168.

[66] Andere erzählen von dieser Feuersbrunst so: Ein Karrenführer zankte sich mit dem Branntweinbrenner Findeisen, gegen dessen ehemaliges Haus man schaut, wenn man gerade die Burgstraße heruntersieht und von dem er immer das Korn holen mußte. Er warf aus Rache hinten in Findeisens Scheune Feuer und als Findeisen auf den Feuerruf kam, die Thür öffnete und ihm das Feuer entgegenschlug, sagte er: »Lat dat verfluchte Füer brennen!« Da kam der Graf Christian Ernst, der das Feuer besprechen konnte, ritt immer darum herum und das Feuer leckte immer nach ihm und ließ nicht nach. Da sagte er, wiewohl Findeisens Fluch Niemand gehört[66] hatte: »Lieben Leutchen laßt, das Feuer muß brennen, es ist verflucht!« So brannte es bis an das Haus auf der Burgstraße, welches jetzt Bäcker Remme gehört, und nach dem Markte zu bis an Kaufmann Hertzers Haus. Als wieder Alles aufgebaut war nach diesem großen Feuer, lag der Mordbrenner auf den Tod krank, er war ganz schwarz und Niemand wollte mehr zu ihm. Da verlangte er nach dem Pastor. Der kam und sagte: »Nun, was ist Er denn für ein grober Sünder?« Er antwortete: »Ich bin ja der Mordbrenner, der Wernigerode hat angesteckt.« Da sprach der Pastor: »So laß seine Seele fahren, wohin sie will!« und ging fort. Nach dem fünften Tage starb der Pastor vor Schrecken, der Mordbrenner aber war gleich gestorben und seine Leiche wurde auf einer Kuhhaut, die über den Schinderkarren gelegt war, nach dem Galgenberge gefahren.

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Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 66-67.
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