Zwölfter Auftritt


[448] Thestius, Epaminondas, mehrere Einwohner von Massana kommen von der Seite, wo der Genius abgeschritten ist.


THESTIUS. Ist aus mit ihm, ist stumm, die Götter haben seinen Mund geschlossen.

EPAMINONDAS. Ein sonst so sanftes Roß und schleudert ihn herab, daß von dem Fall die Erde donnert. Die Weiber weinen. So heult doch nicht. Seid ihrs nicht schon gewohnt? Seit sieben vollen Jahren hat Unglück hier im Lande sich gelagert und über diese Stadt sein schwarzes Zelt gespannt. Ich bin schon stumpf gemacht, mich kanns nicht rühren mehr, wenn meines Nachbars Dach auf seinen Schädel stürzt. Nur Weiber können sich an so was nicht gewöhnen.

THESTIUS. O Hades, ungerechter Fürst der Unterwelt, der du aus Rache, weil Massana nicht den König hat gewählt, den du durch deine unterirdischen Orakel ihm bestimmen ließest, das arme Reich mit Übel aller Art verfolgst! So daß wir wie auf nie betretnem Eisgeklüft nicht einen Schritt auf breiter Straße tun, wo nicht Gefahr des Lebens mit verbunden ist.

EPAMINONDAS. Seht! was läuft das Volk zusammen? Zwei Fremde bringen sie.

THESTIUS. Die sind so selten jetzt im Land, als ob sich Kometen zeigten. Hippomedon führt sie.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 448.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die unheilbringende Zauberkrone
Raimundalmanach / Die unheilbringende Zauberkrone: Oder König ohne Reich, Held ohne Mut, Schönheit ohne Jugend