334. Kahlkopf.

[130] Rath S. war ein ungerechter Richter, wie einige behaupten, und zeigte sich in dem Lusthause, das sich in seinem Garten im Mühlthale befand, nach seinem Tode. Da sollte er verwiesen werden, und wiewohl er dem ersten, der ihn verweisen sollte, sagte: er könne ihn nicht verweisen, weil er einmal drei Weizenähren auf dem Felde abgepflückt habe, so wurde er doch in's Anneckenbruch verwiesen. Dort erschien er Frauen beim Kronsbeerpflücken und wollte sie nicht an die Kronsbeeren lassen, die so schön roth waren, wie die Quitschen oder die Kirschen. Die Kinder riefen immer nach dem Tode des Rath S. »Kahlkopf, komm heraus!« vor dem Lusthause.

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Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 130.
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