Sieben und Vierzigstes Kapitel.

[158] Wie der Teufel von einer alten Papfeig betrogen ward.


Der Bauer kam traurig und schweigsam nach Haus. Sein Weib, die ihn so sah, dacht erst man hätt ihn auf dem Markt bestohlen. Als sie aber die Ursach seines Kummers hört' und den Beutel voll Geld sah, sprach sie ihm[158] freundlich Muth ein, und verhieß ihm daß ihm dieser Kratz nichts schaden sollt; er sollt sich nur auf sie verlassen und steifen, sie hätt sich schon den Handel gut ausgedacht.

Und, sprach der Bauer, wenn das Schlimmst zum Schlimmen kommt, so trag ich eine Schramm davon; ich geb mich auf den ersten Hieb und lass ihm's Feld. – Nix! nix da! sprach die Alte, steif du dich nur auf mich, und laß mich machen. Der Teufel, sagst du, ist noch klein? Nur still, der soll sich dir bald geben: das Feld wolln wir behalten. Ja wenns noch ein grosser Teufel wär, müßt mans bedenken.

Der anberaumte Tag war der, an dem wir auf das Eiland kamen. Des Morgens fruh bey guter Zeit war der Bauer sehr ordentlich zu Beicht und Abendmahl gewesen, als guter Katholik, und sich so ducklings, auf des Pfarrers Rath in den Weihbrunn versteckt, wie wir ihn fanden.

Just als man uns die Geschicht erzählt', kam Post: daß die Alte den Teufel betrogen und das Feld gewonnen hätt. Die Art und Weis war die: Der Teufel kam an des Bauern Thür, pocht' an, und schrie: Ho! Lump, ho Lump! itzt 'raus, auf blanke Krallen! sassa, 'raus! Ging drauf ganz frank und frech ins Haus, fand aber da den Bauer nicht mehr, sondern sein Weib, das heulend und schreyend an der Erd lag: Frug sie also: Was ist los? Wo ist er? Was schafft er? – Ha, spricht die Alte, wo wird er seyn? der Schelm, der Dieb, der Schinderknecht! Er hat mich verschändet, ich bin verlesen! den Schaden verwind ich nimmermeh, dieß ist mein Letztes. – Wie? spricht der Teufel, was ist? was giebts? Nu wart, den will ich euch schon lausen. – Ha! schrie die Alte, der Schinder, der Bluthund, der Teufelskreller spricht zu mir, er hätt sich heut mit euch bestellt zu kratzen, da wollt er die Nägel nur proben und kratzt' mich, blos mit dem kleinen Finger hie zwischen die Bein, ich bin verschändet zeitlebens: ich überleb es nicht. Schaut her! Nu is er gar zum Schmidt, der soll ihm die Krallen erst noch recht schärfen und spitzig machen. Ihr seyd verloren, Herr Teufel! mein Freund! fort, rettet euch; er muß gleich hier seyn, lauft was ihr könnt, ich bitt euch drum.

Und damit hub sie sich bis ans Knie auf, in der Art, wie die Persischen Weiber weiland sich ihren Kindern zeigten,[159] die aus dem Treffen entflohen waren, und zeigt' ihm ihr Wasistdas. Als der Teufel die enorme Solutionem Continui in allen Dimensionen sah, da schrie er laut: Ho Mahom! Demiurgon! Alekto! Persephone! Megära! Nein, mich kriegt er nicht. Itzt greif ich aus im Hundstrott. Sela. Er soll's Feld haben.

Als wir nun des Handels Katastroph und End vernommen, stiegen wir wieder zu Schiff und weilten länger nicht allda. Pantagruel schenkt', in Betracht der großen Noth am Ort und Armuth des Volkes, achtzehntausend güldne Realen in den Gotteskasten.

Quelle:
Rabelais, Franz: Gargantua und Pantagruel. 2 Bände, München, Leipzig 1911, Band 2, S. 158-160.
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