Achter Auftritt


[313] Vorige. Ein Kohlenbauer.


AMTMANN. Hast du den Mann gesehen am Ausgange des Waldes, wie er das alte Weib vom Wagen hat herabgebunden?[313]

KOHLENBAUER. Ja, ja, der ists, den hab ich gsehen, gstrenger Herr Amtmann, ich hab ihm noch zugrufen, was er da macht? Er hat gsagt, wenn ich ihn verrat, so schlagt er mich tot. Darauf kann ich schwören.

GLUTHAHN. Aber Euer Gnaden, Euer Gnaden, das ist a Verschwärzung, wie man s' nur von einen Kohlbauer erwarten kann. Losgebunden hab ich s', das ist wahr, aber gebunden hab ich s' nicht.

AMTMANN. Wer hat sie denn gebunden?

GLUTHAHN. Sie hat sich selbst gebunden, Euer Gnaden, damit sie nicht herunterfallt, das arme Weib, ich hab ihr nur mein Halstuch gliehen dazu.

AMTMANN. Aber du hast ihr doch hilfreiche Hand geleistet, denn selber konnte sie das nicht? Das hast du doch getan, nicht wahr?

GLUTHAHN. Mein, Euer Gnaden, man unterstützt ja doch ein Menschen, wann er so was vorhat, und mein Herz, Euer Gnaden! Sie hat mir so erbarmt, gholfen hab ich ihr, aber gebunden hab ich s' nicht, das sag ich gleich, Euer Gnaden, das wär gfehlt, das weiß ich schon.

AMTMANN zu Rossi laut. Es scheint doch, daß er unschuldig ist.

GLUTHAHN für sich. Ich lüg mich schon heraus.

AMTMANN. Du hast sie dem Herrn von Rossi verkaufen wollen, vielleicht billig, nicht wahr, du sagst ja, das ließ' schon dein Herz gar nie zu.

GLUTHAHN. Ich hab ein einzigs Herz, ich hab das Weib versorgen wollen, Euer Gnaden, und hab ihm s' gebracht und hab nur um ein Trinkgeld beten, nicht wahr? mein lieber gnädiger Herr, Leise. helfen mir Euer Gnaden, ich schenk Ihnen mein schönsten Acker.

ROSSI. Du wagst es, mir so einen Antrag zu tun? Du Schurke! Hast du die Alte nicht in meiner Gegenwart mißhandelt? nicht mit mir abgehandelt und mir ihren Schmerz verkauft? Dich soll man so lange hauen, bis dir Diamanten vor den Augen flimmern.

AMTMANN. Das wird geschehen, wenn er nicht bald bekennt.[314]

GLUTHAHN. So ist denn alles wider mich verschworen, wegen meiner gehs, wies will, ich sag jetzt nimmer nein, ich siehs, ein rechtschaffener Mann, wie ich bin, hat kein Glück.

AMTMANN. Du bist ein Räuber, bist ein Schurke und wirst im Gefängnis büßen, fort mit dir.


Gerichtsdiener ergreifen ihn.


GLUTHAHN. Hans! mein Weib soll auf mein Wirtschaft schaun.

HANS. Dein Weib ist tot. Heut früh ist s' gstorben.

GLUTHAHN. Das ist ein Leichtsinn ohnegleichen, stirbt, und ist kein Mensch im Haus, jetzt tragen sie mir das ganze Geld davon.

AMTMANN. Das wird dir das Gericht bewahren. Fort mit ihm!

GLUTHAHN. Ein jeder Pfennig brennt auf ihrer Seel. Ich unglückselger Mensch, hätt ich nur mit kein alten Weib was angfangt. Ab.

AMTMANN. Das ist ein schlechter Kerl. Einen solchen gibts nicht mehr. Zum Kohlbauer. Du kannst jetzt gehn!


Kohlbauer geht ab.


AMTMANN zum Gerichtsdiener. Die Alte bringt! Gerichtsdiener geht ab. Zu Rossi. Wenn Sie Geschäfte rufen? –

ROSSI. Nein, das ist mir äußerst merkwürdig.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 313-315.
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