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Hierauf folget 4. die Küssung des Bocks / davon meldet Iohannes Charterius welcher die Historien deß Königs Caroli VII. beschrieben / daß Guilhelmus Edelinus Doctor in der Sorbona zu Pariß / der in den Weinachten Anno 1453. für einen Zauberer condemniret worden / bekant / daß er offte bey Nacht zu den Versamlungen der Zauberer und Hexen sey vertragen oder weggeführet worden / und daselbst GOtt verleugnet / und den Teuffel in Gestalt eines Bocks / dē er dē Hindern geküsset / angebetet und geehret habe. Und dergleichen Exempel führet Bodinus16 am selbigen Ort sehr viel an. Author der Hundstäg. Erquickst.17 schreibet also: Hiernechst wendet (der Bock) sich herumb / und zeiget der gantzen Versamlung den Kindern / daran er einen mährgen[324] Schwantz hengen hat / den musten sie zu confirmirung ihres Homagii küssen. Ich konte bey diesem Gesichte nicht still schweigen / sondern fragte meinen Geist / wie dieses zuverstehen were (dann es kam mir so wunderlich für / daß so vornehme Manns- und Weibs-Personen / solchen scheußlichen Bock küssen / und so hoch verehren solten) da sprach der Geist zu mir: Den du als einen Bock ansiehest / den sehen nicht alle in solcher scheußlichen Gestalt an / sondern nur diese /welche schon lang bey der Zauberey gewesen / und darinne also bestätiget / daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr zu förchten. Den Ankömlingen aber / die du alhier in grosser Menge siehest / und an welchen noch zu zweiffeln ob sie beständig verbleiben möchten / die werden und sind verblendet / und sehen ihn alda nit in eines Bocks Gestalt sitzē / sondern sie vermeinen / sie sehen ihn an / als wann er ein grosser Fürst were; und wann sie seinen Hindersten küssen /vermeinen sie / sie küssen ihm die Hände / und etliche / sonderlich die Weibs-Personen / das Mannliche Glied. Damit muste ich mich nun abweisen lassen / dieweil sie sich sämbtlich in aller Eil von dem Theatro begeben / sahe ich diesem Handel noch ferner zu. Wie sie nun abgewichen / mein GOtt wie kam mir doch alles so wunderlich für? Sonderlich dieweil ich so viel fürneme bekante Personen unter dieser Geselschafft sahe /[325] welche ich allezeit für die Frömsten gehalten hette. Sprach derowegen abermals wider meinen Geist; Mein wie ist es doch möglich / daß sich diese Leute so schändlich haben verführen lassen / und wie ich zuvor gesehen / daß doch der mehrer Theil den Bock / als einen Bock / anschauet / und doch so höchlich verehret. Der Geist aber antwortet mir abermals und sprach / du darffst nicht vermeinen / als sich diese zum erstenmahl dem Geist ergebē / daß er sich in so heßlicher Gestalt præsentiret habe / sondern er ist ihnen erschienen in der aller schönsten Männlicher und Weiblicher Gestalt.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 324-326.
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