivo

Aut delenda fuit Stygio gens edita partu,

Ottmanni Soboles: quæ circum ditia ponti

Littora crudeles populis immittere dextras

Certat & immani cumulare cadavera bello:

Bella geri placuit: etc.


Nicolaus Weisse in seinem Prognostico Anno 1574. ist in den Gedancken gestanden / als wenn des Türcken Fall Anno 1577. erwärtlich wäre / also:


Warnunge des 1578. Jahrs.


In diesem 1578. Jahr / wird das angefangene Unglück / so in 1576. und 1577. Jahr geschehen / und sich eingewickelt hat / in alle Lande erstrecken / und je länger je mehr sich außbreiten wird / das gantz Europa / und sonderlich das deutsche Land in grossem Schrecken und Zagen stehen wird / von wegen der Finsternüß des Monds im 1577. Jahr den 26. Tag Septembris geschehen / welcher seinen Effect in dieses Jahr verzeucht / und auff den 5. Aprilis seinen Anfang nehmen wird / und wird wehren biß in den August-Mond / und trägt sich zu / daß die bösen Aspect der obern Planeten (: wie obgemeldet:) eben in der Zeit geschehen / mit einfallen / ia dieser Zeit der Finsternis Wirckung / derohalben das vorige Unglück gar hefftig gestercket unn gemehret wird / mit den angefangenen Kriegen / Rauben / Morden / Brennen / und Bluthvergiessen / und sonderlich die Conjunctio Saturni und Martis in siebenden Hauße / (: zuvorn gemeldet:) geschehen / bedeut / daß sich der Türck mit gantzer Macht und Gewalt auff Deutsch-Land[264] mit seinen Helffern und Bluths-Verwandten rüsten wird / und es wird ihme sein böses Führnehmen eine Zeitlang gerathen / daß er die Oberhand wird haben / und anders nicht wird Gott über uns verhengen / denn von wegen unser Sünde / dz er hefftig in Deutsch-Land / und sonderlich an den nähesten Gräntzen / des Ungerlands / als Oesterreich / Kernten / Crain / Steuermarckt / und was an der Donau herauff gelegen ist / wüten und toben wird / als auch Schlesien / Merhern / Pohlen / Franckreich / und Engelland / ja fast in gantz Europa wird groß Jammer und Noth an allen Enden gehört werden / an etlichen Enden mit Sterben und Pestilentz / an andern Orten mit Krieg und Auffruhr / am Dritten mit Hunger ud theurer Zeit / und mißratunge der Früchte / und achte nicht unbillich wie einer schreibet im 1578. Jahr / (:Europa trepidabit:) Denn gewiß ist es / daß gantz Europa in grossen Zittern und Zagen stehen wird / welches nicht geschehen ist / sie der die Welt gestanden.

Denn ich habe zuvorn gesagt / daß etliche Einwohner Europae dem Türcken Ursache hier zu geben werden / in Deutschland zu ziehen / und das zu verderben / auch werden etliche Herrn / die es wol in der Zeit wehren könten / durch die Finger sehen / welches die Erfahrung an Tag bringen wird. Aber der Mon in seinem glückseligem Stande / in medio coeli und in seiner Exaltation. Deßgleichen auch die Sonne mit dem Mercurio / und dem Drachen Haupt / welche auch in medio coeli gefunden werden / und dieweil Mercurius[265] der Christen König mit der Sonnen bedeut / und der Mond auch seine Hülffe darthun wird / zieget an / daß der Türck sampt allen unchristlichen Völckern und seinen Mithelffern darnieder gedruckt / und überwunden werden wird / denn die Christen werden den Sieg behalten / doch mit grossem Schaden / und Verderbung ihrer Landschaft / und wird also d' Türcke sampt allem seinem Anhange zuruck getrieben werden / denn der grosse Mond bedeutet eine grosse Versamlunge des Volcks / wieder ihn / und alle Tyrannische unchristliche Herren / ob sie sich schon Christlich rühmen / der Abbruch / so dem Bluthunde am füglichsten mag beschehen / ist nach dem Augustmond / von dem 20. Tage an / da gehet Mars in seinem Lauff zuruck / welcher der Türcken Bedeuter ist / und aller Tyrannischen Völcker / und wird sein Zuruckgang wehren / vom 20. Tage des Augustmonds an biß auff den 21. Tag des Weinmonds: derohalben und die weil sein Significator die Zeit unglücklich ist / so ist das die bequemste Zeit / ihn anzugreiffen / und zu schlagen / GOtt verleyhe mit Gnaden. Biß hieher Weisse. Aber noch genauer trifft zu / M. Joh. Dölingius / Pfarrer zu Bergen in Rügen / und des Synodi daselbst Praepositi judicium / de conjunct. magna Jovis et Saturni Anno 1643. Cap. 21. De Mundi fine ex quibusdam motuum coelestium accidentibus. pag. 715. Der Auffgang des Mahomets und Occidentalischen ist gefallen in den Anfang des wässerigen Trigoni / umb[266] das Jahr / nach Christi Geburth 600. und nach dem sich der feurige Trigonus wieder anhebet / so wird dieser beyden Antichristen Untergang auch ergehen und geschehen. Dieses hat also c. 3. M. Matth. Lungwitius / Archidian. zu Rochlitz / im Tract. 40. Autorum von der besagten Conjunction. Hieher gehöret also Carol. Stengelius, Abbas Anhalanus in Tract. d. Antichr. cap. 8. p. 19. etc.

Die H. Schrifft Apoc. 13. sagt. Der Antichrist werde haben einen Nahmen / dessen Zahl seyn werde 666. diese Zahl aber hat der H. Geist zu dem Ende offenbahr gemacht / daß / wenn der Antichrist kommen / und ihme alle Dinge wird anfangen und unterwürffig machen / auß dem Nahmen könte von denen Verständigern der Kirchen ergründet / verhütet und vermeidet / auch andere ermahnet werden / daß sie sich hüteten. Dann so er wird ein Nahmen haben / dessen Buchstaben diese Zahl vollkommen in sich begreiffen / werde es ein gewisses Zeichen seyn / eben dieser Mensch werde der Antichrist sein / also schreibet Ireneus lib. 5. Cap. 30. Und ins Gemein die Außleger dieses Orths.

II. Seine Zahl wird seyn sechshundert sechs- und sechtzig; welche auf Griegisch verzeichnet wird mit drey Buchstaben / Chi / Xi / Sigma / denn das Chi bedeutet 600. Xi 60 Sigma 6. Es ist aber ungewiß ob der Antichrist sich der Griegischen Sprach-Buchstaben / und Zall gebrauchen werde / oder vielmehr der Hebräischen / (:Denn er wird seyn ein Jüd / der Jüden Fürst und Messias:) oder einer andern.[267]

So ist es wiederumb ungewiß / ob es nur allein drey Buchstaben seyn werden / als viel Ziphern der Sechser seynd: oder aber mehr Buchstaben die ein Zipher zusammen machen / als zum Exempel / der Griegische Buchstab Rho bedeutet hundert / Sigma zweyhundert / Tau drey hundert / machen zusammen gesetzet / sechs hundert / welches ist der erste Sechser / in den 666.

III. Dahero etliche vermeinet aus der Meinunge Aureoli und Lyrani der Antichristus sey gewesen der Mahomet / welcher regieret habe biß auff das Jahr 666. Wiederumb die Buchstaben des Mahomets Nahmen machen der Zipher nach die Zahl 666. In dieser Meynung seynd gewesen vor Zeiten Cedrenus. Zonaras / und Genebrardus. Sie haben aber weit gefehlet: Denn es gewiß und klar auß der Schrifft / daß der Mahomet nicht habe können seyn der Antichrist / sondern ein anderer erwartet werden; welcher kommen soll / gegen dem Ende der Welt / abermahl hat Mahomet angefangen zu herrschen / im Jahr Christi 620. und regieret 10. Jahr / und ist gestorben im Jahr Christi 630. aber gar nicht 666. wie Card. Baronius beweiset.

IX. Im übrigen bleibt unfehlbahr daß der Nahmen des Antichrists werde in sich haltet so viel Buchstaben / deren Zipher werden vollkömm ich in sich begreiffen die Zahl 666. Also lehren die heiligen Väter und Außläger der H. Schrifft / deren etliche sich gewaltig bemühet haben allerley Nahmen zusammen zu bringen /[268] welche diese Zahl der 666. bedeuteten / weil aber keine Göttliche Offenbahrung vorhanden / welche den Nahmen des Antichrists erkläre und entscheide / also würde es ein vermessenes und frevelers Stücke seyn / entscheiden wollen / welches eigentlich auß allen der rechte Nahme des Antichrists seyn werde; besonderlich weil der H. Johannes solchen mit Fleiß verschwiegen hat / deßwegen setzte er allein dessen Nahmens Zahl 666. auff daß wenn der Antichrist gebohren und genennet werde werden / man gleich aus der Zahl welche sich mit seinem Nahmen vergleichen würde / wir auch aus andern Zeichen / welche schon oben aus dem 13. Cap. Apoc. wie auch aus denen Propheceyungen Daniel Cap. 7 / v. 11. und den H. Paulo 2. Thessal. 2. angezogen worden / abnehmen werden können / diß müsse der Antichrist seyn.

Biß hieher jener: darzu ich setze / daß es freylich umb dieselbige Zahl ein wunderliches sey / in dem solche auch wohl gar lästerlich auff den Käyser Carolum den Fünfften ist gezogen worden / wie Hr. M. Theop. Spizelius gedencket in Examin. Vaticin. Anglic. cap. 9 / pag. 15. also:


KaroLVs Der fVnffte / TeVtsCher KeIser.

KaroLVs Von GenDt / TeVtschCher KeIser.

CaroLVs V. InDVperator.

CaroLVs V. GanDaVensIs.

Κάρολο; Ε. γαινδαέισιος Καῐσαε


Aber / wer siehet hier nicht den Betrug / und alßbald[269] die Wiederlegung dessen / auch außn Buchstaben? Denn beweise mir einer / daß ich besser schreibe Teutsch als Deutsch / hier sind schon 500. mehr. Warumb das Poeticum Induperator für Imperator / V. für Quintus? etc. Narrey! Ich hielte es dennoch lieber mit dem Nahmen Mahomet: als darzu auch folgendes gereichet zur Confirmirung. כאה Constellation oder Himmels Schrifft auff den Untergang des Türckischen Reichs deutend im Jahre 1666.

Rabbi Chomer erzehlet allerley Constellationes von vielen Reichen und Monarchien / die sich begeben / seit dem Anfang der Welt / als von denen Syrien / Jüden / Persern / Griechen / Römischen Königen und selben Senat / sammt mehr andern / die alle zu nichte worden sind mit der Zeit in Ihrer Regierung / außgerechnet nach Ihren Constellationen.

Nicht weniger beschreibt Er auch unterschiedene Constellationes der noch heut zu Tage in Flor stehenden Reiche / und unter andern auch der Türcken; Zu folge dann der Gezeugnüsse unterschiedener anderer Autorum / so ist vor etlichen Seculis fürnehmlich in Türckey gesehen worden diese Himmels-Schrifft. Wann mann nun die Zahl dieser Himmels Schrifft mit denen Jahren vor dem Türckischen Reiche zusammen rechnet / so wird sichs befinden / daß erwehntes Reich sich endigen müsse in diesem 1666sten Jahre.

Mahomet fieng an sich vor einen Propheten[270] außzugeben etwa Anno 630. vorhero nehrete er sich mit Handlung / wie die Araber ins Gemein zu thun pflegen; Zu erstbenannter Zeit aber in Gesellschafft habend einen Münch / genannt Sergius / der seines Glaubens ein Arrianer und Nestorianer war / item den Ketzer Antiochus und noch einen Jüden / der in der Necromantia sehr erfahren war / beschrieben und machten diese zusammen den Türckischen Alcoran / also das umbs Jahr 641. die Fundamenta zur Türckischen Regierung geleget waren.

Nach wenigen Jahren präsentirten sich am Himmel sieben Sterne die machten dieses Hebräische Wort כאה caach / welches anzeigt / wie die Türcken sollen untergehen und zu nichte gemacht werden. Caach hat 3. Bedeutungen / caach schwach werden / caach geschlagen werden / caach zu Ende lauffen / umb anzuzeigen den Jammer / der sich begeben wird beym Untergange des Türckischen Reichs.

Die Zeit nun / in welcher das Türckische Reich zu solchem Falle oder Ende kommen werde / weisen an diese Buchstaben. Der erste Buchstabe כ Kaph bedeutet allezeit 20. Der andere א Aleph thut ins Gemein 1000. / er müsse auch / sagt Chomer / mehr bedeuten / dann er hat mehr Sterne und scheinet heller denn die andern. Der dritte ה He thut allezeit 5. diese 3. Zahlen zusammen gerechnet / macht 1025. Jahre / und so lange muß die Türckische Regierung werden / ehe sie schwach wird / geschlagen wird / und zu Ende läufft.[271]

Thut man nun die Zahl / in welcher sichs angefangen nehmlich 641. dazu / und rechnets zu denen 1025. Jahren / so thuts 1666. Jahre. Und der Gestalt ist die benennte Frist täglich verflossen / welches die Zeit wird weisen / denn die Himmels Schrifft hat bey denen vorigen Reichen niemahln gesehlet. Lebet wol! Aus Wien vom 31. Martij von der Käyserlichen auß Türckey angelangeten Bottschafft wird meldung gethan / daß / nach dem sie unweit Ofen gewesen / umb den Mittag 3. Sonnen eine mit grossen gegen Constantinopel kehrenden langen Strahlen / die andere schön hell und klar / und die dritte gantz dunckel gesehen worden: worüber die Türcken ihr judicium gefället; daß nemlich die Erste entweder des Römisch oder des Ottomannischen Käysers / weil sich aber die Strahlen gegen Constantinopel gewendet / ihres Käysers Todt bedeuten würde. Die andere Sonne sey Anzeige eines guten und fruchtbaren Jahres / die dritte aber bedeute ihrer Völcker und der gantze nach Candia schiffenden Flotte Untergang: welches die Zeit geben wird. Von Smirna 17. Jan. als neulicher Tage der Türckische Käyser auff der Jagt gewesen / ist er auff seinem Pferde von einer Brücken in dem Strohm gefallen / und in 30. Persohnen so ihn salviren wollen / sind ertrocken. Ein Schaff Hirte aber selbiger Gegend / hat sich ins Wasser gemacht und seinen Käyser / der bey nahe halb todt war / auß selbigen gezogen. Welchem der Käyser alle seine Kleider und Kleinodien / die er daß mahl angehabt / verehret / und hierüber noch ein Einkommen von[272] hundert Aspern täglich. Aus Wien. 4. Nov. 1665. durch das mit Donner und Plitzen die 3. Tage und Nächte angehaltene grausame Weiter / sind in Constantinopel von einem Donnerstreiche viel Häuser und so gar das Arsenal ruiniret und verbrand worden / daß die Türcken solchen Schaden auff viel Millionen schätzen / welches der Pöbel für eine geschickte Straffe von ihrem Mahomet /wegen des wieder die Christen geführten Kriegs / helt: Item die aus Türckey kommende Rätze bringen mit / das in Constantinopel abermahl neue Unruhe sich erhoben: In dehm der grosse Vezier den neuligen Unwillen des Pöbels derer Gestalt wieder eingestellet / daß er in diesem wieder die Christenheit geführtem Kriege nicht so viel / als man vorgeben / geblieben: sondern viele nur auff eine Zeit in die Gräntzbesatzung verleget worden: Dessen Betrug der Pöbel erfahren / und ihn hinzurichten begehret. Item daß der Türcke mit dem Groß-Vezier übel zu frieden / weil er über 3. Millionen Goldes und viel Volcks in diesem Kriege eingebüsset / und anders nichts / als Neuheusel erobert. Item daß die erste grosse Feuersbrunst über 6. Millionen Schaden gethan. Item daß noch ein anders Brunst gewesen / drinnen in einer halben Nacht 1700. Häuser drauff gangen mit unaußsprechlichen Schaden. Aus Venedig 14. Dec. 1665. man höret / daß bey Soria ein Bassa mit mehr / als 20000. Mannen / aufgestanden: Deßhalben der Bassa von Aleppo und andere Besehlicht worden diesem zu steuren / ehe seine Macht grösser würde. Dieses ward auch über Livorno[273] confirmiret: und daß erwehnter Bassa schon einen Platz eingenommen. Item zu Gran / Cairo / ein Bürgerlicher Krieg zwischen dem Guvernör und Bassa des Orths entstanden / der Gestalt / dz in einer Rencontre wohl 18000. zu beyden Seiten todt blieben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 235-274.
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