Vierter Auftritt

[189] Die Vorigen. Kathrine.


KATHRINE. Herr Gotthart, die Frau Kreuzin läßt sich melden. Sie will Ihnen die Abschiedsvisite geben.

HERR GOTTHART verdrießlich. Ich wollte, daß sie auf dem Blocksberge wäre! Nun muß sie mit ihrem Abschiednehmen kommen, da ich eben gute Freunde bei mir habe. Sie verderbt uns die ganze Gesellschaft.

ERNST GOTTHART. Ach! die arme Frau hat ebenfalls die Hypochondrie!

KATHRINE. Was soll ich antworten?

HERR GOTTHART. Ei! mit der verdrießlichen Visite! Hört, Kathrine! sagt: ich ließe die Frau Kreuzin schön grüßen, und ich wüßte wohl, daß sie nicht gern bei vielen Leuten wäre; ich hätte aber heute etliche[189] Freunde aus der Fremde bei mir: ich ließe ihr also eine glückliche Reise wünschen.

ERNST GOTTHART. Mein Herr Vater, wo Ihnen dieser Besuch nicht gar zu sehr zuwider ist, so lassen Sie sie immer kommen! Ich wollte sie doch gern einmal sprechen. Sie hat überaus viel wider das Hypochondriacum gebraucht; ich möchte doch gern hören, was ihr am besten bekommen ist.

HERR GOTTHART. Von Herzen gern, mein Sohn. Sonst aber taugt die Frau in Gesellschaften gar nichts.

ERNST GOTTHART. Ach! ich bitte Sie recht sehr darum, Herr Vater.

HERR GOTTHART. Nun, meinethalben! Hört, Kathrine, sagt: Ihr Besuch sollte mir herzlich lieb und angenehm sein.

KATHRINE. Gut, so will ich sagen. Sie mag es glauben oder nicht. Geht ab.


Quelle:
Die bürgerliche Gemeinschaftskultur der vierziger Jahre. Herausgegeben von Prof. Dr. Brüggemann, Leipzig 1933, S. 189-190.
Lizenz:
Kategorien: