Zweiter Auftritt

[512] Vorige. Pralling.


PRALLING tritt einen Schritt aus seinem Kabinett und ruft. He! Bediente!

BEIDE sehen sich um. Ja! Befehlen?

PRALLING. Ich habe schon zweimal geklingelt. Wollen Sie so gefällig sein, mir Rum zu bringen?

JOHANN vornehm nickend. Sogleich, mein Herr! Zu Fritz. Hast du den gehört? Der hat mir in sechs Wochen noch keinen Pfennig Trinkgeld gegeben, und ein solcher Mann hat bei mir keinen Anspruch auf Ruhm zu machen. Den laß ich warten.

FRITZ. Oh, auf den acht ich auch nicht. Der Herr hält ja nicht viel auf ihn.

JOHANN. Das ists, auf was man sehen muß. Auch der Kammerdiener mag ihn nicht.[512]

FRITZ. Nun, wenn ihn der nicht mag, da kann er sich bald aus dem Schlosse trollen. Der wird ihn schon gehörig zu verleumden suchen.

JOHANN. Ja, der reitet auf der Gunst des gnädgen Herrn, und niemand kann ihn aus dem Sattel werfen.

FRITZ. Du kennst ja seinen Wahlspruch: Alles für den Nutzen meines gnädgen Herrn, und dabei stopft er sich die Taschen voll.

JOHANN. Das wird aber auch eine schöne Wäsche geben, wenn dem seine Betrügereien einmal ans Tagslicht kommen. Ich kenne keinen raffinierteren Schurken. Da ist unsereiner gerade nichts dagegen.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 512-513.
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