II.

[194] An einem Orte war ein Mann, der ward durch sein ruchloses Wesen bekannt. Wie er schon viele lose Streiche gemacht hatte, da hat ihn einer auf einen Scheunenboden gebannet. Aber hier ist er auch noch nicht zufrieden gewesen. Sein vieler Spuk auf dem Boden ist den Leuten lästig geworden und sie gingen nach dem Pater. Der Pater kam, überzeugete sich hiervon und wollte den Gebannten zur Rede stellen. Der Gebannte aber ließ sich von dem Pater nichts sagen, sondern schalt ihn aus und sagte, er hätte von seiner Mutter einen Dreier gestohlen; der Pater sagte: dafür habe ich Papier gekauft und Gottes Wort darauf geschrieben. »Er hätte Erbsen vom Felde gestohlen;« der Pater antwortete: die habe ich für den Hunger gegessen. Damit hatte aber der Pater schon ein gebrochen Schwert und konnte nichts mit ihm aufstellen. Kurze Zeit nachher schickten die Leute nach einem anderen Pater, welcher bannen konnte. Der bannete diesen unnützen Menschen in einen hohlen Weidenbaum. Lange Zeit nachher ließ der Besitzer den Baum abtreiben. Als der nun vor dem Hause vorbeigefahren wurde, wo der Mann vorher gewohnet hat, sprang der Unnütze heraus und lief oben[194] ins Haus. Der Spuk aber ging nun wieder von neuem los. Die Leute liefen wieder nach dem Pater. Der sagete, daß er ihn nun nicht wieder aus dem Hause herausbringen könnte. Da ist der Unnütze von einem anderen oben auf den Boden in eine Ecke gebannet, wo er heutigen Tages noch sitzet.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 194-195.
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