Nr. 54. Der goldene Mönch von der Himmelpforte.

[32] Der alte H.... aus Altenrode hatte oftmals gehört: wenn man in der Johannisnacht mit zwei schwarzen Ziegenlämmern nach der Himmelpforte ginge, eine Wickerute mitnehme, und die ungefähr zehn Schritte vor das alte Mauerwerk lege, so würde die Wickerute hinspringen, wo die alten Mönche ihr Geld vergraben hätten. Zuerst würde ein Licht hervorkommen und ein goldglänzender Mönch würde neben dem Lichte stehen. Dann müsse man zwei schwarze Ziegenlämmer dicht vor den goldenen Mönch treiben, dann würde dieser verschwinden und eine Nonne würde kommen, die würde genau zeigen, wo das vergrabene Geld stände. Der alte H.... ging also in der Johannisnacht mit zwei schwarzen Ziegenlämmern nach der Himmelpforte. Die Wickerute legte er vor dem alten Mauerwerke nieder, sie hüpfte aber gleich fort und auf einmal kam ein Licht aus der Erde und ein goldglänzender Mönch stand bei dem Lichte. Sogleich ließ H.... seine Lämmer vor den Mönch hinlaufen, darauf verschwand dieser. In demselben Augenblicke erschien eine weiße Nonne, die bedeutete ihn, er solle ein Tuch nehmen und auf das Licht werfen, und dann sich niederlegen. Er nahm ein Tuch, warf es auf das Licht und legte sich nieder. Als er aufwachte, waren seine Lämmer und das Licht verschwunden. Er hob sein Tuch auf und es steckte ein Topf mit Silbergeld darunter, jedoch war das Geld viereckig.[32]

In der alten Johannisnacht (11. oder 12. Nacht nach Johannis, nach dem alten julianischen Kalender, so erläuterte der Erzähler) öffnet sich die Himmelpforte.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 32-33.
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