424. Heidecke.

[163] Die Frau eines Webers, der Heidecke hieß, war krank in Stolberg und er machte sich noch Abends nach zehn Uhr auf zu einem berühmten Doctor in Urbach. Zehn Minuten von Stolberg, auf der Schützenwiese, welche an den Antoniuskopf stößt, sah er ein Feuer, daran wollte er seine Pfeife anstecken, denn er meinte, daß es von Waldarbeitern[163] angezündet wäre. Er legte sich also eine Kohle auf die Pfeife, aber sie erlosch und die Pfeife brannte nicht an. So hob er eine andre auf, aber sie erlosch wieder. Da bemerkte er, daß es ein Goldstück geworden war, steckte das Stück bei und nahm noch mehrere zu sich. Als er nun fort wollte, war er von Geistern gehemmt und konnte nicht fort, hörte auch eine Stimme rufen: er solle mit dem Gelde der Armen, des Waisenhauses und der Kirche gedenken. Darauf ging er seiner Wege, und die Frau wurde geheilt. Er selbst lebte aber nur noch einige Jahre und erfüllte in dieser Zeit das Gebot der Geister. Der Kirche übergab er einen silbernen Kelch und eine silberne Kanne, die beim Abendmahle gebraucht werden und woran der Name Heidecke stehen soll.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 163-164.
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